Denn das Eckpunktepapier (siehe Pro/Contra), das Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel jetzt durchboxen will, wird zum Kahlschlag in der Landschaft der erneuerbaren Energien führen. Ausschreibung und Direktvermarktung bei einem Börsenpreis, der am Boden liegt, statt Festpreisvergütung werden das Risiko deutlich erhöhen. Den Strompreis wird diese Strategie aber nicht senken. Kleine Energiegenossenschaften und Bürgerenergieprojekte werden dann bei keiner Bank mehr auf eine Finanzierung hoffen können. Statt kleiner, dezentraler Strukturen werden nur noch große Energieversorger und Konzerne zum Zuge kommen.
Ebenso verheerend wäre der Plan, die Windkraft an windschwachen Standorten nicht länger zu vergüten. Für die Windkraft in Bayern und Baden-Württemberg hieße das, so Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller in unserer aktuellen Print-Ausgabe, die Hälfte aller Standorte wäre in Gefahr. Für mich heißt das: Die Regierung wird schlecht beraten. Offenbar weiß sie nicht, dass die Branche in den vergangenen Jahren hervorragende Turbinen für eben solche Schwachwindstandorte entwickelt hat. Es macht keinen Sinn, die dezentrale Energieversorgung in Süddeutschland um die günstigste Regenerativquelle zu berauben.
Das waren nur zwei Beispiel von vielen Unzulänglichkeiten des derzeitigen Eckpunktepapiers. Und, wie eingangs gesagt, vielleicht wird es nicht nachgebessert. Warum? Die Regierung meint offenbar, die Regenerativbranche sei viel zu lange schon unbeschadet davon gekommen. Muss man da nicht auf beiden Augen blind sein? Welche andere Branche hat so viele Firmenpleiten erlebt wie die deutsche Solarbranche in den vergangenen zwei Jahren?
Nicole Weinhold, Chefredakteurin