Es sei der heilige Gral der Industrie der erneuerbaren Energien, so bewertet David Mc Callum, Chef von Conergy Australien die Verbindung von Solarkraftwerken mit Großspeichern. Diese müssen wiederum mit intelligenter Software ausgestattet sind, um auch den Anforderungen des Netzes zu genügen und die Volatilität der Stromerzeugung des Solarparks auszugleichen, an den sie angeschlossen sind. Mc Callum erklärt dies mit Blick auf den Start des Baus eines Solarkraftwerks mit angeschlossenem Stromspeicher im Norden des Landes, wo der Äquator nicht mehr weit weg und die Sonneneinstrahlung entsprechend hoch ist. Der geplante Solarpark mit einer Leistung von 13 Megawatt soll immerhin 22,6 Gigawattstunden jährlich produzieren.
Erzeugung verschieben
An diesen Solarpark wird Conergy einen großen Speicher mit einer Leistung von 1,4 Megawatt und einer Kapazität von 5,3 Megawattstunden anschließen. Der Speicher soll gleich drei Funktionen erfüllen. Zum einen will der Betreiber mit ihm die verschiedenen Betriebszustände des Solarparks ausloten. Zum anderen will er aber auch die Möglichkeit haben, mit dem Speicher in den Inselbetrieb zu gehen, wenn das Netz ausfällt. Den eigentlichen Zweck erfüllt der Speicher aber, indem er die Einspeisung des Solarstroms so verschiebt, wie er von den Kunden des Netzbetreibers und Energieversorgers Ergon Energy gebraucht wird.
Netzschwankungen ausgleichen
Hier zeigt sich auch der Unterschied zum zweiten Großprojekt, das jüngst angekündigt wurde. Der amerikanische Speicherprojektierer Greensmith Energy wird zusammen mit Eon auf dem Gelände des Wissenschafts- und Technologieparks der Universität Arizona in Tucson einen Solarparks mit zwei Megawatt Leistung in Verbindung mit einem Speicher errichten, der satte zehn Megawatt leistet. Dieser ist vor allem für die Stabilisierung des Netzes der Tucson Electric Power zuständig, in deren Netzgebiet das gesamte System errichtet wird. Der Netzbetreiber braucht vor allem kurzfristig viel Leistung, um auf die Schwankungen im Netz, aber auch bei der Stromerzeugung reagieren zu können. Denn in Arizona sind die Energieversorger dazu verpflichtet, immer mehr Ökostrom in ihr Portfolio aufzunehmen. Das Ziel sind 15 Prozent bis 2025. Um die aus der volatilen Erzeugung und dem volatilen Verbrauch resultierenden Netzschwankungen auszugleichen, brauchen die Energieversorger die leistungsstarken Großspeicher. Diese können – wie in Tucson – unter anderem mit dem Strom aus dem Solarpark geladen werden. Dafür ist wiederum keine allzu hohe Solarparkleistung notwendig.
Strom für Kühlung auch in der Nacht
Anders ist das im australischen Lakeland. Denn in dieser Region im Norden des Bundesstaates Queensland wird Conergy sein System errichten. Dort braucht der Speicher vor allem viel Kapazität. Denn die Lastkurve ist vor allem aufgrund der Hitze in den Sommermonaten bis weit in die Nacht hinein verschoben, ein Zeitraum, der nur mit dem vorher eingespeicherten Strom abgedeckt werden kann. Aber auch in den Winternächten sinken die Temperaturen nur selten unter 20 Grad Celsius, was den Kühlbedarf bis weit in den Abend hinein verlängert. Für diese Verschiebung in die Abend- und Nachtstunden ist die Leistung nicht so entscheidend. Der Speicher braucht vor allem viel Platz für den Solarstrom, der tagsüber erzeugt wird. Conergy hat den Speicher so ausgelegt, dass er in den Tagesstunden vom Solarpark befüllt werden kann mit dem Strom, der in dieser Zeit nicht verbraucht wird. Damit steht dann genügend Energie zur Verfügung, um auch nach Sonnenuntergang genügend Strom für die Klimaanlagen in den Haushalten von Lakeland vorrätig zu haben.
Ökostromausbau vorantreiben
Für Conergy ist das Projekt ein echter Meilenstein. Denn damit setzt das Unternehmen fest einen Fuß auf den australischen Speichermarkt, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird. Auch die australische Regierung ist interessiert an solchen Projekten, die die Abhängigkeit von der Kohleverstromung reduzieren. Immerhin hat das Land riesige Potenziale für erneuerbare Energien, nutzt diese aber bisher noch zu wenig. Das gute Windangebot an den Küsten und die hohe Sonneneinstrahlung lassen aber mehr zu. Doch derzeit liegt der Anteil der Erneuerbaren bei nur 15 Prozent, während 61 Prozent des Stroms in Kohlekraftwerken erzeugt wird. Um den Ökostromausbau voranzutreiben und die Herausforderungen der volatilen Stromerzeugung aus Sonne und Wind zu meistern, unterstützt die Australische Agentur für Erneuerbare Energien das Projekt mit 17,4 Millionen Australischen Dollar. Das sind immerhin gut 40 Prozent der gesamten Investitionssumme von 42,5 Millionen Australischen Dollar. „Das Projekt ist eine spannende Möglichkeit, die neusten Entwicklungen in der Solartechnologie mit einem Batteriekraftwerk zu kombinieren, um die Einspeisung zu verstetigen, die Qualität der Stromlieferungen in einer Region am Rande eines Netzgebietes zu verbessern und damit den Weg für ein Integrationsmodell für erneuerbare Energien zu ebnen, das in der ganzen Welt genutzt werden kann“, betont David Mc Callum. (Sven Ullrich)