In Schleswig-Holstein kommt die Sektorenkopplung voran: mit der offiziellen Eröffnung der ersten Wasserstofftankstelle für private PKW, LKW und den öffentlichen Nahverkehr in Niebüll. Eine zweite soll im September in Husum folgen, kündigte Initiator GP Joule an. Der Wasserstoff wird regional und klimaneutral im Projekt eFarm produziert.
Am Verbundprojekt eFarm sind insgesamt 20 Gesellschafter aus dem Norden beteiligt. Die Energie für die Wasserstofferzeugung stammt aus Windparks im Norden Schleswig-Holsteins, wo Elektrolyseure mit dem Windstrom klimaneutralen Wasserstoff erzeugen. Dieser wird an den beiden öffentlichen Tankstellen in Niebüll und Husum verkauft. Die lokale Verknüpfung von Erzeugung und Verbrauch sowie die Kopplung der Sektoren Strom, Mobilität und Wärme seien die Grundgedanken von eFarm, heißt es in einer Presseerklärung.
1.200.000 Liter Diesel werden ersetzt
„Aus erneuerbaren Energien produzieren und vertreiben wir ab jetzt unter anderem Treibstoff für die Mobilität in Nordfriesland. Das hat es meines Wissens noch nicht gegeben. Wir können mit eFarm heute schon etwa 1.200.000 Liter Diesel pro Jahr ersetzen, und dieses in den nächsten Jahren vervielfachen“, erklärte Ove Petersen, CEO der GP Joule-Gruppe, den Stellenwert des Projektes eFarm. Was es jetzt brauche, seien Anreizsysteme, die die LKW- und Busbetriebe für Investitionen in die Fahrzeuge nutzen können. Nach Angaben von GP Joule ist es das derzeit größte Wasserstoffmobilitätsprojekt seiner Art in Deutschland.
Bereits seit Mai sind zwei mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellenbusse im Linienverkehr in Nordfriesland im Einsatz. Sie bieten Platz für bis zu 39 sitzende und 35 stehende Fahrgäste. Eine Tankfüllung für einen Brennstoffzellen-PKW kostet laut GP Joule etwa 50 Euro und reicht für bis zu 600 Kilometer. Neben den Bussen sollen in Niebüll und Husum auch Firmen- und Privatfahrzeuge Wasserstoff tanken können. Die Tankstellen seien für PKW und Nutzfahrzeuge gleichermaßen geeignet.
Abrechnung erfolgt über Tankkarte
„Das Tanken von Wasserstoff geht genauso einfach wie bei herkömmlichen Kraftstoffen – nach vier bis fünf Minuten ist man fertig und kann weiterfahren“, erklärte André Steinau, Geschäftsführer der Projektgesellschaft eFarming GmbH & Co. KG. Die Abrechnung erfolgt bequem über eine spezielle Tankkarte mit PIN. Rund dreißig Brennstoffzellen-PKW gehören direkt zum Projekt EFarm. Doch der grüne Wasserstoff zieht bereits weitere Interessenten an. „Privatleute und Gewerbetreibende aus dem Projektumfeld haben angekündigt, rund 100 weitere PKW auf Wasserstoff umzustellen. Viele davon sind bereits auf den Straßen Nordfrieslands unterwegs“, fügte André Steinau hinzu.
Das Wasserstoff-Verbundprojekt eFarm ist nach eigenen Angaben das derzeit größte grüne Wasserstoffmobilitätsprojekt Deutschlands. Es erhielt im September 2020 den German Renewables Award, da es regionale erneuerbare Energieerzeugung und lokalen Verbrauch verbindet. Diese Auszeichnung verleiht das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg für herausragende Innovationen und persönliches Engagement für die Erneuerbaren Energien.
Wärme aus den Elektrolyseuren wird für Gebäudeheizung genutzt
20 regionale Gesellschafter engagieren sich bei eFarm, darunter Bürgerwind- und Solarparks sowie Stadtwerke. Wichtig ist den Akteuren, dass der wertvolle Windstrom effizient eingesetzt wird: Bei der Elektrolyse kann grundsätzlich nur ein Teil der Energie in Wasserstoff umgewandelt werden, der Rest wird zu Wärme. Diese geht im eFarm-Projekt jedoch nicht verloren, sondern dient zum Heizen von Gebäuden. Insgesamt werden so 95 Prozent der in Form von Windstrom eingesetzten Energie genutzt. Gefördert wurde eFarm unter anderem vom Bundesverkehrsministerium mit 8,8 Millionen Euro. (kw)
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