Während Erdmann bezüglich der Kosten von Wasserstoff als Speicher im Rahmen des 6. Deutschen Wasserstoff-Kongresses der Energieagentur Nordrhein-Westfalen Ende Mai in Berlin viele Zweifel äußerte, gefiel ihm der Ansatz beim Energiepark Mainz. Die Wasserstoff-Technologie im Strommarkt sei extrem teuer, so Erdmanns Grundhaltung. "Ein Tauchsieder ist billiger, um Strom in Wärme umzuwandeln", so Erdmann. Er lobte das Mainzer Modell, weil es betriebswirtschaftlich gedacht sei und die Kosten für ein Umspannwerk eingespart werden.
Wie das Projekt entstand, erzählt Jürgen Schmidt, Technischer Geschäftsührer der Überlandwerk Groß-Gerau GmbH: "2009, als wir schon sehr viele erneuerbare Energien an unseren Verteilnetzen hatte, stellten wir fest, dass für den Bau dreier geplanter Windenergieanlagen ein neues Umspannwerk nötig wäre. Da fragten wir uns: Gibt es nicht eine intelligentere Lösung?" Daraus entstand die Idee. 2012 wurde ein Antrag zur öffentlichen Förderung geschrieben, wenig später kam die Zusage. Man fand Siemens und Linde als Partner, reichte Anfang 2014 die Genehmigungen ein und startet mit dem Bau, der im ersten Quartal 2015 abgeschlossen sein soll.
Das mit der Wirtschaftlichkeit, räumt Schmidt ein, sei so eine Sache. "Wir betonen den Forschungscharakter." Gefördert wird das Projekt jedenfalls zu 50 Prozent durch das Bundeswirtschaftsministerium. Budget: rund 17 Millionen Euro. Und was bekommt man dafür? Die modulare, dezentrale Power-to-Gas-Anlage im Mainzer Stadtteil Hechtsheim nimmt den STrom von Windturbinen mit insgesamt zehn Megawatt Leistung auf und wandelt ihn per Elektrolyse mit Sechs-Megawatt-Elektrolyseuren um in Wasserstoff. Dieser Wird ins Erdgasnetz gespeist. Zudem wird ein Trailer betankt. Dem Forschungsgedanken kommt das Projekt zudem noch nach: Untersucht werden die Bereitstellung von Systemdienstleistungen und die Auswirkungen erhöhter Wasserstoffkonzentrationen auf Endgeräte im Gasnetz. (Nicole Weinhold)