Die Photovoltaikindustrie reagiert auf den dramatischen Preisverfall bei Solarzellen und Solarmodulen mit neuen Produkten. So hat Q-Cells auf der EU PVSEC in Hamburg die neuen Quantum-Zellen vorgestellt. Sie erreichen einen Wirkungsgrad von 20,2 Prozent (monokristallin) und 19,5 Prozent (polykristallin). Quantum ist die dritte Generation von Solarzellen, die Q-Cells im nächsten Jahr in den Markt einführen will. „In diesem Jahr wollen wir einige hundert Kilowatt im Labormaßstab fertigen“, sagt Peter Wawer, Technikexperte von Q-Cells. „Die Zellen haben auf der Rückseite eine dielektrische Spiegelschicht aus Siliziumnitrid. Sie ist 70 Nanometer dick und wirft das Licht in die Zelle zurück, Dadurch erhöht sich die Ausbeute.“ Erste Testmodule mit diesen Zellen erreichen 18,1 Prozent Wirkungsgrad, bezogen auf die Aperturfläche. Q-Cells zeigt in Hamburg auch das neue Monomodul „Q-Peak Black“ mit schwarzer Rückfolie und schwarzem Rahmen, das in der neuen Modullinie in Thalheim gefertigt wird. Es leistet 255 Watt. Das „Q-Peak White“ mit weißer Rückseitenfolie leistet 265 Watt.
Ein befreundeter Konkurrent?
Auch Schott Solar hat monokristalline Zellen mit 20,2 Prozent Wirkungsgrad vorgestellt. Gemeinsam mit der Schmid-Gruppe aus Freudenstadt hat Schott die selektiven Emitter mit der passivierten Rückseitentechnik (Perc) kombiniert. Außerdem stellt Schott ein neues Monomodul „Perform mono“ mit 280 Watt vor, das ab 2012 in den Markt eingeführt wird. Peter Wawer bezeichnete den Mainzer Solarhersteller als „freundlichen Konkurrenten“. Auf der morgendlichen Pressekonferenz bei Q-Cells tauchte Lars Waldmann auf, viele Jahre Sprecher von Schott Solar. Er wird künftig für Q-Cells die strategische Marktentwicklung analysieren, von Berlin aus. Oder bereitet er die Übernahme von Q-Cells durch Schott Solar vor? Die „unfreundliche“ Konkurrenz von Bosch Solar brachte nach Hamburg ein monokristallines Modul mit 260 Watt Leistung mit. Es wird künftig auch von der Bosch-Tochter Aleo Solar vertrieben. Der spanische Modulhersteller Siliken schleppte ein polykristallines Riesenmodul mit 72 Zellen auf die Messe, es leistet 310 Watt (Wirkungsgrad 15,7 Prozent).
Konzertierte Aktion gegen PID
Die deutsche Solarindustrie hat zugleich ihre Anstrengungen verschärft, Leistungsverluste beispielsweise durch zu hohe negative Spannungen in den Zellen zu senken. „Diese als potenzialinduzierte Degradation bezeichnete Leistungseinbuße bei Siebdruck-Solarzellen kann innerhalb von 20 Jahren bis zu 80 Prozent erreichen“, erläutert Peter Wawer. „Man diesem Problem mit negativer Erdung begegnen, die zusätzliche Kosten verursacht. Oder man setzt Wechselrichter ein, die keine negativen Spannungen erzeugen. Wir haben einen Weg gefunden, die Solarzellen gegen PID resistent zu machen.“ Namhaften Modulhersteller haben auf der EU PVSEC einen standardisierten Test für PID vorgestellt. Daran waren auch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg, das Photovoltaik-Institut in Berlin, der TÜV Rheinland und der VDE beteiligt. Die neuen Testregeln schreiben vor, an Modulen aus laufender Serienproduktion über sieben Tage hinweg eine Spannung von minus tausend Volt anzulegen. Um exakte Vergleichswerte zu erhalten, werden alle Module mit Alufolie bedeckt und bei konstant 25 Grad Celsius getestet. Ein Modul gilt dann als resistent gegen PID, wenn es in diesem Zeitraum gegenüber der Nennleistung weniger als fünf Prozent Leistung verliert. „Der entwickelte PID-Test soll sicherstellen, dass unsere Kunden geprüfte Qualität aufs Dach bekommen“, sagt Klaus Wangemann, Entwicklungsleiter bei Schott Solar in Mainz. (Heiko Schwarzburger)