Clashindarroch ist ein Windfeld des Energieversorgers Vattenfall in den Lowlands. Hier, im östlichen Schottland zwischen den Kommunen Huntly, Strathbogie, Tap o’ Noth, Glass and the Cabrach soll es mit 18 Anlagen vom Typ Senvion MM82 ab sofort jährlich 114.500 Megawattstunden (MWh) ins Netz einspeisen. Rund 35 Kilometer von der nächsten Küste entfernt spinnen die 2.05-MW-Turbinen mit einer Gesamtleistung von genau 36,9 MW den Wind mit einem Kapazitätsfaktor von rund 35 Prozent zu Strom: Das ist so viel, als würde der Windpark gut ein Drittel des Jahres unter Volllast Strom produzieren. In Wirklichkeit natürlich schwankt die Einspeisung in Abhängigkeit vom Wind. Bei etwas über 70 Meter Nabenhöhe und 80 Meter Rotordurchmesser darf das als eine gute Windernte gelten – im Vergleich zu anderen Windparks dieser Turbinenklasse.
Doch das für umgerechnet 85 Millionen Euro realisierte Projekt ist damit im Vergleich zu neueren Windparks etwa in Deutschland technologisch überholt. Neue Turbinenparks mit bis zum Doppelten gesteigerten Nabenhöhen und deutlich größeren Rotordurchmessern kommen anderswo teils sogar an küstenfernen Standorten auf Kapazitätsfaktoren von mehr als 40 Prozent – und das bei im ungünstigen Fall nur wenig höheren Investitionskosten pro installierter Leistung.
Dennoch ist Clashindarroch für Vattenfall berechtigterweise ein spannendes Projekt: Rund ein Drittel des Investitionsvolumens gingen über die Bau- und Zulieferaufträge an lokale schottische Unternehmen und weitere 50 Prozent der Ausgaben kamen sonstigen britischen Unternehmen zu Gute. Außerdem hat Vattenfall einen so genannten Community Fonds eingerichtet, ein Instrument, mit dem in Großbritannien die Entwicklung von Gemeinden gefördert werden. Geleitet von der Wohltätigkeitsorganisation Foundation Scotland fördert der Fonds mit jährlich 185.000 Pfund beziehungsweise gemäß aktuellem Wechselkurs umgerechnet 260.000 Euro lokale Initiativen. Was Förderung erhalten soll und wie darüber entschieden wird, ist in einem lokalen Diskussionprozess mit örtlichen Akteuren entschieden worden.
Beispiel für Partnerschaft mit Kommunen
So sagte Gunnar Groebler, Chef der Vattenfall-Windsparte: „Clashindarroch ist ein sehr gutes Beispiel für unsere Strategie, unser Wachstum im Bereich der emissionsfreien Energieerzeugung partnerschaftlich mit den Kommunen und Stakeholdern vor Ort zu gestalten – und gemeinsam davon zu profitieren.“
Das Projekt demonstriert allerdings zugleich die langen Planungs- und Vorlaufzeiten für Projekte auf der Insel. Bereits Anfang des vergangenen Jahrzehnts hatte Vattenfall die konkreten Erkundungs- und Vorarbeiten an dem Projekt gestartet, 2010 war die Baugenehmigung endlich da. 2013 konnten die Bauarbeiten beginnen. 2007 hatten die Behörden das Projekt zudem vorerst wegen unter anderem der Beeinträchtigung der Landschaft und ihres Erholungswertes abgelehnt. Auch die starke Beteiligung regionaler Unternehmen an der Wertschöpfung hat indes letztlich zum Gelingen des Projekts beigetragen.
Große Projektpipeline
Vattenfall errichtet derzeit in Großbritannien auch den 228-MW-Windpark Pen Y Cymoedd in Wales mit 76 getriebelosen Drei-MW-Anlagen von Siemens. Zudem hat der schwedische Energiekonzern weitere 500 MW auf dem Inselfestland in Großbritannien in Planung.
Zu den aktuellen Plänen der konservativen britischen Regierung, Onshore-Windenergie nicht mehr zu fördern, sagte Vattenfall-Sprecher Lutz Wiese auf Anfrage: „Wir wollen unsere Projektpipeline auch unter dem neuen Regime umsetzen.“
(Tilman Weber)