Die Produktion beim insolventen Solarzell- und Modulhersteller Q-Cells ist wieder angelaufen. Wie der Insolvenzverwalter des Unternehmens Henning Schorisch von der Kanzlei Winberg Wilhelm in Halle an der Saale mitteilt, wird der Geschäftsbetrieb des Unternehmens während des Insolvenzverfahrens weitergeführt. Die Produktion von mono- und multikristallinen Zellen läuft wieder, allerdings vorerst nur mit halber Auslastung. Derzeit arbeiten die Angestellten im Drei-Schicht-System. Das Werk in Thalheim, einem Ortsteil von Bitterfeld-Wolfen, soll in den kommenden Tagen wieder mit voller Auslastung gefahren werden. Dann wird auch wieder im Vier-Schicht-System an sieben Tagen pro Woche gearbeitet. Es wird sogar darüber nachgedacht, Mitarbeiter von Solibro, der Dünnschichttochter von Q-Cells, in der Zellproduktion einzusetzen, um Engpässe zu schließen. „Die Belegschaft bei Q-Cells ist verständlicherweise durch das Insolvenzverfahren beunruhigt, aber hoch motiviert“, sagt Schorisch. „Alle ziehen an einem Strang.“
Unternehmen verfolgt weiter alternative Sanierungskonzepte
Parallel zur Produktion läuft auch die Suche nach Investoren, um das gesamte Unternehmen mit seinen weltweit über 2.000 Arbeitsplätzen zu retten. Mit der Suche nach einen oder mehreren Investoren ist das Büro der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte in Frankfurt am Main beauftragt. „Unser Ziel ist es, möglichst große Teile von Q-Cells und der Arbeitsplätze zu retten“, erklärt Henning Schorisch. „Die kommenden Wochen werden nun zeigen, wie groß das Investoreninteresse ist.“ Interessenten scheint es schon einige zu geben, wie das Unternehmen mitteilt. Darunter sind Finanz- und strategische Investoren aus dem In- und Ausland. Parallel dazu verfolgt Schorisch aber auch alternative Sanierungslösungen aus eigener Kraft unter Einbeziehung der Gläubiger. Das heißt ganz konkret, dass Q-Cells weiterhin das Konzept der Umstrukturierung verfolgt, wie es vor der Insolvenzanmeldung angedacht war.
Im Wirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt gibt man sich optimistisch, dass die Investorensuche erfolgreich sein wird. Auch der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt Rainer Haseloff (CDU) hat seine volle Unterstützung zugesagt. „Wir sind dran, alles zu tun, dass das Unternehmen überlebt und wir werden Q-Cells nicht einfach fallen lassen“, lautet das Credo aus der Regierung. Das Land hat schließlich großes Interesse, das Werk des Zell- und Modulproduzenten in Bitterfeld-Wolfen zu retten. Immerhin arbeiten dort 1.300 der geschätzt 6.000 Mitarbeiter in der Photovoltaikproduktion Sachsen-Anhalts. Allerdings ist Q-Cells kein reiner Zell- und Modulproduzent mehr. Im letzten Jahr erwirtschaftete das Unternehmen ein Drittel seiner Umsätze im Systemgeschäft. Nur ein Fünftel der Umsätze beliefen sich auf die Produktion von Solarzellen und Modulen.
Offensiv auftreten
Das 1999 gegründete Unternehmen hatte am 3. April dieses Jahres Insolvenz angemeldet, nachdem die monatelang angestrebte Restrukturierung am Widerstand der Anleger gescheitert war. Außerdem war die Bilanz des vergangenen Jahres alles andere als erfolgreich. Die weltweiten Überkapazitäten führten dazu, dass sich die Lager von Q-Cells füllten. Diese Lagerbestände mussten zum Jahreswechsel abgeschrieben werden, was das Unternehmen immerhin mehr als 129 Millionen Euro kostete. Inzwischen sind die Lager aber wieder leer. Der Insolvenzverwalter hatte gleich nach dem Insolvenzantrag Kontakt zu Lieferanten und Kunden aufgenommen, um die schnelle Produktion zu Beginn des für die Solarbranche so wichtigen Frühjahrs zu ermöglichen. Schorisch hat den Vertrieb von Q-Cells angewiesen, offensiv am Markt aufzutreten, damit das Unternehmen trotz des Insolvenzverfahrens von der beginnenden Solarsaison am Bau profitieren kann. Außerdem läuft auch die Forschung und Entwicklung bei Q-Cells auf Hochtouren, um die Effizienz der Zellen und Modul zu verbessern und Weiterentwicklungen der Technologie umzusetzen. (Sven Ullrich)