Noch im Schlussquartal des vergangenen Jahres hatte der Anlagenhersteller den Vertrag mit dem brasilianischen Konsortium Força Eólica do Brasil (FEB) unterzeichnet, am gestrigen Dienstag gab er den womöglich jüngsten großen Deal über die Lieferung der Binnenland-Windturbine G114-2.0 bekannt. 42 Maschinen dieses Schwachwindtyps wird der Weltranglistenfünfte – gemäß Anteil an der jährlich verkauften Windkraftleistung – an FEB zum Bau von drei Windparks im Nordosten des Landes liefern. Die Netzanschlüsse sind für Ende des kommenden Jahres geplant. Fertigen will Gamesa die Anlagen am eigenen Produktionsstandort in Brasilien, Camaçari. Hinter FEB stehen Gamesas Stammkunde und Energiekonzern Iberdrola sowie das brasilianische Energieversorgungsunternehmen Neoenergia. Damit hat sich das Volumen der allein in Brasilien verkauften Kapazität von G114-2.0 auf 250 Megawatt (MW) erhöht. Zuletzt, nämlich Anfang Oktober, hatten die Spanier den Verkauf von 110 MW an den Versorger CPFL für eine Lieferung ebenfalls im Jahr 2016 bekannt gegeben.
Bei der neuen Turbine handelt es sich um eine der vorerst letzten in einer langen Reihe branchenweit produzierter spezieller Binnenlandanlagen in der Zwei-MW-Klasse. Gemeinsames Merkmal dieser Anlagen ist der auf deutlich über 100 Meter Durchmesser ausgelegte Rotor. Alle diese Binnenanlagen zielen technologisch darauf ab, besonders wenig Watt Leistung pro überstrichener Rotorfläche erzielen zu müssen – um die Nennleistung von beispielsweise zwei MW zu erreichen. Die neue 2,0-MW-Gamesa-Anlage besitzt entsprechend einen 114 Meter-Rotor. Der Effekt: Schon bei schwächeren Winden kommt die Turbine auf Hochtouren. Außerdem kann sie mit den verlängerten Flügeln die mal nur im höheren oder mal nur im niedereren Rotorbereich auftretenden Böen mancher Windstandorte immer noch verlässlich einfangen. Solche Wechselwinde sind typisch für manche Binnenlandstandorte fern der Küste, wie sie die Branche weltweit zunehmend in Angriff nimmt.
Erfolg einer Nachzüglerin
Erst Anfang Januar 2014 war der Prototyp der G114-2.0 in Alaiz in Spanien in Betrieb gegangen. Die Maschine hat mit 195 Watt pro Quadratmeter überstrichener Rotorfläche die wohl niedrigste Leistungsdichte unter den Binnenlandturbinen dieser Leistungsklasse. Ebenfalls seit einem Jahr ist die Branche allerdings verstärkt dazu übergegangen die Binnenlandanlagen auch in der Leistungsklasse für Anlagen mit knapp unter und knapp über drei MW Binnenlandanlagen mit Großrotoren von 120 Meter und mehr zu entwickeln.
G114-2.0 sei aufgrund von Auslegung und technologischem Design der Turbine zudem dafür geeignet, auch an für Brasilien typischen Standorten mit turbulenzfreiem Starkwind betrieben zu werden, erklärt Gamesa. Welche Windverhältnisse an den von FEB geplanten Standorten vorherrschend sein werden, verriet Gamesa trotz Anfrage unseres Magazins nicht.
Die neue Windturbine verbucht unter den Bestellungen nach dem bisherigen Verkaufszeitraum von zwei Jahren bereits ein Volumen von 800 MW. Errichtet seien weltweit davon bisher 30 MW, teilte Gamesa mit. Zum Vergleich sind diese Daten aus Brasilien interessant : Das südamerikanische Land hat sich zuletzt zum Hauptabsatzmarkt der Spanier entwickelt. Die bisher meistverkauft Windturbine des Unternehmens dort war auch 2014 noch die Vorgängeranlage der G114, die G97-2.0 MW – mit einem Volumen von 700 MW.
Derweil plant Gamesa schon den nächsten Schritt mit der Binnenlandturbine: Jüngst hatte der Hersteller seine vergrößerte Gondelproduktioni in Mamandur in Indien eröffnet. Diese enthält eine neue Produktionslinie für Turbinentyp G114-2.0. Es erwarte die Einführung der Anlage auch auf den indischen Markt noch im Jahr 2015, betont das Unternehmen.
(Tilman Weber)