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Tennet-Konsortium

Künstliche Inseln als Wasserstoffspeicher für Offshore

Nicole Weinhold

Die internationalen Konsortialpartner des North Sea Wind Power Hub (NSWPH) haben nun die Ergebnisse der Bewertungsphase dieses Projekts vorgestellt. Dafür haben sie die Bedingungen für den Bau eines oder mehrerer Windenergie-Verteilkreuze in der Nordsee analysiert, Studien durchgeführt, Szenarien untersucht, Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern, führenden Offshore-Windparkentwicklern und Nichtregierungsorganisationen (NRO) geführt.

Ziel ist es, den groß angelegten Ausbau und die Integration von Offshore-Windenergie in küstenfernen Nordseegebieten zu geringstmöglichen Kosten für die Gesellschaft und bei hoher Versorgungssicherheit zu ermöglichen. Basis ist ein international koordinierter Ausbau von Windenergie-Verteilkreuzprojekten, bei denen die Anbindung der Windenergie, Kopplung der Energiemärkte durch Interkonnektoren sowie eine intelligente Integration in das Energienetz an Land, einschließlich Strom-in-Gas-Umwandlung (Power-to-Gas), kombiniert werden.

Die Untersuchungen des Konsortiums sollen helfen, die Klimaziele des Pariser Abkommens rechtzeitig zu erreichen und auf aktuelle Energie- und Klimavereinbarungen z.B. in den Niederlanden und Dänemark sowie auf den deutschen Ausstieg aus Kernenergie und Kohle zu reagieren.

Zusammenfassung der wichtigsten Untersuchungsergebnisse

Das Windenergie-Verteilkreuzkonzept ist technisch umsetzbar.

• Ein schrittweiser Ausbau von Verteilkreuzen von 10 bis 15 Gigawatt ist der nächste logische Schritt in Richtung eines großen Ausbaus der Offshore-Windenergie.

• Das erste Windenergie-Verteilkreuzprojekt wird voraussichtlich rein elektrisch mit dem landseitigen Netz verbunden und zusätzlich landseitig um eine Strom-in-Gas-Umwandlung (Power-to-Gas) ergänzt werden, um die Flexibilität des Energiesystems zu gewährleisten. Das Projekt könnte in den 2030er Jahre in Betrieb gehen.

• Es erscheint möglich, ein erstes Windenergie-Verteilkreuzprojekt innerhalb des aktuellen rechtlichen Rahmens und Marktdesigns, d. h. der aktuellen Gesetzgebung auf nationaler Ebene und EU-Ebene aufzubauen. Jedoch sind erhebliche Anpassungen der nationalen Verfahrensweisen, Ansätze, Planungs- und anderer Richtlinien erforderlich, um international integrierte Infrastrukturprojekte zu ermöglichen wie das modulare Verteilkreuz-Konzept als Teil einer langfristigen Energiewende für Europa.

• Allen internationalen Studien und Szenarien zufolge reicht die aktuelle Ausbaurate in Europa von Offshore-Wind nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Ein beschleunigter und großangelegter Ausbau ist notwendig.

• Da die Nordsee ein großes Potenzial für Offshore-Windenergie birgt, kann die Umsetzung von 180 Gigawatt Offshore-Wind bis 2045 durch den Ansatz des Konsortiums erreicht werden.

• Ein international koordinierter Ansatz könnte Anschluss und Integration groß angelegter Offshore-Windenergie effektiver und mit erheblich geringeren Kosten umsetzen als bei einer fortgesetzt individuellen nationalen Planung.

• Eine langfristige Marktsicherheit für alle Interessensträger (Stakeholder) ist notwendig, um in die erforderlichen Lieferketten zu investieren und diese aufzubauen.

• Dringende Vereinbarungen zur Entwicklung nachhaltiger Energie aus Offshore-Windenergie für den Zeitraum nach 2030 sind nötig.

• Das Konsortium hat Gespräche und Diskussionen mit Regierungen, Nichtregierungsorganisationen (NRO), politischen Entscheidungsträgern und der Industrie aufgenommen: Enge Zusammenarbeit und Unterstützung sind ebenso wichtig, wie Konsultationsprozesse und internationale Vereinbarungen.

• Appell an politische Entscheidungsträger, Raum- und Entwicklungsplaner zur Findung ausgewogener Entscheidungen, bei denen Umweltbeeinträchtigungen des Offshore-Windenergieausbaus gegen dessen technisch-ökonomische Auswirkungen und die Dringlichkeit der Erreichung der langfristigen Klimaziele abgewogen werden.

• Die Nutzung der Strom-in-Gas-Umwandlung und -Übertragung in Kombination mit der Kopplung mit anderen Sektoren wird vorteilhaft für das Gesamtenergiesystem sein.

Technische Durchführbarkeit

Aufgrund einer Vielzahl an gewonnenen Erkenntnissen und detaillierterer Analysen hat sich das ursprüngliche Konzept eines einzelnen, sehr großen Verteilkreuzes in der Mitte der Nordsee zu einem schrittweisen Aufbau kleinerer Verteilkreuze entwickelt. Diese können jeweils am besten auf die örtlichen Gegebenheiten zugeschnitten und Umwelteinflüsse reduziert werden. Die optimale Kapazitätsgröße eines Windenergie-Verteilkreuzes wurde mit zehn bis 15 Gigawatt ermittelt, um gleichzeitig auch substanzielle Interkonnektorverbindungen zu ermöglichen.

Technische Design-Szenarios für die Verteilkreuze: sandgefüllte Inseln, Setzkasten-Inseln sowie im Boden verankerte Plattformfundamente aus Stahl oder Fundamente auf Schwerkraftbasis.

Beispielberechnungen haben gezeigt, dass sandgefüllte Inseln am besten für große Kapazitäten von 12 bis 36 Gigawatt geeignet sind. Derzeit wird davon ausgegangen, dass der Bau einer solchen Insel etwa acht Jahre dauern würde.

Setzkasten-Inseln eignen sich für kleinere Verteilkreuze von rund 6 Gigawatt in Wassertiefen von weniger als 25 Metern und würden eine Bauzeit von rund 3 bis 5 Jahren erfordern. Es besteht jedoch noch eine Reihe von offenen Fragen bei Kompatibilitätsthemen in Bezug auf See- und Windbedingungen, die einer weiteren Klärung bedürfen.

Nach unserer Erfahrung benötigen Offshore-Plattformen ungefähr fünf Jahre bis zur Inbetriebnahme. Mehrere Plattformen wären erforderlich, um die Gesamtkapazität eines Windenergie-Verteilkreuzes im Bereich von 12 bis 36 Gigawatt bereitstellen zu können. Neben Plattform-Unterkonstruktionen aus Stahl werden derzeit schwerkraftbasierte Fundamente untersucht, um mögliche Kostensenkungspotenziale zu prüfen, da sie auch in tieferen Gewässern positioniert werden könnten. Bei Verwendung von Stahlfundamenten oder einer schwerkraftbasierten Struktur als Fundament würden wir die Umsetzungszeit mit rund 5 Jahre veranschlagen.

Das erste Verteilkreuzprojekt mit 10 bis 15 Gigawatt Kapazität wird voraussichtlich Offshore rein elektrisch und Onshore mit zusätzlicher Strom-in-Gas-Umwandlung (Power-to-Gas) realisiert

Zusätzlich untersuchte das Konsortium auch verschiedene Energieübertragungskonfigurationen. Dies umfasst die Bewertung der Szenarien einer vollelektrischen Übertragung der Energie von See an Land, einer Kombination aus Elektrizität und Wasserstoff sowie einer reinen Wasserstoffübertragung. Das Konsortium untersuchte außerdem die Strom-in-Gas-/Strom-in-X-Umwandlung sowohl für Offshore- als auch für Onshore-Szenarien.

Power-to-Gas nicht rechtzeitig verfügbar

Das erste Verteilkreuz mit einer Kapazität von 10 bis 15 Gigawatt, das in den 2030er Jahre in Betrieb genommen werden soll, wird höchstwahrscheinlich Offshore-seitig rein auf Elektrizität basieren, da die Strom-in-Gas-Umwandlung in dem erforderlichen großen Maßstab voraussichtlich nicht rechtzeitig verfügbar sein wird. Aufgrund des ambitionierten Zeitplans für die Entwicklung des ersten Verteilkreuzes, soll den aktuellen Regulierungs- und Netzplanungsprozessen so weit wie möglich gefolgt werden. Die Kosten werden in der Zukunft weiter sinken und die Technologien weiter heranreifen. Daher können künftige Verteilkreuzprojekte höchstwahrscheinlich die Umwandlung von Strom in Wasserstoff umfassen, um somit die Gesamtsystemkosten zu senken, die Integration in das Onshore-Energienetz zu erleichtern, die Systemflexibilität zu verbessern und sozioökonomische Vorteile zu optimieren.

Gas als Energieträger überwindet Stromnetzengpässe

In Küstenregionen kann die Strom-in-Gas-Umwandlung eingesetzt werden, damit ab dort verstärkt auch Gas als Energieträger in die verbrauchsstarken Regionen im Landesinneren transportiert werden kann. Dadurch können Engpässe im Stromübertragungsnetz überwunden werden. Die damit gewonnene Variabilität bei erneuerbaren Energien kann Abregelungen und Beschränkungen aufgrund von Übertragungsengpässen im Stromnetz verringern und sie unterstützt die Anpassungsfähigkeit der Energieübertragungssysteme. Auch die Entwicklung von Synergien zwischen Offshore-Windenergie und der Erzeugung von Kraftstoffen aus erneuerbaren Energien in großen Industrieanlagen an der Küste könnte die Systemintegration großer Offshore-Windenergiekapazitäten unterstützen und durch einen flexiblen Wechsel zwischen Stromerzeugungs- und Stromverbrauchsmodus die Stromübertragungsnetze entlasten. Darüber hinaus erfordert der Übergang zu einem kohlenstoffarmen Energiesystem erhebliche saisonale Speicher, die durch Power-to-Gas-Lösungen unterstützt werden können.

Umweltaspekte und technisch-ökonomische Auswirkungen

Bei der Untersuchung verschiedener Standorten geht es vor allem darum, die wichtigsten Unterschiede in Bezug auf Umweltaspekte und technisch-ökonomische Auswirkungen zu verstehen. Die Untersuchungsorte stellen keine Präferenzen dar. Die Fallstudien haben gezeigt, dass es technisch machbar ist, große Offshore-Windparks zu errichten, unabhängig von ihren signifikanten Unterschieden, z. B. in Bezug auf Wassertiefe, Eigenschaften des Meeresbodens und Windvolumen. Die technischen Gestaltungsmöglichkeiten unterscheiden sich daher in Bezug auf Bauzeit (und Planungsrisiko), Systemkosten, Nutzen für die Gesellschaft und mögliche Umweltauswirkungen.

Das Konsortium ist der Ansicht, dass es wichtig ist, die Umweltauswirkungen eines Windenergie-Verteilkreuzprojekts und des Gesamtausbaus der Offshore-Windenergie sorgfältig zu berücksichtigen. Aus diesem Grund wurden mehrere Umwelt- und Ökologiestudien durchgeführt, einschließlich einer Umweltkartierung des Nordseegebiets. Ziel dieser Untersuchung ist es, zu einem frühen Zeitpunkt in der Konzeptentwicklung über potenziell vorherrschende Herausforderungen in Sachen Umweltschutz bei der Umsetzung eines Verteilkreuzmodells in der Nordsee zu informieren. An die politischen Entscheidungsträger und Raumplaner wird appelliert, ausgewogene Entscheidungen zu finden und die Umweltauswirkungen von Offshore-Windenergie gegen ihre technisch-ökonomischen Auswirkungen und die Dringlichkeit der Erreichung der langfristigen Klimaziele abzuwägen.

International koordinierter Ansatz

Das Konsortium empfiehlt einen international koordinierten Ansatz für den großflächigen Ausbau der Offshore-Windenergie. Das Konsortium betrachtet das modulare Windenergie-Verteilkreuzkonzept in einer solchen koordinierten Einführung als maßgeblich, da es im Vergleich zu einem national ausgerichteten Ausbau erhebliche sozioökonomische Vorteile bietet.

Das Windenergie-Verteilkreuzkonzept schafft Infrastruktursynergien, indem die Netzanschlusssysteme von Offshore-Windparks mit Interkonnektoren gekoppelt werden. Durch die Kopplung dieser Systeme könnte die Kapazitätsauslastung verbessert werden, während die Windparks mit lediglich nationalem Netzanschluss in der Regel nur zu rund 50 Prozent der Volllaststunden aufgrund der Windverfügbarkeit ausgelastet werden. Ein auf dem Verteilkreuzmodell basierendes Konzept multilateraler Windkraftübertragung wird zudem aufgrund der damit verbundenen Größenvorteile und der gemeinsamen Nutzung von Verteilkreuzen und Übertragungstechnologie die Kosten im Vergleich zu rein nationalen Anschlusslösungen deutlich senken. Eine vom Konsortium durchgeführte Kostenschätzung hat ergeben, dass bei einem rein elektrischen Verteilkreuz ohne Storm-zu-Gas-Umwandlung eine 30-prozentige Reduzierung der Lebenszykluskosten von Energieübertragungssystemen gegenüber einem nicht international koordinierten 180-Gigawatt-Offshore-Windkraftausbau in der Nordsee erzielt werden kann.

Sozioökonomische Vorteile

Ein international abgestimmter Ansatz des Windenergie-Verteilkreuzkonzepts bietet neben der Kostensenkung auch eine Reihe von sozioökonomischen Vorteilen:

• Sicherheit einer Marktvorausschau, die zum Aufbau der nötigen Lieferketten erforderlich ist

• Optimierung der Netzintegration an Land

• Stabilität der Ausbauraten verbessert die Möglichkeit, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen

• Erhöhung der Kapazitäten der Interkonnektoren zwischen den Nordseeländern wird zu einer Senkung der Strompreise und der CO2-Emissionen führen, da erneuerbare Energien besser in das System integriert werden können.

Koordinierte Maßnahmen und die Zusammenarbeit aller Beteiligten, insbesondere der verschiedenen Interessenträger, sind erforderlich, um eine weitere grenzüberschreitende Koordination bei der Raumplanung in der Nordsee zu ermöglichen, die für das Erreichen der Ziele des Pariser Klimaabkommens von entscheidender Bedeutung ist.

Ordnungspolitischer Rahmen, Verfahrensweisen und Richtlinien

Während es wahrscheinlich möglich ist, ein erstes Verteilkreuzprojekt innerhalb des aktuellen Regulierungsrahmens und des aktuellen Marktdesigns zu entwickeln, müssen die nationalen Ansätze, Verfahrenswiesen, Planungsrichtlinien und andere Richtlinien dringend überarbeitet werden, um einen langfristig groß angelegten und koordinierten Ausbau der Windenergie in der Nordsee sicherzustellen.

Der derzeitige Ansatz sowie die gegenwärtigen Verfahrensweisen, Planungen und Richtlinien erleichtern und Fördern den Ausbau der Offshore-Windenergie über nationale Einzelprojekte. Der Planungsfokus ist daher eher kurzfristig (in der Regel nicht länger als 10 Jahre) und mit begrenztem Umfang ausgelegt, um sicherzustellen, dass Projekte schnell, zu niedrigsten operativen Kosten und mit niedrigstem Investment umgesetzt werden können.

Das Windenergie-Verteilkreuzmodell erfordert ein neues Denken und in Sachen Richtlinien, Planung, Verfahrensweisen, regulatorischen Rahmenbedingungen und Marktdesign, um vorausschauende Investitionen und eine zeitnahe Entwicklung von Lieferketten und der nötigen Innovationen zu ermöglichen und zu fördern. Auch praktische Standardisierungsfragen wie etwa Gleichstrom-Spannungsebenen sind zu lösen.

Erfüllung des Pariser Übereinkommens

Die Energiewende muss zur Erfüllung des Pariser Übereinkommens weit vor 2050 abgeschlossen sein, doch für die Inbetriebnahme der Schlüsselinfrastruktur, wie bei einem Windenergie-Verteilkreuzprojekt, sind vor einer Inbetriebnahme mehr als 10 Jahre Entwicklungs- und Bauzeit erforderlich. Eine erfolgreiche Umsetzung mehrerer Windenergie-Verteilkreuzprojekte als Bausteine in einem international koordinierten Ausbau setzt daher eine ordnungsgemäße und zeitnahe Planung und Koordination durch die beteiligten Länder voraus.

Das Konsortium hält es für denkbar, ein erstes Verteilkreuz innerhalb des aktuellen Regulierungs- und Marktrahmens zu entwickeln. Es müssen dafür aber einige wichtige Entscheidungen getroffen werden. Nach Kenntnisstand des Konsortiums gibt es bislang keine Diskrepanzen zu bestehenden Vorschriften, da bislang keine rechtliche Beurteilung eindeutig nachgewiesen hat, dass eine Änderung etwa der Elektrizitätsverordnung erforderlich wäre, um ein derartiges Pilotprojekt umzusetzen.

Rechtliche Einschränkungen

Die aktuellen rechtlichen Einschränkungen für Windenergie-Verteilkreuze ergeben sich aus den folgenden Faktoren:

• Zeitplanung: der Ordnungsrahmen für Netzentwicklung blickt im Planungshorizont in der Regel nicht mehr als 10 Jahre voraus, während große Infrastrukturprojekte für Entwicklung und Bau mindestens 10 Jahre benötigen und vorausschauende Investitionen erfordern.

• Kosten-Nutzen-Analyse: Der Rahmen zur Beurteilung des Wertes dieser Projekte ist (noch) nicht für die Bewältigung hybrider Vermögenswerte (Windparkanbindung plus Interkonnektoren) oder stark sektorbezogener Projekte gerüstet.

• Die Bewertung erfolgt größtenteils projektspezifisch, sodass lediglich der Wert isolierter Projekte innerhalb eines (Referenz-)Systems bewertet werden kann.

Dieses Verfahren könnte in freiwilligen Vereinbarungen zwischen den Interessensträgern (Stakeholdern) oder in Absichtserklärungen münden. Zwischenstaatliche Abkommen könnten ebenfalls hilfreich sein, Entscheidungen bezüglich eines ersten Windenergie-Verteilkreuzprojektes voran zu bringen.

Einladung an die Politik

Das Konsortium und die Industrie laden die Regierungen Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande ein, die Einrichtung einer regierungsübergreifenden Konsultationsebene zu erwägen, um Lösungen für die in unserem Bericht angesprochenen Anliegen zu finden, damit das Potenzial der Offshore-Windenergie in der Nordsee zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens genutzt werden kann. Wir sind auch daran interessiert, die Diskussion über die Beteiligung anderer Nordseeländer wie auch der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Großbritanniens und Norwegens zu eröffnen.

Die verfügbare Offshore-Fläche im südlichen Teil der Nordsee ist begrenzt (14.000 Quadratkilometer) und relativ verstreut, wenn man von Wassertiefen bis 55 Meter und einem vollständigen Ausschluss der derzeitigen Nutzungsgebiete (Schifffahrt, Militär, in Betrieb befindliche und geplante Windparks bis 2030 usw.) ausgeht. Eine Mehrfach-Nutzung der Offshore-Fläche und die Berücksichtigung langfristiger Perspektiven (z. B. die Nutzung nach der Stilllegung von Öl- und Gasplattformen) müssen ernsthaft in Betracht gezogen werden, um das Kostensenkungspotenzial eines international koordinierten Ansatzes zu erschließen.

Die Skalierung der Offshore-Windenergie ist ein wichtiger Faktor für die Erreichung der ehrgeizigen Ziele des Pariser Klimaabkommens, wie oben dargestellt.

Unzureichende Zubaurate in Europa

Bis Ende 2018 waren rund 13 Gigawatt installiert, wobei die Zubaurate in Europa bis 2018 etwa 2 Gigawatt pro Jahr betrug. Eine Fortsetzung der gegenwärtigen Zubaurate der Offshore-Windkraft ist eindeutig unzureichend, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Daher ist ein großer Sprung beim Ausbau von Offshore-Windenergie erforderlich. Infolgedessen ist zu erwarten, dass die Offshore-Windenergieerzeugung und die Übertragungsinfrastruktur zunehmend mehr Offshore-Raum beanspruchen werden. Bei der Erforschung technischer Möglichkeiten zur Senkung der gesellschaftlichen Kosten für den Anschluss von Offshore-Windparks und Interkonnektoren durch ein modulares Verteilkreuzkonzept hat das Konsortium eine führende Rolle übernommen. Die Vorbereitung eines international koordinierten Ausbaus im Rahmen eines robusten, schrittweisen Ansatzes erfordert Klarheit über die Flächenplanung für die Energieinfrastruktur nach 2030, ganz gleich welche technische Option verfolgt wird.

Die Kombination der heutigen nationalen maritimen Flächenplanung steht noch nicht im Einklang mit der vorzusehenden Erhöhung der Offshore-Windkapazität, vor allem aufgrund des Mangels an ausgewiesenen Offshore-Windparkgebieten nach 2030. Von allen Ländern der Nordsee-Energieerklärung (North Sea Energy Declaration) bereitet sich lediglich Großbritannien auf die Bereitstellung von Meeresflächen an Projekte vor, nach 2030 entwickelt werden sollen.

Verbesserung der internationalen Koordinierung

Erste Anstrengungen zur Verbesserung der internationalen Koordinierung werden derzeit unternommen, wie die „Gemeinsame Erklärung zur Förderung des Einsatzes von Offshore-Energie in Europa“ (“Joint statement to further the deployment of offshore energy in Europe”), potenzielle neue EU-Vorgaben für grenzüberschreitende Projekte im Bereich erneuerbare Energien und die „Politische Erklärung zur Energiezusammenarbeit zwischen den Nordsee-Anrainerstaaten“ (“Political Declaration on energy cooperation between North Seas Countries”).

Es bedarf strukturierter und zielgerichteter Diskussionen zwischen Entscheidungsträgern, Netzbetreibern, Markt-Teilnehmern und NROs, um technologiebezogene Ziele bezüglich erneuerbarer Energien (einschließlich der Kapazitätsziele für Offshore-Windenergieanlagen), Flächenplanung und Netzplanung für die Nordseeländer nach 2030 zu definieren. Dies liegt nicht in der Verantwortung des Konsortiums, aber es fühlt sich dennoch verpflichtet, sich proaktiv dafür einzusetzen, um Verzögerungen zu vermeiden. Das Konsortium ist bereit, diese Diskussionen zu initiieren und zu unterstützen und kann die technisch-ökonomische Perspektive von Netzentwicklungen und Systemauswirkungen in diese Diskussion einbringen. Es sind jetzt dringende Maßnahmen erforderlich, um sicherzustellen, dass die geeigneten Rahmenbedingungen rechtzeitig vorhanden sind, um die langfristigen Klimaziele bei geringstmöglichen Kosten, maximalem gesellschaftlichen Wert und minimaler Umweltbelastung zu erreichen.

Erörterung und Rückmeldungen aus der Industrie

Anfang 2019 hat das Konsortium mit 10 führenden und einflussreichen Entwicklern und Betreibern von Offshore-Windparks zusammengearbeitet, um Rückmeldungen und Input zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell für ein einzigartiges Projekt zu erhalten, das die Netzanbindung der Offshore-Windenergie mit Interkonnektoren kombiniert. Die Interviews haben gezeigt, dass die Offshore-Windpark-Betreiber die Idee unterstützen, eine Konsultationsmöglichkeit einzurichten, mit welcher klare Richtlinien und Rollen zur Lösung der offenen Fragen festgelegt werden können.

Das Konsortium hat zusammen mit der Industrie einige der wichtigsten Erfolgsfaktoren ermittelt, die dazu beitragen können, das Potenzial der Offshore-Windenergie in der Nordsee auszuschöpfen:

• Ganzheitliche Sichtweise auf die Raumplanung von Meeresflächen über Landesgrenzen hinweg

• Koordinierter Ausbau der Offshore-Windkraft in der Nordsee

• Effiziente Nutzung der Infrastruktur, die das erforderliche Maß an Offshore-Windenergieressourcen aufnehmen kann

• Langfristige Auslegung und Zusage zu Entwicklung und Ausbau von Offshore-Windenergie

Internationales Konsortium/Hintergrund

Das Konsortium des North Sea Wind Power Hub (NSWPH) unterstützt die Ziele des Pariser Klimaabkommens. Es besteht aus Tennet, Energinet, Gasunie und Port of Rotterdam. Die relevanten Windkraftkapazitäten reichen von 70 bis 150 Gigawatt bis zum Jahr 2040 beziehungsweise bis zu 180 Gigawatt im Jahr 2045 in der Nordsee und sollen nach einem modularen, schrittweisen Ansatz ausgebaut werden. Je nach Umfang der Entwicklungen könnten die Windenergie-Verteilkreuze Ausgangspunkt für die Versorgung von mehreren Hundert Millionen Europäern mit umweltfreundlicher Energie sein.

Hier geht es zur Website des Konsortiums.