Der Energieversorger Vattenfall setzt auf Salzspeicher, um überschüssigen Ökostrom – vor allem aus dem benachbarten Brandenburg – zwischenzulagern. Dazu hat das Unternehmen in Berliner Stadtteil Spandau eine entsprechende Anlage in Betrieb genommen. Der Speicher, den der schwedische Projektierer Salt X im bestehenden Heizkraftwerk Reuter errichtet hat, hat zwei parallele Stränge, die jeweils 15 Kubikmeter Salz enthalten. Jeder Kubikmeter Salz kann wiederum so viel Energie speichern wie zehn Kubikmeter Wasser. Damit verzehnfacht sich die Leistungsdichte des Salzspeichers.
Das Salz liegt zunächst in feuchter Hydoxidform vor. Salt X nutzt dazu Calciumhydoxid. Mittels überschüssigem Ökostrom wird das Salz dehydriert, das heißt, es wird getrocknet und das von ihm getrennte Wasser abgeführt. Es entsteht Calziumoxid. Das kann komplett verlustfrei über Wochen oder Monate gelagert werden. Um die so gespeicherte Energie wieder zurückzugewinnen, wird einfach wieder Wasser zugeführt. Das Oxid und das Wasser reagieren miteinander und es entsteht wieder Hydoxid. Da dieser Hydrierungsprozess stark exotherm ist, erhitzt sich das Salz auf bis zu 500 Grad Celsius.
Nanoschicht verhindert Verklumpen des Salzes
Mit dieser Wärme wird über einen Wärmetauscher Wasser erhitzt. Der entstandene Wasserdampf treibt dann eine Turbine an, die Strom erzeugt. Er kann alternativ auch ins Berliner Fernwärmenetz eingespeist werden. Nach Angaben von Vattenfall erreicht die neue Speicheranlage bei der Rückverstromung eine Leistung von immerhin fünf Megawatt. Mit ihr soll zunächst überprüft werden, ob das Verfahren auch funktioniert. Denn Salt X nutzt nicht einfach nur normales Salz. Das Unternehmen hat die Salzkörner mit einer Nanoschicht aus Silicat versehen. Denn ohne diese Schicht würde das Salz nach wenigen Speicherzyklen verklumpen und damit unbrauchbar.
Testbetrieb hat begonnen
Das wird durch die Nanoschicht verhindert. Damit soll der Speicher mehrere 10.000 Zyklen erreichen. Ob dem so ist, prüfen die Schweden jetzt in Berlin.
„Über die nächsten sechs Monate werden wir entscheidende Daten sammeln, um zuverlässig beantworten zu können, ob und wie das Projekt im Realmaßstab Wirklichkeit werden kann“, erklärt Markus Witt, Leiter Energiewirtschaft bei Vattenfall. „Eine Frage ist, wie große Mengen an Salz in einem entsprechenden Behälter effizient getrocknet werden können. Andere Überlegungen betreffen die Reaktionsgeschwindigkeit sowie die Kontrolle über den Prozess.“
Kohlekraftwerk geht vom Netz
Die Pilotanlage sei auch ein Teil der strategischen Neuausrichtung am Standort, betont Vattenfall. Denn in den kommenden Jahren geht ein Block des Steinkohle-Heizkraftwerks im Westen Berlins vom Netz. Bis 2030 will Vattenfall zudem vollständig aus der Nutzung von Kohle aussteigen. Um das bestehende Kraftwerk weiternutzen zu können, baut Vattenfall noch in diesem Jahr neben dem Salzspeicher auf noch eine riesige Power-to-Heat-Anlage.