Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) hat sich positiv zu den Ankündigungen aus dem Bundeswirtschaftsministerium geäußert. „Die Bundesregierung will in den kommenden zehn Jahren den Anteil der Solarenergie am Stromverbrauch von derzeit gut zehn Prozent auf etwa 30 Prozent verdreifachen. Diese Zielsetzung ist richtig und alternativlos“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar. „Natürlich werden wir als Solarbranche unseren Beitrag leisten, Deutschlands Energieversorgung künftig klimafreundlich und bezahlbar zu sichern“, kündigt er an.
Investitionsbereitschaft ist vorhanden
Die Branche freue sich, dass sich die Ampelkoalition auf den richtigen Weg ins Solarzeitalter begeben hat. Gut sei auch, dass mit dem Osterpaket 2022 bereits erste Stolpersteine aus dem Weg geräumt wurden. „Der eingeschlagene Weg ist steil und das erforderliche Tempo ohne Frage herausfordernd“, sagt Körnig. Damit dieser steile Weg auch zu schaffen ist, muss aber konsequent umgesetzt werden, was Robert Habeck angekündigt, hat. „2022 erlebten wir einen Solarsprint im Markt, der zuversichtlich stimmt“, sagt der BSW-Chef. „An einer grundsätzlichen Investitionsbereitschaft dürfte es nicht scheitern: Bei privaten Immobilienbesitzern hat sich in den vergangenen vier Jahren die Photovoltaiknachfrage vervierfacht. Auch die weiteren Aussichten in Deutschlands Eigenheimsiedlungen sind sonnig: Vier von fünf privaten Immobilienbesitzern liebäugeln mit einer eigenen Solaranlage zur Strom- oder Wärmeerzeugung“, sagt er mit Blick auf jüngste Umfragen unter Immobilieneigentümern durch den BSW Solar.
Photovoltaik fürs Gewerbe stärker unterstützen
Allerdings ist die Zielgerade noch nicht erreicht. „Der überwiegende Teil der angestrebten Solarstrommenge muss jedoch künftig auf Firmendächern und ebenerdig errichteten Freiflächen-Solarparks geerntet werden“, weiß Körnig. „Herausfordernd dabei ist, dass Unternehmer:innen mit besonders spitzem Bleistift kalkulieren. Sie erwarten, dass sich eine Solarinvestition in durchschnittlich sieben bis acht Jahren amortisiert. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen gelingt das in der Mehrzahl der Fälle noch nicht“, warnt er. „Hinzu kommt, dass viele potenzielle Investoren heute noch von einem regelrechten Dschungel an Bürokratie abschreckt werden“, bringt Körnig eine der am häufigsten genannten Hürden auf den Punkt.
50 Empfehlungen analysiert
Vor diesem Hintergrund begrüße er das Vorhaben des Bundeswirtschaftsministeriums, ein Solarbeschleunigungspaket zu schnüren, hoffentlich schnell weitere Marktbarrieren zu beseitigen und so in allen Marktsegmenten für attraktive Investitionsbedingungen zu sorgen. „Wir haben mit unseren Mitgliedsunternehmen über 50 energie- und industriepolitische Empfehlungen identifiziert und an die Politik adressiert. Um die gewünschte Beschleunigung des Photovoltaikausbaus und die dafür erforderliche Schubkraft zu erreichen, bedarf es nach Einschätzung der Solarwirtschaft im wesentlichen dreier Maßnahmenbündel“, sagt Körnig.
Bürokratie abbauen
So müssen zunächst Bürokratie, Barrieren und damit hinderliche Kosten- und Zeitfresser konsequent abgebaut und neue unbedingt vermieden werden. Außerdem müssen die noch existierenden Barrieren beim Markt- und Netzzugang verschwinden, genauso wie die Restriktionen bei der Standortsuche von Solarparks. Auch die zu hohen Anforderungen in Planungsprozessen sowie beim Messen und Steuern von Solaranlagen müssen abgesenkt werden.
Kapital- und Arbeitskosten einpreisen
Als zweiten Punkt nennt Körnig die Berücksichtigung der marktüblichen Renditeerwartungen bei der Ausgestaltung der Förderkulisse. Hier geht es vor allem darum, dass Kostensteigerungen nicht nur beim Material, sondern auch bei den Kapitalkosten und bei den Arbeitskosten mit brücksichtigt werden. Zudem benötigen Investitionen in der erforderlichen Größenordnung wie in jeder Branche ein hohes Maß an Planungssicherheit. „Unkalkulierbare Markteingriffe sind Gift für jeden Investor“, warnt Körnig angesichts solcher Schritt wie jüngst die Abschöpfung von zusätzlichen gewinnen ohne zumindest eine Möglichkeit der Reinvestition zu geben. „Auf dem Weg zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energien bedarf es schließlich einer Reform des Energiemarktdesigns und kluger neuer Marktspielregeln“, sagt der BSW-Hauptgeschäftsführer. „Diese müssen nicht nur den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien und deren verschiedene Geschäftsmodelle barrierefrei absichern. Sie müssen gleichermaßen den schnelleren Ausbau von Speicher- und Netzkapazitäten anreizen sowie die Sektorenkopplung und die solare Direktversorgung vereinfachen.“
Vorschläge der Solarbranche berücksichtigt
Zusätzlich dazu sind mehr Anstrengungen notwendig, um die Lieferketten zu stabilisieren. „Um solare Lieferketten für die Umsetzung der ehrgeizigen Pläne zu sichern, braucht es eine kraftvolle flankierende Industriestrategie“, betont Körnig. Viele der Forderungen sind bereits im PV-Strategieplan angesprochen und gehen zu einem großen Teil auf Rückmeldungen aus der Solarbranche zurück. „Wir sind froh, dass sich dem Anschein nach ein relevanter Teil unserer Empfehlungen in der Solarstrategie wiederfindet. So begrüßen wir zum Beispiel die Vorhaben, Solarinvestitionen in der Landwirtschaft zu vereinfachen, eine Duldungspflicht bei der Netzdurchleitung einzuführen und die solare Direktversorgung beispielsweise von Mietern zu vereinfachen“, erklärt der BSW-Chef. Sei Verband werde aber noch die vom Bundeswirtschaftsministreium vorgestellten Vorschläge genau analysieren. Er nimmt das Angebot zur weiteren Konsultation dankend an. (su)