Können private Haushalte dazu beitragen, Netzengpässe zu vermeiden und das Einspeisemanagement zu verringern? Das wollen der Übertragungsnetzbetreiber Tennet und das Solarunternehmen Sunvigo jetzt in einem Pilotprojekt gemeinsam mit Haushalten in der Nähe von Bremen und München testen. Ziel sei es, das bislang ungenutzte Potenzial von Solaranlagen, Elektroautos, Batteriespeichern und Wärmepumpen abzurufen und durch intelligente Vernetzung das Netzengpassmanagement effizienter zu gestalten, schreiben die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Presseinformation. Konkret: Stellt Tennet eine Überlastung des Netzes fest, steuert Sunvigo die Solaranlagen, Batteriespeicher, Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen seiner Kunden so, dass Engpässe im Stromnetz reduziert werden können.
Flexibel steuern statt abregeln
Üblicherweise bekämpft Tennet einen Netzengpass, der durch zu viel Windstrom im Norden verursacht wird, in dem die Windturbinen abgeregelt und fossile Ersatzkraftwerke im Süden hochgefahren werden. Um diesen Maßnahmen zu verringern, prognostiziert das Solarunternehmen künftig, wann ein Pool an Elektroautos und Batteriespeicher mit Leistung be- oder entladen werden kann. Entstehen Netzengpässe, prüft Tennet, ob und wie diese Potenziale zur Engpassbeseitigung genutzt werden können. Neu sei, dass Sunvigo eine Vielzahl an Solaranlagen, Speichern, Wärmepumpen und Elektroautos koordiniere und deren Kapazitäten Tennet gebündelt zur Verfügung stelle, so die Unternehmen. Die dafür notwendige Steuerungs- und Messtechnik verbaut das Solarunernehmen: Eigenheime werden mit intelligenten Messsystemen sowie einer Steuerbox ausgestattet.
„Wichtiger Baustein für das Stromsystem der Zukunft“
Kleinteilige dezentrale Flexibilitäten seien ein wichtiger Baustein für das Stromsystem der Zukunft, sagt Tennet-COO Tim Meyerjürgens. „Gemeinsam mit Sunvigo erproben wir im realen Netzbetrieb, wie durch intelligente Vernetzung das bisher ungenutzte Potenzial verschiedener Flexibilitätsquellen eingesetzt werden kann, um den Netzausbau sinnvoll zu ergänzen und das Übertragungsnetz zu entlasten.“
Vigen Nikogosian, Co-CEO von Sunvigo betont, das Pilotprojekt ermögliche es Haushalten, eine wichtige Rolle bei der Energiewende einzunehmen. „Wenn wir die Potenziale der Eigenheime bündeln und unsere Technologien mit der Equigy Crowd-Balancing-Plattform erfolgreich kombinieren, haben wir die Möglichkeit, die Stromversorgung in Deutschland auf ein neues Level zu heben und den Einsatz fossiler Kraftwerke zu reduzieren.” Um möglichst viele Haushalte von der Teilnahme zu überzeugen, seien finanzielle Anreize wichtig, die über ein gutes Gewissen hinausgehen. Dadurch könne die Akzeptanz der Teilnehmenden für noch so kleine Änderungen im Speicherverhalten der Wärmepumpe, Batterie oder des Elektroautos, erhöht werden, so Nikogosian. (kw)
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