„Eine Pressemittelung versenden wir zu diesem Thema nicht“, ließ der Pressesprecher der Siemens-Windenergieabteilung am Ende einer Rundmail zu der darin kurz gemeldeten Personalie wissen. Der neue 53 Jahre alte Manager bringe „umfassende Branchenerfahrung und Marktkenntnisse im europäischen Windmarkt mit“. Möglicherweise ist die Verpflichtung des langjährigen Nordex-CEO damit ein zumindest kleines Stück weit schon erklärt. Richterich hatte den auf Nummer Zehn rangierenden Anlagenbauer unter den weltweit größten Lieferanten von Windturbinenkapazität, Nordex, von 2002 bis 2012 geführt. Richterich war anfangs bei Nordex als Retter in der Not eingestiegen, als die in Rostock produzierenden Hersteller aufgrund einer Überdehnung bei der Zahl der Maschinentypen sowie der Absatzregionen in den Konkurs zu rutschen drohten. Zuvor war der Manager beim zwischenzeitlichen Mutterunternehmen von Nordex, Babcock Borsig, Leiter des Controllings, wechselte dann aber im Zuge eines Verkaufs des Windturbinenherstellers in die Finanzgeschäftsführung bei Nordex. Fünf Jahre später übernahm er dort den Vorstandsvorsitz. Er schaffte es mit einer Neuordnung und Beschränkung auf wenige Anlagen und wichtige Zielmärkte, Nordex auf einen soliden Kurs zu bringen. Auch die Verbesserung der Maschinentechnologie anstelle immer höherer Leistungen zählt zu seinen Erfolgen.
2012 hatte Richterich bei Nordex aus freien Stücken den Hut genommen – und hatte plangemäß zu einem bereits weit vorher vereinbarten Zeitpunkt das Ruder übergeben. Während bei Nordex damals der frühere Voith-Turbo-Manager Jürgen Zeschky seine Nachfolge antrat, war Richterich ein halbes Jahr später, im September 2012, als Interimsgeschäftsführer des Zentraleuropabereichs beim Weltmarkführer Vestas eingesprungen. Dort trat er Ende 2013 wieder ab. Nun folgt Richterich bei Siemens auf seinen Vorgänger Jan Kjaersgaard. Der wechselt als CEO zum dänischen Offshore-Stahlbauspezialisten für Gründungsstrukturkomponenten und Windrad-Türme, Bladt Industries.
Ob Zufall oder nicht: Richterich hatte zuvor mit Nordex das erreicht, was Siemens noch anstrebt: Auch in den Kernmärkten Europas mit hochwertigen Windenergieanlagen an Land nennenswerte Anteile am Geschäft zu erringen. Bisher war Siemens mit den eigenen getriebelosen und Getriebeanlagen vor allem in den USA, aber auch anderen außereuropäischen Märkten stark, weniger aber in Europa und schon gar nicht in Deutschland. In Europa allerdings lassen sich häufig höhere Preise für die aktuell angebotenen Hocheffizienzmaschinen mit langen Rotorblättern erzielen.
(Tilman Weber)