Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit ist die neue 380-kV-Stromleitung zwischen Emden und Conneforde (Landkreis Ammerland) offiziell in Betrieb gegangen. Niedersachsens Energie- und Klimaschutzminister Olaf Lies und Tim Meyerjürgens, COO des Übertragungsnetzbetreibers Tennet, legten dabei auch persönlich Hand an beim Rückbaus eines nicht mehr benötigten Freileitungsmastes der alten Bestandsleitung.
„Die neue Leitung kann dreieinhalbmal so viel Strom übertragen wie die bisherige,“ sagte Tim Meyerjürgens. Sie soll vor allem Windstrom aus der Nordsee transportieren und verteilen. „Und sie ist immens wichtig: Gerade erst haben die Regierungschefs der Niederlande, Deutschlands, Dänemarks und Belgiens bei ihrem Gipfeltreffen zum Thema Offshore-Energie in Dänemark verabredet, die Nordsee gemeinsam zu einem ‚grünen Kraftwerk‘ für Europa zu entwickeln. Damit das gelingt, brauchen wir nicht nur den beschleunigten Windenergie-Ausbau auf See, sondern auch landseitig starke Stromleitungen wie diese, die wir heute offiziell in Betrieb nehmen“, so Meyerjürgens.
Alte 220-kV-Leitung reichte nicht mehr aus
Minister Lies lobte die kurze Bauzeit: „Tennet hat hier zwischen Emden und Conneforde gezeigt, mit welcher Geschwindigkeit gebaut werden kann, wenn erstmal die Genehmigung vorliegt. Diese ganz neue Deutschlandgeschwindigkeit brauchen wir für alle unsere Infrastrukturmaßnahmen im Energiesektor.“
Die neue 61 Kilometer lange 380-kV-Leitung ersetzt die bisherige 220-kV-Leitung, deren Kapazität für die steigenden Energiemengen nicht mehr ausreicht. Die neue Leitung orientiert sich in ihrem Verlauf weitgehend an der Bestandsleitung. In einigen Bereichen weicht die neue Stromtrasse jedoch zur Entlastung von Ortschaften und Naturschutzgebieten davon ab. Mit der Ortsumgehung Timmel werden dieser Ortsteil und das angrenzend Naherholungsgebiet Timmeler Meer weiträumig umgangen. Das Naturschutzgebiet Herrenmoor ist durch den Ersatzneubau jetzt frei von Strommasten.
Zwei Strecken als Erdkabel verlegt
In zwei Teilbereichen verläuft die neue Leitung unterirdisch. Nahe Strackholt (Gemeinde Großefehn) hat Tennet die neue Leitung auf rund zweieinhalb Kilometer Länge als Erdkabel verlegt. Und bei Bockhorn ersetzt ein etwa drei Kilometer langer Erdkabelabschnitt die bestehende Freileitung, die derzeit zurückgebaut wird.
Olaf Lies und Tim Meyerjürgens lösten bei der offiziellen Leitungs-Inbetriebnahme gemeinsam eine Verschraubung an einem Rückbaumast nahe der Kabelübergangsanlage Bredehorn/Ost (Gemeinde Bockhorn). Freileitungsmonteure kletterten anschließend mit Gurtzeug gesichert auf den Mast und lösten die Verschraubungen unterhalb der oberen Masttraverse. Mit einem Autokran wurde dann das oberste Stockwerk des Stahlgittermasten abgehoben und zur weiteren Zerlegung auf einer Arbeitsfläche abgelegt. Bis Ende Juni wird TenneT einen Großteil aller Masten der Bestandsleitung demontieren – nur wenige Wochen nach Inbetriebnahme der neuen Leitung. (kw)
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