Vor allem das schwierige Marktumfeld und die „hohe Komplexität des Pionierprojekts Bard Offshore 1“ hätten die Verhandlungen mit Kaufinteressenten gebremst, teilte das Unternehmen in der zweiten Juniwoche mit. Eineinhalb Jahre nachdem der Firmengründer Arngolt Bekker seine Anteile am Firmenkapital einem Treuhänder zum Verkauf übergeben hatte, schließt Bard nun offiziell einen Verkauf von Teilen der Fertigung oder von Unternehmenseinheiten wie der Windparkplanung nicht mehr aus. Vor allem die Fundamentebautochter Cuxhaven Steel Construction (CSC) sei nun eine attraktive Übernahmekandidatin. CSC stellt die Gründungsstrukturen für den Bau von Bard Offshore 1 in 42 Meter Wassertiefe her. Inzwischen aber ist der Großteil der Tripile genannten Fundamente im Windfeld installiert. Folgeprojekte muss Bard derzeit zurückstellen, weshalb ein CSC-Käufer in Cuxhaven rasch Fundamente für Windparks auch anderer Turbinenbauer herstellen lassen könnte. Anders als Rotorblätter sind die Meeresgründungsstrukturen nicht an eine Triebstrangauslegung oder gar ein Gesamtdesign einer Windenergieanlage gebunden.
Für die Rotorblattfertigung hatte Bard indes unlängst eine Zwischenlösung präsentiert. Die Produktionsstätte in Emden darf einstweilen Flügel als Ersatzkomponenten für Bard Offshore 1 herstellen. Darauf habe sich das Unternehmen mit den bisherigen Geldgebern verständigt. Weiterhin beschäftigt Bard somit insgesamt 1.000 fest angestellte Mitarbeiter.
Bard Offshore 1 hat nun Priorität
Deutlich zwei Jahre hinter Zeitplan liegt der Bau des Windparks Bard Offshore 1, knapp 100 Kilometer nördlich vor der Küste der ostfriesischen Insel Borkum. Für diesen gilt nun laut dem Unternehmen der Jahreswechsel 2013/2014 als sicheres Fertigstellungsdatum. Damit würde sich die Verspätung des Bauprojekts auf drei Jahre summieren. Allerdings kommt Bard trotz unerwartet schwieriger äußerer Verhältnisse des Projektes – eine branchenweit bisher einmalige Wassertiefe von 42 Meter und 100 Kilometer Küstenentfernung – sowie trotz angeblich ungeplant strenger Vorschriften von Versicherungen dort letztlich voran. Noch in diesem Monat sollen 24 der geplanten 80 Windenergieanlagen mit je fünf Megawatt Leistung Strom einspeisen. Die Finanzierung des Projekts ist seit August 2011 bis zum Abschluss gesichert.
Kursierenden Angaben über Kosten des Windparks von inzwischen knapp drei Milliarden Euro – mehr als eine Milliarde oberhalb der Planungen – widerspricht das von ERNEUERBARE ENERGIEN befragte Unternehmen nicht. Wohl ebenso unbestritten dürfte die Unicreditbank als Einzelkreditgeber von Bard Offshore 1 beim Verkauf des Gesamtunternehmens angesichts der aus dem Ruder gelaufenen Kosten mitsprechen wollen. Für das am weitesten gediehene Folgeprojekt Veja Mate gebe es vor einem Verkauf des Unternehmens wohl auch keine Finanzierung, sagt Bard-Pressesprecher Axel Bahr auf Nachfrage von ERNEUERARE ENERGIEN. Finanzierungen durch Bankenkonsortien von etwa fünf Instituten sowie durch die Europäische Investitionsbank (EIB) wie bei anderen neueren deutschen Offshore-Windparks üblich, seien für Bard unrealistisch. „Veja Mate ist derzeit finanziell nur mit einem strategischen Investor zu stemmen“, sagte Bahr.
Führungswechsel
Die Emder gaben außerdem einen Wechsel der Führung bekannt. Der bisherige CEO Bernd Ranneberg verlässt nach eineinhalb Jahren das Unternehmen. Seinen Posten übernimmt mit dem 43 Jahre alten Michael Baur der Chef eines Münchner Beratungsunternehmens, dessen Kunde Bard bereits ist. Der Verkauf von Bard als Ganzes habe trotz allem aber weiterhin Priorität, hieß es ebenfalls.
(Tilman Weber)