Das kostenlose Herunterladen der so genannten App (aus dem Englischen Application: Anwendungssoftware) ist ab sofort möglich. Unter www.vattenfall.de/de/distribution/stromwetter.htm informiert der in den Großstädten Hamburg und Berlin als Monopolist auftretende Versorger Kunden auch jedes anderen Stromversorgers in Deutschland über die Funktion der App. Auf derselben Seite stellt Vattenfall auch den Zugang bereit, um das Programm aus dem Internet herunterzuladen. Eine so genannte Stromuhr zeigt dann an, wann die Wetterlage mit ausreichend Wind oder Sonne oder dank eines windreichen Sonnentages für Ökostrom günstig ist. Definiert wird günstig als immer dann, wenn die Ökostromerzeugung im gesamtdeutschen Netz mehr als zehn Prozent der Elektrizitätsmenge im deutschen Leitungsnetz beträgt. Dann schalte eine virtuelle Ampel auf grün, verspricht das Unternehmen.
Stromwetter ab zehn Prozent Grünstrom
Im Detail zeigt das Programm die „günstigsten Stromverbrauchszeiten heute“ für den Tag an: In welchem Zeitraum der Strom aus der Steckdose also mit zehn Prozent Erneuerbarer Energie beziehungsweise mindestens acht Gigawatt regenerativer Erzeugung ergrünt ist.
Der Geschäftsführer der zuständigen Konzernsparte Vattenfall Distribution, Helmar Rendez, erklärte bei der Präsentation des Angebots vergangene Woche: „Wer lieber Strom aus Wind und Solar verbrauchen möchte, kann seinen Stromverbrauch in diese Stromwetter-Zeiten verlegen. Mit der App können die Stromkunden damit freiwillig einen Beitrag zur Energiewende leisten, unabhängig davon, … welchen Stromtarif sie abgeschlossen haben.“
Noch ohne direkten Gebrauchswert
Allerdings handelt es sich bei den Einspeisedaten und Einspeisevorhersagen nie um tatsächliche Echtzeitwerte sondern um die an der Strombörse EEX zur Grundlage des Handels genommenen Ein-Tages-Vorhersagen. Auf Nachfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN bestätigte daher der Vattenfall-Pressesprecher für das Erneuerbare-Energien-Geschäft Vattenfalls, Lutz Wiese, dass die angezeigten Zahlen das Verbraucherverhalten auch theoretisch noch keineswegs situationsgerecht regeln könnten. „Es geht darum, ein Bewusstsein zu erzeugen, dass wir Ökostrom schon heute in nennenswertem Maße im Netz haben. Und dass, wenn ich will, ich mit dafür sorgen kann, dass dieser Strom auch in Deutschland verbraucht wird. Und dieser Strom dann nicht nach Polen oder in ein anderes Ausland exportiert werden muss.“
Dass die Energiewende künftig auf so genannte smart grids, also intelligente Netze, angewiesen ist, gilt in der Energiebranche auf Seiten der Branche der konventionellen wie der Erneuerbare-Energien-Seite als ausgemacht. Dabei lassen sich Energieversorger von elektronischen Mess- und Stromzählsystemen in den Wohnhäusern und Büros oder in Werkhallen mitteilen, wann am meisten Grünstrom im Netz ist und durch die Menge des Stromangebots die Elektrizität daher auch am wenigsten kostet. Oder flexibel einsetzbare Maschinen wie Kühlschränke lassen sich von solchen Systemen schon ganz direkt ein- oder abschalten. Allerdings braucht es dazu eine Steuerung lokaler oder regionaler Verbräuche und Erzeugungen. Daten aus dem deutschen Gesamtnetz helfen den Smart Grids dabei noch nicht.
(Tilman Weber)