Die Hamburger Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy hat 20 Prozent der Anteile an einem Großspeicher im fränkischen Haßfurt erworben. Mit der Beteiligung an der Anlage will der Versorger testen, wie die schwankende Erzeugung von Windkraft- und Solaranlagen künftig noch besser an den Stromverbrauch angepasst werden kann. Den reaktionsschnellen Speicher betreibt die Genossenschaft gemeinsam mit den Städtischen Betrieben Haßfurt und der Vispiron Eco Investment.
Drei verschiedene Fahrweisen des Speichers
Der Lithiumionen-Speicher in Haßfurt ist schon seit Herbst 2021 in Betrieb ist. Er hat eine Kapazität von zehn Megawattstunden. Damit könnte er rein rechnerisch 1.000 Haushalte für mehr als 24 Stunden mit Strom versorgen. Die Anlage wird derzeit schon mit einem innovativen Konzept betrieben. Dieses setzt sich aus drei verschiedenen Fahrweisen zusammen.
Zunächst wird die Flexibilität des Speichers im Intradayhandel vermarktet, bei dem Strom tagesaktuell und kontinuierlich gehandelt wird. Zudem senkt die Batterie mit ihren neun Megawatt Leistung die Netznutzungskosten an der Übergabestelle zwischen Verteilnetz und Mittelspannungsebene. Davon können wiederum Stromkund:innen der Region profitieren. Zusätzlich wird der Speicher für die Kompensation von Blindleistung genutzt, was energietechnisch im Wechselstromnetz notwendig ist.
Weiteres Betriebskonzept aufgesetzt
Um den besseren Ausgleich der volatilen Ökostromeinspeisung mit dem Verbrauch zu erproben, wird ein zusätzliches Betriebskonzept des Speichers eingeführt. Auf diese Weise sollen die Schwankungen bei der Stromerzeugung durch Wind- und Solarkraftwerke ausgeglichen werden. Denn der Speicher lagert eventuelle Überschüsse zwischen, wenn sonst zu viel Strom im Netz wäre.
Erst wenn der Verbrauch höher als die Stromproduktion ist, speist er die Energie ein. „Batteriespeicher sind grundsätzlich ein wichtiger Baustein für die Energiewende“, begründet Erich Pick, Leiter Energiesysteme & Technologische Systeme bei Green Planet Energy, die Beteiligung am Haßfurter Speicher. „Mit dem Großspeicher in Haßfurt wollen wir unter realen Bedingungen erproben, wie wir noch mehr Energie aus Wind und Sonne in unser Portfolio integrieren können.“
Klare Hierarchie der Stromnutzung und Speicherung
Die Fahrweise des Speichers sei zugleich auf den Elektrolyseur abgestimmt, den die Hamburger seit 2016 gemeinsam mit dem Stadtwerk Haßfurt betreiben, gibt Green Planet Energy bekannt. Diese Anlage dient wiederum dazu, bei Stromüberschuss erneuerbaren Wasserstoff herzustellen. Allerdings hat aus Effizienzgründen der direkte Verbrauch des produzierten Ökostroms Vorrang. Wenn Überschüsse vorhanden sind, werden diese wiederum zunächst in den Batteriespeicher eingelagert. Erst wenn dieser voll ist, springt der Elektrolyseur an und produziert Wasserstoff.
Energiewendetaugliche Vermarktung
Um die Vermarktung der Speicherleistung und die Steuerung des Elektrolyseurs kümmert sich SE Trade, ein Tochterunternehmen des Projektpartners Vispiron. „Durch das neuartige Betriebs- und Vermarktungskonzept kann der Batteriespeicher energiewendedienlich und wirtschaftlich zugleich genutzt werden“, erklärt Erich Pick. „Das bringt die Energiewende insgesamt voran und ist damit ganz im Sinne unserer Kund:innen und der Mitglieder unserer Ökoenergiegenossenschaft“, betont er. (su)