Bei Suntech dreht sich das Personalkarusell auf Hochtouren. Insgesamt drei Direktoren haben das Handtuch geworfen, wie das Unternehmen mitteilt. Susan Wang, Julian Worley und Zhizhong Qiu begründen ihren Rücktritt damit, dass sie nicht mehr als erfolgreiche Direktoren arbeiten könne, da sie nicht alle notwendigen Informationen erhielten, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden, erklärt Suntech in einer Investorenmitteilung. Außerdem habe das Unternehmen es nicht geschafft, einige ihrer Vorschläge umzusetzen, erklären die drei Direktoren. Jetzt sind nur noch Philip Fan, Michael Nacson, Kurt Metzger, Weiping Zhou, Zhengrong Shi und David King die Verwaltungsräte des Unternehmens. Michael Nacson wurde zum Nachfolger Susan Wangs als Verwaltungsratsvorsitzender gewählt.
Klarer Businessplan fehlt
Die scheidenden Direktoren nannten als weitere Gründe den enorme Abfluss flüssiger Finanzmittel an sowie die Unsicherheit hinsichtlich der Beschaffung von neuem Kapital. Außerdem sei es schwierig und eine einvernehmliche Umstrukturierung mit den Inhabern der Wandelschuldverschreibungen zu erreichen. Vor allem habe das Unternehmen keinen klaren Wirtschaftsplan, kritisieren die scheidenden Direktoren. Für die verbleibenden Direktoren sind diese Querelen im Verwaltungsrat ein „Hinweis auf Disharmonie und Kommunikationsprobleme zwischen dem Management und den scheidenden Direktoren“, welche Entscheidungen innerhalb des Gremiums erschwert hätten. Vor allem die Größe und die geographische Verteilung des bisherigen Verwaltungsrats sein nicht ideal für das sich umstrukturierede Unternehmen gewesen. Schließlich müsse sich das Gremium in einer solchen Phase, in der sich Suntech befindet, häufig treffen, um die komplexen Probleme persönlich zu analysieren und zu diskutieren. Durch die Verkleinerung des Verwaltungsrats könne das Gremium jetzt effektiver und effizienter arbeiten, betont Suntech. Außerdem hätten die neueren Verwaltungsratsmitglieder Michael Nacson und Kurt Metzger Erfahrung mit komplexen Umstrukturierungsmaßnahmen, wie sie Suntech jetzt angeht.
Umstrukturierung im Gange
Der chinesische Modulhersteller – immerhin im vergangenen Jahr der Branchenprimus – musste am 20. März dieses Jahres Insolvenz anmelden. Seither versucht das Unternehmen, wieder auf die Beine zu kommen. Dabei geht es vor allem darum, die Schulden in den Griff zu bekommen. So hatte das Unternehmen am 15. Mai mit den Gläubigern einer Anleihe in Höhe von 541 Millionen Dollar eine Stundung der Schulden vereinbart. Darin verpflichteten sich die Gläubiger, zunächst bis zum 28. Juni die Füße still zu halten und ihre Forderungen nicht einzutreiben. Diese Stundungsvereinbarung wurde am Ablauftag bis zum 30. August verlängert. „Durch die Anstrengungen, die die Anleihegläubiger und die Gesellschaft in den letzten Monaten unternommen haben, haben wir jetzt einen klaren Weg und einen konkreten Arbeitsplan“, erklärte David King damals. „Die Gesellschaft und die Anleihegläubiger werden sowohl auf Vorstands- als auch auf operativer Ebene in den kommenden Wochen eng zusammenarbeiten. Wir bleiben optimistisch, dass eine für beide Seiten akzeptable einvernehmliche Restrukturierung der Gesellschaft möglich ist“, gibt sich King zuversichtlich. (Sven Ullrich)