Aktuell arbeiten GP Joule und H-Tec Systems an der Entwicklung eines Stromlückenfüllers. Das Projekt für ein Kombikraftwerk Power-to-Gas-to-Power wandelt Strom aus erneuerbaren Energien mithilfe der PEM-Elektrolyse in Wasserstoff um und speichert ihn zwischen. Der Wasserstoff kann bedarfsgerecht zusammen mit Biogas aus einer Biogasanlage in einem Blockheizkraftwerk wieder verstromt und ins Stromnetz eingespeist. Das System befindet sich derzeit in der Pilotphase, Ende 2014 soll es mit zwölf Elektrolyseuren in die erste Ausbauphase gehen.
Die Bundesregierung und verschiedene Institutionen wie Agora Energiewende erwarten erst für 2030 einen starken Bedarf an Speichern. Ist GP Joule also zu früh dran mit der Technologie? Es lohnt sich schon heute in Speichertechnologien zu investieren, um die Nutzung der erneuerbaren Energie neuen Märkten zur Verfügung zu stellen. Zudem können wir durch die jetzigen Investitionen in Speicher anstehende Kosten wie für den Ausbau der Stromtrassen oder für die Bereitstellung von Reservekraftwerken teilweise einsparen", erklärt Ove Petersen, GP Joule-Geschäftsführer. Der entscheidende Vorteil der Speichertechnologie des Unternehmens sei deren Vielseitigkeit: Wasserstoff aus regenerativen Quellen wird sowohl im Wärmemarkt als auch bei Industrieanwendungen und im Bereich der klimafreundlichen Mobilität benötigt. Der Bedarf sei bereits am Markt vorhanden.
Wie will man die Kosten in den Griff kriegen?
Doch die Kosten sind erheblich. "Die komplette Power-to-Gas-Technologie, die wir zusammen mit unserem Tochterunternehmen H-Tec Systems entwickelt haben, ist auf Massenfertigung ausgelegt", erklärt Petersen. "Damit ergibt sich ein enormes Skalierungs- und Kostensenkungspotenzial. Zudem sind Pilotanlagen wichtig. Denn so erhöhen wir die Stückzahlen der produzierten PEM-Elektrolyseure und senken gleichzeitig die Kosten, indem wir die gesammelten Erfahrungen aus der Praxis in die Optimierung der Technologie einfließen lassen." Er ist überzeugt, dass Deutschland bei den Elektrolyseuren eine ähnliche Lernkurve haben wird wie es im Bereich der PV-Module der Fall war. "Hier konnten wir die Technologie in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich weiterentwickeln und optimieren."
Politische Weichen
Allerdings müssten nach Ansicht von GP Joule entsprechende Weichen gestellt werden. "Die Letztverbraucherabgaben für Energiespeicher sollten dringend abgeschafft werden", sagt Petersen. "Elektrolyseure müssen für den Anteil Strom, den sie aus dem öffentlichen Netz beziehen und den sie nicht wieder zurück ins Stromnetz speisen, Letztverbraucher-Abgaben entrichten, obwohl sie den Strom nicht verbrauchen, sondern lediglich in Wasserstoff umwandeln, speichern und so CO₂-freie Energie bereitstellen - beispielsweise für die Mobilität oder den Wärmemarkt. "
Es müsse laut Petersen zudem ein Anreiz geschaffen werden, dass grüner Strom vorgehalten und bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt wird. Im Sinne der Versorgungssicherheit sollte also nicht jede Kilowattstunde Strom sofort ins Netz eingespeist werden, sondern gespeichert werden, damit an sonnen- und windarmen Tagen genug Energie zur Verfügung steht. "Hier brauchen wir einen Kapazitätsmarkt, der das Vorhalten von gesicherter Leistung aus erneuerbaren Energien vergütet. Auch im Bereich der klimafreundlichen Mobilität wäre über ein Anreizmodell nachzudenken. Denn eine echte Energiewende geht über den reinen Strommarkt hinaus."
Im Sinne des Klimaschutzes brauche es zudem eine faire Bepreisung von CO₂. Verschmutzungszertifikate mit Preisen von fünf Euro pro Tonne verfehlten ihre steuernde Wirkung. Auch das sogenannte Backloading – also das temporäre Zurückhalten von 900 Millionen Verschmutzungszertifikaten – sei laut Petersen kein probates Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. Zwei Milliarden überschüssige Zertifikate sollten endgültig vom Markt genommen werden. "Zudem brauchen wir ähnlich wie in Großbritannien einen Mindestpreis für CO₂, der Unternehmen langfristig Planungssicherheit bietet. Denkbar wäre auch, die CO₂-Besteuerung beim Letztverbraucher anzusiedeln – klimafreundlich produzierte Produkte wären dann günstiger, CO₂-intensive Produkte teurer. Am Ende entscheidet also der Verbraucher. Alternativ wäre auch ein Bonus für CO₂-frei erzeugten Strom denkbar." (Nicole Weinhold)