Der Abbau solle, so heißt es weiter, über die nächsten sechs Monate per Aktien erfolgen, bei festverzinslichen Anlagen werden wir keine Verkäufe tätigen, aber wir werden unsere bestehenden Investments auslaufen lassen.“
Branchen-Kenner schätzen, dass es beim Kohle-Ausstieg um ein Gesamtvolumen von etwa vier Milliarden Euro geht. Das Geld ist beispielsweise in Kohleminen und -kraftwerke investiert. Der Versicherungskonzern sei überzeugt, klimaschädliche Investments rechneten sich in Zukunft nicht mehr. Mit dem Vertrauensverlust in die Kohleindustrie kündigt Gruber gegenüber „Frontal 21“ gleichzeitig an, Geldanlagen in Windenergie massiv auszubauen. „Wir haben bis heute etwa zwei Milliarden Euro in Windenergie investiert, und wir haben vor, diesen Betrag über die nächsten Jahre zu verdoppeln. Hier erwarten wir eine Rendite von fünf bis sechs Prozent für unsere Kunden“, so Gruber. Die Allianz verwaltet nach Angaben des ZDF 2.000 Milliarden Euro. Das Geld stamme insbesondere aus Rücklagen für Altersvorsorgen.
Talanx investiert in Offshore-Windenergie
Damit setzt sich die Allianz an die Spitze eines Trends. Angesichts immer niedrigerer Zinsen im Kapitalmarkt setzen immer mehr institutionelle Anbieter wie Versicherungen auf Investitionen in erneuerbare Energien. Erst kürzlich hat der Talanx-Konzern eine Investition in den deutschen OffshoreWindpark Gode Wind 1 bekannt geben. Als Konsortialführer einer Gruppe institutioneller Anleger koordiniert der Hannoveraner Versicherer eine Anleihe im Volumen von 556 Millionen Euro zur Finanzierung des Offshore-Windparks Gode Wind 1 und kündigte gleichzeitig an, mittelfristig bis zu zwei Milliarden Euro in Infrastrukturprojekte zu investieren.
Allerdings nicht nur in erneuerbare Energien: Andere deutsche Finanzinstitute investierten im Milliardenumfang in die Kohle, zitiert das ZDF Kathrin Petz von der Umweltorganisation Urgewald. „Allein die Deutsche Bank hat in den letzten fünf Jahren mit zehn Milliarden die internationale Kohleindustrie finanziert und heizt damit aktiv den Klimawandel an.“ Erst Anfang des Jahres habe die Deutsche Bank, so Petz, eine Kapitalerhöhung für Coal India durchgeführt, den größten Kohleminen-Betreiber Indiens. Aus einer neuen Studie, die Urgewald am heutigen Dienstag veröffentlichen wird, geht hervor, dass die Deutsche Bank in den vergangenen fünf Jahren allein 3,3 Milliarden Euro in die Braunkohle investiert hat. Bis Redaktionsschluss hat sich die Deutsche Bank dazu nicht geäußert.
Investorendruck verteuert Projekte
Unterdessen ergab eine neue Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag von „Frontal 21“, dass 64 Prozent der Deutschen eine klimafreundliche Anlage ihres Geldes wichtig ist, so das ZDF
Akteure in der Branche der Erneuerbaren sehen das Engagement der großen Player mit gemischten Gefühlen: Der Andrang finanzkräftiger Investoren führt zur Verteuerung von Projekten, so dass kleinere Investoren wie Genossenschaften nicht mehr mithalten können. (Katharina Wolf)