Kann die Offshore-Windenergie die insolventen MV-Werften retten? Ja, sagen IG Metall und Stiftung Offshore Windenergie. Sie könnten das fehlende Puzzleteil beim Erreichen der ambitionierten Ausbauziele nicht nur in Deutschland, sondern auch international werden. Dazu müsse jetzt eine Roadmap und Umsetzungsstrategie für eine „Offshore-Readiness“ der MV-Werften und weiterer Standorte zu erarbeiten. Außerdem fordern sie mehr Unterstützung durch Bundes- und Landesregierung.
Nachfrage nach Spezialschifen wird steigen
„Hier wächst ein milliardenschwerer Markt mit einem enormen Bedarf der Industrie an Spezialschiffen für Installation, Bau, Betrieb und Wartung von Windparks, Komponenten für Windenergieanlagen sowie Konverterplattformen für den Abtransport der auf dem Meer produzierten Energie“, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung der beiden Verbände. Allein im Bereich von Installationsschiffen könnte sich der Bedarf nach gegenwärtigen Prognosen bis Ende der 2040er weltweit verzehnfachen; im Bereich von Spezialschiffen für die jährlichen Wartungskampagnen wird der Bedarf nach Expertenschätzungen bis 2040 um mindestens 200 Einheiten ansteigen. Dadurch steige auch der Bedarf an Produktions- und Fertigungsstätten.
Heimische Produktion besser fürs Klima
„Die Kapazitäten der deutschen Werften werden bei den ambitionierten Offshore-Wind-Ausbauplänen dringend gebraucht. Sie sind für die Energiewende systemrelevant“, sagt Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung Offshore Windenergie. „Dabei befinden wir uns auch in einem immer dynamischer-werdenden internationalen Wettbewerb um Produktionsfaktoren.“ China beispielsweise werde bedingt durch seine eigenen Zubauziele im Offshore-Windbereich seinen Zugriff auf die asiatischen Werften weiter intensivieren. „Konverterplattformen – wie in der Vergangenheit geschehen – mit deutschem Stahl in Dubai zu schweißen und diese dann in die Nordsee zu schleppen, kann weder klima- noch industriepolitisch gewollt sein. Insbesondere dann nicht, wenn es heimische Möglichkeiten gibt“, so Würtz weiter.
„Um die Klimaschutzziele und mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung zu erreichen, brauchen wir die Offshore-Windindustrie mit Unternehmen über die gesamte Wertschöpfungskette. Deutschland muss die Chance nutzen, Standort für den Bau von Offshore-Plattformen und Spezialschiffen zu werden. Die MV Werften mit ihrer hochqualifizierten Belegschaft stehen dafür auch mit ihrer Erfahrung auf früheren Projekten bereit“, ergänzt Heiko Messerschmidt, Bezirkssekretär der IG Metall Küste. Bundes- und Landesregierung seien gefordert, bei der Suche nach neuen Investoren zu helfen und mit Finanzierungen - wie im Großanlagenbau auch sonst üblich – zu unterstützen. Denkbar sei auch eine Beteiligung oder die mehrheitliche Übernahme durch eine Landes- oder Bundesgesellschaft oder ein Treuhänder-Modell, zumindest vorübergehend bis ein strategischer Investor mit langfristigem, zukunftsfähigen Konzept gefunden worden sei, so Messerschmidt. (kw)
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