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Netzintegration von Solarstrom

PV Grid veröffentlicht erste Ergebnisse

Das von der Europäischen Kommission Mitte November 2012 ins Leben gerufene Projekt PV Grid hat drei Monate vor dem eigentlichen Termin die ersten Ergebnisse veröffentlicht. Auf der Internetseite des Projektes sind die Daten der ersten zehn von insgesamt 16 daran beteiligten Länder der Europäischen Union abrufbar. Für Slowenien, die Tschechische Republik, Großbritannien und Italien liegen noch keine Daten vor und für die Niederlande und Belgien sind noch keine Daten für den Netzanschluss vorhanden. „Für die deutsche Solarbranche ist PV Grid ein wesentliches Instrument zum Erschließen von Photovoltaikexportmärkten in Europa“, erklärt Jörg Mayer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar), der das gesamte Projekt koordiniert. „PV Grid hilft außerdem den Ländern, die Vorteile der Photovoltaik möglichst effizient zu nutzen und Netzausbau zu sparen.“

Quantitative Datenerhebung der Rahmenbedingungen


Schon auf der Startseite bekommt der Nutzer eine groben Überblick, wie die Situation in den einzelnen europäischen Ländern ist. Es ist eine Zusammenfassung der Ergebnisse einer quantitativen Erhebung der jeweiligen nationalen Rahmenbedingungen in den teilnehmenden Staaten. Die basiert auf Aussagen der jeweiligen Branchenvertreter des Landes. Anhand einer Farbskala kann man direkt die Einordnung eines jeden Landes ablesen. Dabei hat der Nutzer die Wahl zwischen drei verschiedenen Marktsegmenten – kleine Dachanlage mit einer Leistung von 3 Kilowatt, kommerzielle Anlage mit einer Leistung von 50 Kilowatt und einer Freiflächenanlage mit einer Leistung von 2,5 Megawatt. Außerdem kann er sowohl die gesamte Dauer der Installation einer Solarstromanlage von der Standortsuche bis zum Netzanschluss und der Inbetriebnahme ablesen. Schon hier offenbaren sich erheblich Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. So sind die Rahmenbedingungen für den Bau einer kommerziellen Dachanlage in Schweden besonders schlecht. Auch in Spanien und in Griechenland ist es sehr mühsam, ein solches Projekt zu realisieren. Die besten Rahmenbedingungen für den Bau einer solchen Anlage bieten Deutschland, die Niederlande, Portugal und die Slowakei. Aber auch der Vergleich der einzelnen Segmente innerhalb eines Landes offenbaren erheblich unterschiedliche Rahmenbedingungen. So ist der Bau einer kleinen Aufdachanlage in Griechenland wegen der geringen administrativen Hürden und kurzer Wartezeiten für Genehmigungen sehr zügig möglich, während große Projekte durch erhebliche administrative Hürden behindert werden. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Belgien, Frankreich, Österreich, Polen und Bulgarien.

Direkter Vergleich offenbart Unterschiede in Europa


Ein direkter Vergleich der konkreten Werte offenbart das Ausmaß der Unterschiede zwischen den Ländern aber auch zwischen den Leistungsklassen innerhalb eines Landes. So braucht ein Projektentwickler in Schweden durchschnittlich 92 Wochen zum Bau einer kommerziellen Aufdachanlage. Dabei muss er durchschnittlich 83 Wochen auf diverse Genehmigungen der Verwaltung und des Netzbetreibers warten. Allein die Wartezeit für den Netzanschluss beträgt insgesamt sieben Wochen. In Spanien dauert es 78 Wochen bis zur Realisierung eines solchen Projektes, wobei hier der Anteil der Wartezeit auf Genehmigungen durchschnittlich 45 Wochen beträgt. Allein neun Wochen wartet dort der Projektentwickler auf die Genehmigung und die Realisierung des Netzanschlusses. In beiden Ländern ist es aber vor allem der Zugang zu den Systemen der Förderung von Solarstrom, der die Installationszeit in die Länge zieht. Das dauert in Schweden durchschnittlich 78 Wochen und in Spanien 29 Wochen. In Deutschland ist die Situation anders. Der Zugang zur Förderung ist hier besonders einfach. Allerdings ist der Netzzugang besonders mühevoll. Von den durchschnittlichen neun Wochen, die ein Projektentwickler für die Realisierung braucht, wartet er allein sieben Wochen auf den Anschluss seiner Anlage durch den Netzbetreiber.

Regulative Barrieren identifizieren


„Durch die Erkenntnisse von PV Grid erhalten Entscheider in Politik und Verwaltung ein transparentes Bild von den unterschiedlichen Verfahren innerhalb der Europäischen Union“, kommentiert der BSW-Solar die Ergebnisse. „Zugleich werden Ansatzpunkte für die Optimierung von administrativen Prozessen deutlich.“ Die nächsten Schritte des Projektes sind neben der Vervollständigung der Datenbasis vor allem die Analyse der regulativen Barrieren, die eine schnelle Netzintegration von Solarstrom bisher noch behindern. (Sven Ullrich)