Zum 1. Juni 2022 ging die jüngste Ausschreibung von Marktprämien für eingespeisten Solarstrom aus Freiflächenanlagen zu Ende. Bisher waren die Auktionen dieses sogenannten ersten Segments immer überzeichnet. Doch für diese Ausschreibung fanden sich zu wenige Projekte, die sich um eine der Marktprämien bewerben.
109 Anlagen bekommen eine Marktprämie
Konkret sind 116 Projekte mit einer Gesamtleistung von 714 Megawatt angetreten, um eine der Marktprämien zu ergattern. Das ausgeschriebene Volumen lag aber bei 1.126 Megawatt. So kamen aufgrund der massiven Unterzeichnung fast alle Bewerber zum Zuge. So bekommen nach Fertigstellung 109 Projekte mit einer Gesamtleistung 696 Megawatt eine Marktprämie. Sechs Gebote mussten aufgrund von Formfehlern ausgeschlossen werden. Ein Gebot wurde ausgeschlossen, da das Projekt auf einer benachteiligten Ackerfläche entstehen sollte, die Kontingente im betreffenden Bundesland für dieses Jahr aber schon ausgeschöpft waren.
Auktionsvolumen gestiegen
Die Bundesnetzagentur führt die Unterzeichnung vor allem auf das gestiegene Ausschreibungsvolumen zurück, dass sich im Vergleich zum vergangenen Jahr verdoppelt hat. Denn laut EEG werden in diesem Jahr insgesamt 3,6 Gigawatt in mehreren Tranchen ausgeschrieben, während das Volumen im Jahr 2021 noch bei 1,85 Gigawatt lag.
Errichtungsfrist wird zum Risiko
Doch es könnten auch Schwierigkeiten bei der verbindlichen Bestellung von Module und anderen Komponenten dazu geführt haben, dass sich die Projektierer derzeit mit der Teilnahme an einer Ausschreibung zurückhalten, wie die Bundesnetzagentur zusätzlich vermutet. Tatsächlich stehen die Projektierer hier vor zwei Risiken. Zum einen ist nicht klar, ob sie innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Errichtungsfrist die Anlage auch fertig bekommen. Wenn sie das nicht schaffen, fallen empfindliche Strafen an, die bis zum Verlust der Zweitsicherheit geht – immerhin 45 Euro pro bezuschlagtem Kilowatt Leistung, die nicht rechtzeitig ans Netz geht. Da geht es dann bei einem Solarpark mit fünf Megawatt um satte 225.000 Euro.
Kosten schwer kalkulierbar
Das zweite Risiko sind die nur schwer kalkulierbaren Kosten. Denn so lange die Komponenten knapp sind, steigen natürlich die Preise. Zumindest kann die Wette auf sinkende oder sogar nur auf stabile Preise, die früher durchaus in Projektkalkulationen Eingang gefunden hat, inzwischen sehr teuer werden.
Gebots- und Zuschlagspreise gestiegen
Die Unterzeichnung der Ausschreibung hat auch zu einem Anstieg der Marktprämien geführt. Da nahezu alle Gebote berücksichtigt wurden, lagen die Angebotspreise zwischen 4,87 und 5,69 Cent pro Kilowattstunde. Damit kamen auch Gebote zum Zuge, die nur knapp unter dem zulässigen Höchstwert von 5,70 Cent pro Kilowattstunde lagen. Zum Vergleich: Bei der Ausschreibung im März dieses Jahres bekamen Gebote zwischen 4,05 und 5,55 Cent pro Kilowattstunde einen Zuschlag. Der Höchstwert damals betrug 5,57 Cent pro Kilowattstunde. Entsprechend stieg auch der durchschnittliche Zuschlagswert von 5,19 Cent pro Kilowattstunde im März auf 5,51 Cent pro Kilowattstunde in der aktuellen Ausschreibung.
Die meisten Projekte entstehen in Bayern
Die meisten Projekte mit der höchsten Leistung entstehen in Bayern. Insgesamt 64 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 339 Megawatt, die im Freistaat entstehen, bekamen einen Zuschlag. Leistungsmäßig auf dem zweiten Platz liegt Schleswig-Holstein. Im hohen Norden werden sechs Anlagen mit einer Gesamtleistung von 72 Megawatt mit einer Marktprämie aus der aktuellen Ausschreibung refinanziert. In Niedersachsen bekamen zwar sieben Anlagen einen Zuschlag. Aber diese leisten zusammen nur 45 Megawatt. Die meisten Anlagen entstehen auf benachteiligten Acker- und Grünlandflächen. In dieser Kategorie bekommen 55 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 372 Megawatt eine Marktprämie. Davon entstehen 43 Anlagen mit einer Leistung von 297 Megawatt allein in Bayern. Weitere 35 Anlagen mit einer Leistung von 211 Megawatt entstehen auf Randstreifen von Autobahnen und Schienenwegen.
Nächste Auktion endet am 1. November
Die nächste Freiflächenausschreibung endet am 1. November 2022. Der Starttermin und die Regeln für die Ausschreibung stehen aber noch nicht fest. Denn diese Auktion ist von der Europäischen Kommission noch nicht beihilferechtlich genehmigt. (su)
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