Die französische Firma Atawey lockte gestern bei einer Führung der Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie Baden-Württemberg GmbH in Halle 27 der Hannover Messe. Sie hatte ein Fahrrad mit Wasserstoff-Antrieb ausgestellt. "Wir haben erst 2016 angefangen, aber das Interesse ist groß", erklärte ein Mitarbeiter am Messestand. Rund 100 Fahrräder habe die Firma seit ihrem Start an Kommunen und Firmen verkauft. Das Fahrrad hat mit einer Leistung von 250 Watt eine Reichweite von rund 100 Kilometern. Es kostet derzeit rund 7.000 Euro. Vorteil: Die kurze Ladezeit von einer Minute.
Fahrräder präsentieren sich in den verschiedensten Ausführungen auf der Messe. Dabei ist der Begriff Drahtesel für einen Teil der Zweiräder auf der Messe im Sinne von Lastenträger zu verstehen: Die Firma Velogold aus Hannover hat sich auf den Vertrieb von Lastenfahrrädern mit und ohne Elektroantrieb spezialisiert und wirbt damit, dass diese Transporter an jedem Innenstadtstau vorbeiziehen.
Die Firma Greenpack bietet eine ganze Produktpalette passend zu den mobilen Greenpack-Akkumodulen: vom Kleinwagen über Scooter bis zum Rasenmäher kann alles mit den Speichern ausgestattet werden. Die Speicher lassen sich zudem per Fernschaltung zum Großcluster zusammenschalten, während sie von Sonnenstrom geladen werden.
Ab Dezember 2017 soll der Wasserstoffzug von Alstom umweltfreundlich in Niedersachsen auf der Strecke Buxtehude–Bremervörde–Bremerhaven–Cuxhaven fahren. iLint hat einen Wasserstofftank und eine Brennstoffzelle, die Wasserstoff in elektrische Energie umwandelt. Ziel ist es, mit den H-Zügen eine Lösung für das Betanken zu liefern, das heißt Alstom sorgt für die nötigen Wasserstoffanlagen an den Strecken. Mitte März hatte Alstom die erste Testfahrt mit dem weltweit einzigen brennstoffzellenbetriebenen Personenzug Coradia iLint erfolgreich bei 80 km/h auf seiner werkseigenen Teststrecke in Salzgitter durchgeführt. Die Stärke: Basierend auf Alstoms Dieselzug Coradia Lint ist der Coradia iLint besonders geeignet für den Einsatz auf nichtelektrifizierten Strecken.
Die GP-Joule-Unternehmenstochter H-Tec Systems präsentiert in Halle 27 das Exponat eines funktionsfähigen Wasserstoff-PEM-Elektrolyseurs der Megawatt-Klasse. Dort erfährt der Besucher alles über die serienreifen Elektrolyse-Stacks und über die Möglichkeiten und Potenziale der Wasserstoff-Lösungen, Technologie- und Wandlungskosten.
Was die Technologie anbelangt, so ist Deutschland gut aufgestellt. Doch die politischen Rahmenbedingungen verhindern derzeit noch den großen Durchbruch. Thomic Ruschmeyer, Vorsitzender des Bundesverbands Solare Mobilität, verweist darauf, dass vor nunmehr sieben Jahren die nationale Plattform E-Mobilität gegründet wurde. Vom Ziel der einen Million E-Autos ist man aber immer noch weit entfernt. "Die Kaufprämie ist zu gering", so Ruschmeyer. Allerdings übe China starken Handlungsdruck auf Deutschland aus, weil die Volksrepublik den Elektroauto-Ausbau massiv voran treibt. Als Chance sieht er auch die neue E-Autos Tesla Modell 3 und Opel Ampera, die mit Reichweiten von 400 bis 500 Kilometern kommen. Ruschmeyer selbst hat sein erstes Elektroauto 1990 angeschafft, der dänische Kabinenroller Mini-el konnte "50 schnell und 50 weit". Heute hält er immer noch nichts von überdimensionierten Geländewagen. Er spricht sich dafür aus, das für Fahrzeuge "mit hohen Emissionen Abgaben gezahlt" werden müssen. Seine Empfehlung zur Ermittlung von Abgaswerten: eine Stunde Vollgas auf dem Teststand.
(Nicole Weinhold)