Die deutsche Solarthermiemarkt wächst wieder. Im letzten Jahr wurden in Deutschland 149.000 Solarthermieanlagen mit einer Gesamtkollektorfläche von etwa 1,27 Millionen Quadratmeter installiert. Das sind elf Prozent mehr als noch 2010. Diese Zahlen gaben der Bundesverband für Solarwirtschaft (BSW-Solar) und der Bundesverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) bekannt. Nachdem sich der deutsche Solarthermiemarkt innerhalb der vorhergehenden beiden Jahre nahezu halbiert hat, lässt das letzte Jahr die Branche wieder hoffen.
Zwar fragen die Kunden nun Solarthermieanlagen genauso stark nach, wie im ersten Jahr des Markteinbruchs 2009. Im Vergleich zum Boomjahr 2008 sind das allerdings nur 60 Prozent der damals neu installierten Kollektorfläche. Außerdem setzt sich der Trend der letzten Jahre zu kleineren Anlagen mit geringerer Kollektorflächen weiter fort. Während im Jahr 2008 und 2009 eine Anlage im Schnitt von einer 10 Quadratmeter großen Kollektorfläche gespeist wurde, betrug die durchschnittliche Kollektorfläche 2010 nur noch 9,6 Quadratmeter. Im letzten Jahr sank diese Zahl weiter. Jetzt hat eine neu installierte Anlage im Schnitt nur noch 8,5 Quadratmeter Kollektorfläche. Trotzdem bleibt der Anteil der Kombinationsanlagen, die gleichzeitig für Raumheizung und Warmwasserzubereitung zuständig sind, mit etwa 50 Prozent konstant.
Auch im Dezember aufs Dach
Der BSW-Solar führt das im Vergleich zu den Vorjahren gute Abschneiden der Solarthermiebranche im Jahr 2011 vor allem auf weiter steigende Preise für fossile Brennstoffe zurück. Immerhin stiegen die Preise von Heizöl um knapp 25 Prozent und von Erdgas um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mit einer Solarthermieanlage „machen sich die Bürger unabhängiger von steigenden Preisen fossiler Energieträger und setzen ein starkes Zeichen für den Klimaschutz“, betont Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. In der Regel ist die Solarheizung aber eine Kombinationsheizung, bei der auch andere Energieträger mitspielen. Eine solche Kombination aus Solarthermie mit anderen Energieträgern „verbindet hohe Effizienz mit der sinnvollen Nutzung der erneuerbaren Energien“, erklärt Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des BDH. „Gegenüber der in deutschen Heizungskellern in 80 Prozent der Fälle noch anzutreffenden veralteten Heizungstechnik sparen solche modernen Heizungsanlagen bis zu 40 Prozent an Energie“, rechnet er vor. Aber auch das gute Winterwetter, das Installateuren ermöglichte, auch im Dezember noch auf das Dach zu steigen, und die gestiegene Bereitschaft, Geld in Sachwerte anzulegen, trug mit zur Erholung des Marktes bei.
Werbung mit sinkender Förderung
Außerdem war die Förderung der Solarthermie in Deutschland im letzten Jahr sehr stabil und wurde sogar Mitte März aufgestockt. Danach hat man über alle Kanäle dazu aufgerufen, noch in diesem Jahr eine Anlage zu installieren, weil zum Jahreswechsel die Förderung über das Marktanreizprogramm wieder sinkt. Es bleibt nun abzuwarten, ob das letzte Jahr deshalb nur ein Ausreißer im allgemeinen Abwärtstrend ist, oder ob sich der Markt auch in den nächsten Jahren weiter belebt.
Deshalb spricht man sich in der Branche auch für einer weitere Verstetigung der Förderung aus. Eine attraktive Unterstützung für potenzielle Investoren in eine Solarthermieanlage könnten zum Beispiel Steueranreize in Form von Abschreibungsmodellen sein, was sowohl der BSW-Solar als auch der BDH schon seit anderthalb Jahren predigen. Sie kritisieren, dass ein solches Fördermodell bisher noch von den Wächtern über die öffentlichen Haushalte noch blockiert werden. (Sven Ullrich)