Die bayerische Regierung will offenbar eine Hürde für den Ausbau der Windenergie aus dem Weg räumen,. Wie Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte, soll der Bau von Windparks in der Nähe von Kulturdenkmälern erheblich erleichtert werden. Nach dem vor einigen Wochen angekündigten Aufweichen der 10-H-Regl ist dies der zweite Vorstoß für mehr Windenergie in Bayern.
Prüfung nur noch für die Top 100
Wie Minister Blume der Zeitung sagte, sei das Landesamt für Denkmalschutz damit beschäftigt, eine Liste von 100 Kirchen, Schlössern und anderen Monumenten zu erstellen, die „besonders landschaftsprägend“ seien. Dazu gehörten etwa die Schlösser Herrenchiemsee und Neuschwanstein, die Befreiungshalle in Kelheim und die Walhalla in Regensburg. Nur für sie ist im Genehmigungsverfahren eine denkmalschutzfachliche Prüfung vorgeschrieben. Für alle weiteren Denkmäler, die es nicht auf die Top 100-Liste schaffen, soll sie entfallen. Nach Angaben von Blume gibt es in Bayern 108.000 Einzeldenkmäler. „Wir beschränken uns also auf ganz wenige Orte, an denen die Belange des Denkmalschutzes stärker zu gewichten sind als die Versorgung mit erneuerbaren Energien“, zitiert das Medium den Minister.
Windenergie: Bayern hat bislang eine schlechte Bilanz
Hintergrund dürfte die bevorstehende Einführung des Wind-an-Land-Gesetzes sein, das die Bundesländer dazu verpflichtet, zwei Prozent ihrer Landesfläche für die Windenergienutzung auszuweisen. Bayern ist davon weit entfernt, bisher sind es nur 0,69 Prozent.
In Sachen Windenergie steht der Freistaat ausgesprochen schlecht da: Zum Stichtag 1. Januar 2022 waren im flächenmäßig größten Bundesland 1.129 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 2567 MW installiert, ermittelte die Deutsche Windguard. Bezogen auf die Landesfläche sind dies laut Windguard 0,02 Windenergieanlagen pro Quadratkilometer. Damit liegt Bayern gemeinsam mit Baden-Württemberg nur knapp vor Berlin auf dem vorletzten Platz unter den Bundesländern.
Doch das soll sich ändern: Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren soll sich bis 2030 verdoppeln. Bis zu 800 neue Windenergieanlagen sollen deshalb gebaut werden, kündigte Ministerpräsident Markus Söder im Frühjahr an, auch im Wald. Das Land will 2040 klimaneutral sein. (kw)
Wie Denkmalschutz den Ausbau der Windenergie behindern kann, lesen Sie in der kommenden Ausgabe von Erneuerbare Energien: Eine Mühle ohne Flügel stoppt den Windkraftausbau im niedersächsischen Altenmedingen.
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