Die Fusion des viert- mit dem fünftgrößten Windturbinenhersteller der Welt kann kommen. Jedenfalls, wenn es nach dem Willen der Eigentümer von Gamesa geht, die jetzt in ihrer Generalversammlung dem zwischen Siemens und Gamesa im Juni angekündigten Deal zustimmten.
„Gamesas Anteilseigner mit einem Anteil am Firmenkapital von 99,75 Prozent ratifizieren die Fusion mit Siemens Wind Power“, meldete der spanische Windturbinenhersteller Gamesa. 57,93 Prozent der Anteilseigner seien bei der Generalversammlung vertreten gewesen und hätten mit eben 99,75 Prozent fast einstimmig zugestimmt, sagte Pressesprecherin Marta Menendez Vila zu ERNEUERBARE ENERGIEN. Das Unternehmen Gamesa ist Weltranglistenfünfter unter den Wettbewerbern, was die jährlich errichteten Erzeugungskapazitäten angeht. Bei der außergewöhnlichen Generalversammlung am Dienstag am Gamesa-Standort Zamudio hätten die Anteilseigner die für die Fusion benötigten Entscheidungen verabschiedet, informierte Gamesa in einer Pressemitteilung.
Gamesa-Siemens könnte weltgrößter Windturbinenhersteller werden - knappes Rennen um Platz eins
Der Deal soll nach Bekunden beider Windturbinenhersteller die weltweit größte Windturbinenschmiede entstehen lassen. Beide Unternehmen zusammen, Siemens Wind und Gamesa, repräsentieren ein jährliches Ausbauvolumen von mehr als neun Gigawatt (GW) beziehungsweise ein Umsatzvolumen von rund 10 Milliarden Euro. Das ist allerdings nur knapp oberhalb der Werte, die der bisherige langjährige Weltmarktführer Vestas für sich veranschlagt. Daher dürfte das Rennen um die Windkraftweltmacht auch nach der Vereinigung beider Unternehmen spannend bleiben. Seit wenigen Jahren kommen zudem die verschiedenen Branchenanalysedienste zu leicht unterschiedlichen Ranglisten. So sah Bloomberg New Energy Finance zuletzt das chinesische Unternehmen Goldwind noch vor Vestas.
Wie im Juni vereinbart, wird das fusionierte Unternehmen aus Siemens Wind und Gamesa zu 59 Prozent Siemens gehören, zu 33 Prozent Gamesa und zu 8 Prozent Gamesa-Großaktionär Iberdrola.
Gamesa bleibt spanisch
Die Gamesa-Hauptverwaltung werde ihren Sitz in Zamudio behalten, teilte Gamesa nun außerdem mit. Auch würden die Gamesa-Wertpapiere weiterhin in Spanien gehandelt. Nun muss noch die spanische Regulierungsbehörde einer Ausnahme für Siemens zustimmen, wonach der deutsche Technologiekonzern und bisherige Weltranglistenvierte eine Ausnahmegenehmigung erhält, Gamesa ohne öffentliche Ausschreibung kaufen zu dürfen. Die im Juni von führenden Wirtschaftsjournalisten bereits auf eine Milliarde Euro taxierte Summe, die Siemens unterm Strich für den Mehrheitsbesitz an Gamesa aufbringen muss, blieb weiter unbestätigt. Siemens will derzeit keine weitere Kommentare zum Deal abgeben.
Auch zur Zukunft des Joint Ventures Adwen sagten weder Siemens noch Gamesa etwas. Das Offshore-Turbinenbau-Unternehmen Adwen mit Produktionsstätten in Bremerhaven sowie in Frankreich ist ein gemeinsames Unternehmen des französischen Technologiekonzerns Areva und Gamesas. Areva hat im September den Verkauf der eigenen Adwen-Anteile an Gamesa bekannt gegeben. Während Adwen die Offshore-Turbinenbausparte von Gamesa repräsentiert, hat Siemens eine eigene große Turbinenbauabteilung für die Offshore-Windparks. Siemens ist auf See schon heute Weltmarktführer. Während Adwen Acht-Megawatt-Anlagen mit einem kompakten Triebstrang fertigt, stellt Siemens getriebelose Anlagen her. Diese waren bisher mit 7,0 Megawatt (MW) Leistung produziert worden. Künftig werde die Erzeugungskapazität der Anlage acht MW betragen, kündigte Siemens im Sommer an.
Nun müssen Behörden zustimmen
Als nächstes müssen noch die Wettbewerbshüter der Fusion zustimmen. Laut einem Medienbericht könnte sie zum Ende des ersten Quartals gänzlich vollzogen sein.
(Tilman Weber)