„Man wolle die Themen der Energiewende in den Fokus rücken und für sie begeistern“, zitiert das Umweltministerium in Stuttgart nun auf dem eigenen Internetportal seinen Hausherrn – den Minister Untersteller von den Grünen. Und weiter: Die Kampagne „Unser Land – voller Energie!“ solle die bisherige Kampagne 50-80-90 „weiterentwickeln“ und neue Schwerpunkte für die Energiepolitik im Lande setzen. Zu Details verriet das Umweltministerium nicht mehr als, dass es noch mehr Menschen als bisher in den Ausbau von Erneuerbaren-Anlagen einbinden will oder auch lokale Handwerker beispielsweise beim Bau von Photovoltaik-Hausdachanlagen.
Nach einer jüngst schon erfolgten Ausschreibung beauftragte das Ministerium bereits die Stuttgarter Niederlassung der Berliner Agentur Ressourcenmangel, die Plattform zur Förderung intelligenter Energienetze in Baden-Württemberg „Smart-Grids“ sowie die Berliner Beratungsgesellschaft CO2 online mit der Kampagnenorganisation. Ziel sei es, „die Themen der Energiewende in den Fokus rücken und für sie begeistern“ zu können, betonte das Ministerium.
Wo die Begeisterung im Ländle bisher womöglich noch fehlt, ließ das Ministerium offen – ebenso, welche praktischen Änderungen das neue Konzept für die Energiewendeziele bedeuten. Die bisherige Kampagne 50-80-90 zielte darauf, das landesweite Ziel bis 2050 die Hälfte, also 50 Prozent des Energieverbrauchs einzusparen, 80 Prozent des in den Landesgrenzen auftretenden Verbrauchs von Strom und des Wärmeverbrauchs durch erneuerbare Energien abzudecken – und 90 Prozent weniger CO2 zu emittieren.
Was mit den Klimazielen 50-80-90-Zielen im Rahmen der Kampagne passieren soll, verriet das Ministerium bislang nicht. Allerdings hatte vor rund zwei Wochen Minister Untersteller bereits ein Ziel versenkt, das noch von der Vorgängerregierung mit den Grünen und der SPD als Koalitionäre stammt: Die Windenergie müsse nicht mehr bis 2020 auf einen Anteil von zehn Prozent an der Energieversorgung anwachsen. „Diese Zahl haben Sie von mir die letzten Jahre schon nicht mehr gehört", erklärte Untersteller. "Das habe ich aufgegeben mit dem Beginn der Ausschreibungen." Ausschreibungen, um damit Vergütungsrechte für neue Windparkprojekte zu vergeben, sind seit 2017 in Deutschland üblich. Hierbei bieten Projektgemeinschaften ihre geplante Windstromerzeugung zu möglichst geringen Einspeisepreisen an. Allerdings führte der hohe Marktdruck durch die Ausschreibungen bisher dazu, dass fast kein einziges Windrad in Baden-Württemberg so einen Zuschlag erhielt. Die windschwächeren Standorte in Süddeutschland lassen offenbar nicht ausreichend Windstromernte zu, um damit ein seriöses Angebot für einen chancenreichen tiefen Gebotspreis abzugeben.
Um das Ziel eines Zehnprozent-Anteils der Windkraft zu erreichen, hätte Baden-Württemberg jährlich etwa 350 Megawatt (MW) Windleistung hinzu bauen müssen, um Ende 2020 eine Gesamtleistung von rund 3.500 MW errichtet zu haben. Allerdings ist der Ausbau der Windkraft im Ländle erst seit zwei Jahren so hochtourig wie gewünscht.
(Tilman Weber)