Lieber analog als digital verzichten für den Klimaschutz – so lässt sich das Ergebnis einer Befragung des Digitalverbands Bitkom zusammenfassen, für die 1.005 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren Auskunft darüber gaben, auf welche Dinge sie für den Klimaschutz aufgeben würden.
Mehr Menschen würden demnach eher auf analoge Annehmlichkeiten verzichten als auf digitale. Ganz oben auf der Abschussliste: Feuerwerk, ohne das 69 Prozent der Befragten auskommen könnten. 44 Prozent könnten sich auch ohne Fleisch ernähren. 40 Prozent sagten, sie könnten aufs Fliegen verzichten.
Nur drei Prozent der Internetnutzer würde ohne auskommen wollen
Digitale Annehmlichkeiten sind hingegen unverzichtbar. So sagten nur zehn Prozent, sie kämen ohne Internet aus. Das entspricht laut Bitkom ziemlich genau der Zahl der Offliner in diesem Land. Unter den Internetnutzerinnen und -nutzern (87 Prozent) könnten lediglich 3 Prozent aufs Internet verzichten. Insgesamt gilt: Je jünger, desto wichtiger ist das Internet. Nur 1 Prozent der 16- bis 29-Jährigen, 3 Prozent der 30- bis 49-Jährigen und 4 Prozent der 50- bis 64-Jährigen könnten ohne auskommen. Bei den über 65-Jährigen sind es 29 Prozent.
Ein Drittel (31 Prozent) könnte im Sinne des Klimaschutzes theoretisch aufs Streamen von Serien, Clips oder Filmen verzichten, aber nur 19 Prozent auf ihr Smartphone. 17 Prozent sagen dies über das Auto. 13 Prozent wollen im Übrigen auf gar nichts verzichten – und 5 Prozent würden auf alle Annehmlichkeiten verzichten, wenn dadurch der Klimawandel erheblich verlangsamt würde.
Rechenzentren müssen ab 2027 bilanziell klimaneutral sein
Doch wie sinnvoll sind die unterschiedlichen Verzichtsmaßnahmen? Damit das Internet funktioniert, werden vor allem Rechenzentren benötigt. 2022 haben die Rechenzentren in Deutschland laut Bitkom rund 18 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht. Der CO2-Ausstoß lag bei rund 7,8 Millionen Tonnen. Ab 2027 sollen sie bilanziell klimaneutral sein. Ein Verzicht würde daher eher mittelbar wirken – weniger Strom müsste für einen sauberen Betrieb erzeugt werden.
Nachhaltige Ernährung könnte ein großer Hebel sein
Anders sieh es beim Fleischkonsum aus: Laut dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) könnte eine globale Ernährungswende hin zu einem gesünderen, nachhaltigeren Speiseplan ein entscheidender Hebel sein, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. „Unsere Berechnungen zeigen, dass eine nachhaltigere, flexitarische Ernährung die Erreichbarkeit der Klimaziele des Pariser Abkommens auf verschiedene Weise erhöht“, sagt PIK-Forscher Florian Humpenöder. „Eine Ernährungsumstellung hätte eine Verringerung der Treibhausgasemissionen zur Folge, insbesondere von Methan aus der Tierhaltung für die Fleisch- und Milchproduktion. Diese Reduktion würde es ermöglichen, das globale CO2-Budget für das 1,5 Grad Celsius Ziel von aktuell 500 Gigatonnen um 125 Gigatonnen zu erweitern", fügt er hinzu.
Aufs Fliegen zu verzichten, könnte dem Klima helfen, da die in die oberen Luftschichten eingebrachten treibhausgase eine besonders große Wirlung entfalten. Doch der Trend ist gegenläufig. So hat das Unternehmen Mabrian ermittelt, dass 2023 die Emissionen des Flugverkehrs wieder angestiegen sind – die Corona-Delle ist vorbei. Demnach verzeichnete der europäische Luftverkehr im Jahr 2023 einen Anstieg von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und emittierte 172 Millionen Tonnen CO2. Deutschland lag dabei mit einem Anteil von 20 Millionen Tonnen auf Platz zwei hinter Großbritannien (31 Mio. t). (kw)