Im Deutschen Bundestag spricht der Bundesumweltminister von den „enormen Gewinnen der deutschen Solarindustrie“, in der rauen Wirklichkeit grassiert die Insolvenz. Ende Februar haben die vier deutschen Töchter des holländischen Unternehmens Scheuten Solar Konkurs angemeldet. Beim Amtsgericht Essen wurde Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Die Rechtsanwälte Steffen Reusch und Bernd Depping wurden zu vorläufigen Insolvenzverwaltern bestellt. Betroffen sind die Scheuten Solar Production Facilities GmbH, die Scheuten Solar Cells GmbH, die Scheuten Solar Technology GmbH und die Scheuten Solar Holding Germany GmbH. Die vier Gesellschaften haben ihren Sitz in Gelsenkirchen. Die 233 Beschäftigten erhalten vorläufiges Insolvenzgeld, die Löhne sind für drei Monate gesichert. Ob die Firmen verkauft oder abgewickelt werden, müssen die Insolvenzverwalter mit der niederländischen Konzernmutter aushandeln. Bis Ende Mai soll ein Sanierungskonzept vorliegen. Scheuten Solar ist auf gebäudeintegrierte Photovoltaik spezialisiert.
In Griesheim fällt der Hammer
Auch die Ralos New Energies AG aus dem hessischen Griesheim hat Insolvenz angemeldet. Als Grund wurde Zahlungsunfähigkeit genannt, der Antrag ging beim zuständigen Amtsgericht in Darmstadt ein. Weil es nicht gelang, die Liquidität zu sichern und weitere Einbußen aufgrund der politischen Kürzungspläne zu verzeichnen sind, blieb nur der Weg in die Insolvenz. Davon betroffen sind auch die beiden Tochtergesellschaften Ralos Projects GmbH und Ralos Solar GmbH. Das Amtsgericht Darmstadt hat für die Ralos New Energies AG den Michelstädter Rechtsanwalt Bastian Messow zum vorläufigen Insolvenzverwalter berufen. Sein Kollege Markus Plathner ist für das vorläufige Insolvenzverfahren der Ralos Solar GmbH zuständig. Beide Rechtsanwälte hatten bereits den Teilverkauf der insolventen Gecko Group an Centrosolar erfolgreich abgeschlossen. Zur vorläufigen Insolvenzverwalterin der zweiten Tochterfirma wurde die Rechtsanwältin Sylvia Rhein berufen.
Q-Cells einigt sich mit Gläubigern
Unterdessen meldete Q-Cells, dass mit allen Gläubigern eine Einigung über die Schulden und Kreditlinien erreicht wurde. Nach einer ersten Runde im Januar hatten einzelne Gläubiger die Zustimmung verweigert, die fällige Wandelanleihe bis Ende April zu stunden. Nun kam eine Einigung zustande, die dem Thalheimer Zellhersteller eine weitere Galgenfrist verschafft. Unterdessen hat der indisch-arabische Konzern Microsol ein verbindliches Angebot zur Übernahme der insolventen Modulherstellers Solon aus Berlin vorgelegt. Microsol will 433 der 471 Jobs übernehmen. Bekannt wurde auch, dass der chinesische Zellhersteller LDK als Großaktionär beim Wechselrichterhersteller Sunways in Konstanz eingestiegen ist. Der Einkauf erfolgte im Zuge einer regulären Kapitalerhöhung. LDK hat sämtliche Neuaktion übernommen und hält nun ein Drittel der Unternehmensanteile. (Heiko Schwarzburger)