Während die Augen der Photovoltaikwelt hauptsächlich auf die Märkte in China, Japan und Indien gerichtet sind, entwickelt sich in Lateinamerika ein riesiges Potenzial. Dies berichten die Analysten von GTM Research. Im südlichen Teil des Doppelkontinents hat der Zubau in den vergangenen beiden Jahren dreistellige Wachstumsraten erreicht. Allerdings von einem niedrigen Niveau aus. So betrug der Zubau in Lateinamerika im Jahr 2013 immerhin 133 Megawatt. Was erst einmal wenig klingt, bedeutet aber einen Zuwachs um 161 Prozent. Die installierte Solarstromleistung erreichte Ende 2013 damit 184 Megawatt. Im vergangenen Jahr legte der Markt noch einmal um satte 370 Prozent zu. Denn die Installateure errichteten Anlagen mit einer Gesamtleistung von 625 Megawatt.
Doch damit erreicht die gesamte Region noch nicht die magische Ein-Gigawatt-Marke. Die insgesamt installierte Leistung betrug zum Jahreswechsel 809 Megawatt. Allerdings rechnen die Analysten von GTM Research auch in diesem Jahr mit einer satten Steigerungsrate von 237 Prozent. Damit steuert die Region auf einen Zubau von gut 2,1 Gigawatt zu. Dabei werden vor allem Chile und Brasilien die beiden Wachstumsmärkte sein. Schließlich wird allein die Hälfte des Zubaus auf Chile entfallen. Damit wird das Land nach Südafrika die Ein-Gigawatt-Marke knacken. Am Ende dieses Jahres werden in Lateinamerika Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von fast drei Gigawatt sauberen Solarstrom liefern.
Üppige Auftragspipeline
Die Marktforscher von GTM Research begründen ihre gute Prognose mit der üppigen Auftragspipeline der Projektierer. Diese beziffern sie auf immerhin 30 Gigawatt für die nächsten Jahre. Davon sind 722 Megawatt bereits in Betrieb genommen. Weitere 1,1 Gigawatt befinden sich derzeit schon im Bau. Die Ausbaupläne sind aber weit üppiger. Denn weitere 5,2 Gigawatt Solarstromleistung sind bereits beschlossene Sache. Die restlichen 23 Gigawatt der Pipeline sind immerhin schon geplant. Dabei verspricht vor allem der Markt mit großen Solarparks gute Absatzchancen für die Photovoltaikbranche. Derzeit sind immerhin bereits 51 der großen Freiflächenanlagen im Betrieb. Vor allem in den Bergbauregionen sind die großen Anlagen gefragt. Dort bieten sie gute Chancen, die Kosten für die Förderung von Erzen und Mineralien weiter zu senken.
Photovoltaik wird wichtigste Technologie
Mit ihrer Analyse liegen die Forscher von GTM Research auf einer Linie mit ihren Kollegen von Frost amp; Sullivan. „Es ist ein kleines Wunder, dass sich die Marktmacht der erneuerbaren Energien sich grundsätzlich in Schwellenländer verschoben hat“, erklärt Harald Thaler, Leiter der Abteilung Energie und Umweltindustrie bei Frost amp; Sullivan. „Bezogen auf die Urbanisierung, die Bevölkerungsentwicklung, den Zugang zu Energie und einem starken wirtschaftlichen Wachstum haben Regionen wie Asien, Lateinamerika, der Nahe Osten und Afrika ein zunehmendes Gewicht, was den Beitrag zum Wachstum von erneuerbaren Energien betrifft.“
Insgesamt erwartet Frost amp; Sullivan, dass die Photovoltaik in den kommenden zehn Jahren am stärksten zum Ausbau der erneuerbaren Energien beitragen wird. Die Analysten des amerikanischen Beratungsinstituts gehen davon aus, dass zwischen 2012 und 2015 der Anteil der Photovoltaik an der insgesamt zugebauten Leistung von erneuerbaren Energien bei 33,4 Prozent liegen wird. Damit nimmt der Solarstromausbau stärker zu als der Zubau von Windstromanlagen. Dessen Anteil wird 32,7 Prozent betragen. An dritter Stelle liegt die Wasserkraft. Frost amp; Sullivan geht davon aus, dass der Zubau von Wasserkraftwerken mit einem Anteil von 25,3 Prozent an der Energiewende beteiligt sein wird. Für die anderen Technologien bleiben dann nur noch 8,6 Prozent übrig.
Jährliches Wachstum von 5,7 Prozent
Die amerikanischen Marktforscher taxieren den weltweiten Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2025 auf 3.203 Gigawatt. Im Vergleich zum Jahr 2012, als noch 1.566 Gigawatt weltweit installiert waren, ist die ein jährliches Wachstum von 5,7 Prozent. Für die Photovoltaik prognostizieren sie einen Ausbau von 93,7 Gigawatt im Jahr 2012 auf 668,4 Gigawatt im Jahr 2025. Die Analysten führen diesen Boom auf den Preisverfall der Technologie zurück. Im Gegensatz dazu werden die Preise für die konzentrierende Solarthermie (CSP) kaum sinken. Dies beschert den großen solarthermischen Kraftwerken einen nur minimalen Anteil am Zubau. (Sven Ullrich)