Zu verdanken ist dies auch der wieder gestiegenen Profitabilität des Turbinenbaubereichs. So erklärt Vestas die Zunahme der Profitabilität mit verbesserten durchschnittlichen Projektmargen sowie größeren Auftrags- und Installationsvolumen, die dank so genannten Skaleneffekten helfen, die Kosten pro installiertem Megawatt (MW) Leistung zu reduzieren. Insgesamt kletterte der Umsatz der Dänen in dem Dreimonatszeitraum auf 1,34 Milliarden Euro. Der EBIT genannte operative Gewinn nahm um 92 Millionen auf 104 Millionen Euro zu. Zwar hält der Trend an, dass der größere Teil des Gewinns inzwischen von den Wartungsdienstleistungen in bestehenden Vestas-Windparks stammt und den Turbinenverkauf übertrifft. Doch während im vergangenen Jahr nur 60 Millionen des um firmeninterne Kosten bereinigten EBITs von 211 Millionen Euro im weitesten Sinne aus dem Turbinenverkauf stammte, waren es im zweiten Quartal allein schon 34 von 80 Millionen Euro.
Der um Steuern und Abgaben sowie Sonderkosten bereinigte Gewinn wuchs um 156 Millionen auf 94 Millionen Euro. Im zweiten Quartal 2013 zeichnete Vestas hingegen im Nettoergebnis noch einen deutlichen Verlust. Auch im Halbjahresvergleich wird die Entwicklung deutlich. Nach einer so genannten schwarzen Null in den ersten drei Monaten dieses Jahres von unterm Strich plus zwei Millionen steht nun ein Halbjahresgewinn von 96 Millionen Euro im Vergleich zu 213 Millionen Euro Minus des ersten Halbjahres 2013.
Auch bei den Aufträgen legte Vestas im Quartal wieder deutlich zu. Sie stiegen um 18 Prozent auf 1.932 MW, vor allem dank Bestellungen aus Europa und Afrika. Als wichtigste Märkte bilanziert Vestas nun Deutschland, Großbritannien, die USA, Chile, Frankreich und Südafrika. An den Auslieferungen zeigt sich zudem, dass das Unternehmen seine 2013 vorgenommene Bereinigung im Geschäft und den damaligen Weltmarkteinbruch gut verkraftet hat und wieder deutlich mehr Windräder produziert und ausliefert. So schloss Vestas Kundenbelieferungen mit dem Windparkbau in einem Volumen von 1,145 Gigawatt (GW) ab – es sind rund 300 MW mehr als die 877 MW des Vorjahresquartals. Der Aufschwung hatte indes bereits im ersten Quartal begonnen, weshalb Vestas nach fertigen Auslieferungen von 2,1 GW im ersten Halbjahr 2014 schon 437 MW mehr verzeichnet als zur Halbzeit des Geschäftsjahres 2013 im Buche steht. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2013 hatte Vestas rund 4,8 GW weltweit ans Netz angeschlossen nach fast 6,5 GW im deutlich mehr prosperierenden Weltwindenergiemarkt 2012.
Deutschland- und US-Geschäft ziehen Vestas voran
Vor allem in Deutschland geht die Vestas-Formkurve wieder nach oben: 409 MW brachte der Weltmarktführer seit Jahresanfang allein hierzulande ans Netz – 17,5 Prozent seiner in diesem Zeitraum weltweit installierten Leistung. Im gesamten vergangenen Jahr hatte Vestas in Deutschland dagegen auch nur 616 MW ans Netz gebracht.
Bei den Aufträgen indes zeigt sich, dass Vestas wesentlich auch an den wieder guten Jahren 2014 und 2015 in den Vereinigten Staaten stark mitverdienen wird. So lieferten die Dänen bereits in den ersten beiden Quartalen 490 MW abschließend in die US-Markt aus, der im vergangenen Jahr nicht nur für Vestas aufgrund einer zum wiederholten Male unklaren Fördersituation fast ganz eingebrochen war. Nachdem Vestas kurz vor Ende des zweiten Geschäftsjahresquartals Ende Juni noch einen neuen Auftrag über 450 MW für US-Projekte des französischen Energiekonzern EDF meldete, war der Aktienkurs spontan noch einmal um vier Prozent gesprungen. Das Anlegervertrauen befindet sich freilich schon seit Jahresanfang auf konstantem Aufwärtskurs, soll der bis Juni um 70 Prozent gekletterte Börsenkurs von Vestas der Maßstab sein.
"Staatsvertrag" mit Dong
Gleichwohl fällt auf, wie sehr Vestas derzeit um ein besonders gutes Unternehmensbild vor den Augen von Anlegern und wohl auch der Kunden bemüht ist. So inszenierten die Dänen gemeinsam mit dem ebenfalls dänischen Energiekonzern Dong jetzt die Unterzeichnung des Kaufvertrages von 32 Offshore-Anlagen der größten bereits für die Serienfertigung geeigneten Windturbine der Welt wie einen Staatsvertrag. Mit Fotos der vielköpfigen Delegationen und von verschiedenen Momenten beim Unterschriftensetzen bestätigten beide Unternehmen den bereits im Februar angekündigten Deal über die Lieferung der V164-Turbinen mit jeweils acht MW Leistung und 80 Meter langen Rotorblättern in einem Leistungsumfang von 258 MW. Sie sind für die Erweiterung des britischen Offshore-Windparks Burbo Banks bestimmt, dessen Bau 2016 stattfinden soll.
Vestas hatte nach einer bereits 2009 eingeleiteten mehrjährigen Konsolierungsphase im vergangenen Jahr noch einmal das Ruder herumgerissen und nach einem kompletten Austausch der fast gesamten Führungsspitzen eine weitere Korrektur eingeleitet. Nachdem das Unternehmen seit 2009 kontinuierlich die Zahl der Beschäftigten von einstmals 22.000 auf zwischenzeitlich 16.000 abgebaut hatte, steigt sie inzwischen wieder leicht und liegt nun bei über 17.000.
(Tilman Weber)