Paketauslieferung mit der Straßenbahn? Was zunächst widersinnig klingt, könnte durchaus zu einer klimafreundlicheren Zustellung beitragen. Einen Versuch scheint es zumindest nach Ansicht dreier Projektpartner in Frankfurt am Main zu sein, und so startet das Forschungsprojekt „LastMileTram RheinMain V“ der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Kooperation mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) und Amazon jetzt einen praktischen Versuch.
Die letzten Meter übernimmt das Lastenrad
Seit Anfang September befördert eine sogenannte Gütertram in einem zunächst einmonatigen Testlauf im Realbetrieb Päckchen und Pakete vom Stadtrand in die Frankfurter Innenstadt. Der Transportprozess auf der letzten Meile erfolge dabei ohne den Ausstoß von CO2-Emissionen, heißt es in einer Presseinformation der Projektpartner: Die Päckchen und Pakete werden vom Amazon-Verteilzentrum per E-Transporter zur Tram-Station in Stadtrandlage gebracht. In der Innenstadt angekommen stehen werden elektrisch betriebenen Lastenrädern bereit, die die Sendungen von den Haltestellen „Zoo“ und auch vom Betriebshof Gutleut an die Haustüren der Kunden liefern. Ziel ist, en Straßenverkehr zu entlasten sowie Lärm und CO2-Emissionen im Stadtgebiet zu verringern.
Mehr Raum auf der Straße, weniger Emissionen
„Paketdienste auf die Schiene zu verlagern, schafft mehr Raum auf der Straße“, sagt Wolfgang Siefert, Mobilitätsdezernent Stadt Frankfurt am Main. „Viele Unternehmen haben erkannt, dass Nachhaltigkeit und Effizienz im Güterverkehr kein Widerspruch sind, sondern sich – ganz im Gegenteil – gut ergänzen.“ Zudem sei der Wirtschaftsverkehr ein wichtiger Stellhebel, um die Emissionen im Verkehrssektor zu senken.
Wissenschaftler hofft auf Dauereinsatz der Gütertram
Die Idee, eine Gütertram im Rahmen des Zustellprozesses auf der „letzten Meile“ (last mile) zu nutzen, war bereits 2018 in der Theorie gestartet. Der Weg des Forschungsprojekts führte über verschiedene Stufen, zuletzt mit Prozess-Simulationen zum nun angelaufenen Realbetrieb. „Mit einem Belieferungskonzept wie im Projekt ‚LastMileTram‘ in Frankfurt können wir die in den vorangegangenen Projektabschnitten gewonnenen Erkenntnisse und Prozesse endlich im Realbetrieb erproben und optimieren“, erklärt Projektleiter Kai-Oliver Schocke von der Frankfurt UAS. Die bisherigen Simulationsergebnisse zeigten, dass der dreistufige Prozess gegenüber der herkömmlichen einstufigen Belieferung ökonomische wie auch ökologische Vorteile erzielen könne. „Wir erhoffen uns, das Konzept in Zukunft dauerhaft in Frankfurt etablieren zu können und auch an weiteren Standorten umzusetzen, um so den Straßenverkehr in Großstädten deutlich zu entlasten.“ (kw)
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