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Sonnenstrom

Keyenberg wird Solardorf

Keyenberg ist eigentlich ein Stadtteil von Erkelnez, einer Kleinstadt im Westen von Nordrhein-Westfalen. In den letzten Jahren ist der Ort drastisch geschrumpft. Viele Einwohner haben den alten Ort, der schon im Jahr 893 erstmals urkundlich erwähnt wurde, verlassen.
Denn die Zukunft ist unsicher. Keyenberg ist von der Vernichtung durch die Bagger bedroht, die im angrenzenden Braunkohletagebau Garzweiler die Erde durchwühlen. Der Druck auf die Bürger wuchs noch weiter, als das Oberverwaltungsgericht Münster RWE verbot, 25 Kilometer weiter südlich den Hambacher Forst abzubaggern. Die Mengen, die der Energiekonzern dort nicht fördern kann, müssen jetzt aus Garzweiler geholt werden – auch wenn RWE im Gerichtsverfahren nicht nachweisen konnte, dass die Braunkohle aus dem Kohlerevier Hambach für die Sicherung der Stromversorgung des Landes oder der Bundesrepublik gebraucht würde. Schließlich ist das einer der Gründe, weshalb das Gericht das Moratorium für den Hambacher Forst erlassen hat.

Drei weitere Anlagen geplant

Dennoch ist Keyenberg weiter bedroht. Auch die Landesregierung unter Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) will den Tagebau Garzweiler trotz beschlossenem Kohleausstieg nicht stoppen. Immerhin hat sie dem Ort noch eine Gnadenfrist von zusätzlichen zwei Jahren gegeben. Bis 2026 soll Keyenberg nicht abgebaggert werden. Dann kommt die Kohlekommission erneut zusammen und überprüft das Ausstiegsszenario aus der Kohleverstromung erneut, das im Abschlussbericht festgelegt wurde.

Den Keyenbergern bleibt deshalb die Hoffnung, dass ihr Ort überlebt. Um das zu unterstreichen, stellen sie ihre Stromversorgung komplett auf Sonnenenergie um. Noch ist es nicht so weit. Denn bisher sind zwei Solaranlagen mit einer Leistung von jeweils zehn Kilowatt installiert. Doch in den nächsten Wochen sollen drei weitere Anlagen dazukommen. Die Leistung der neuen Generatoren liegt zwischen elf und 30 Kilowatt. Zusammen decken die dann installierten Solaranlagen bilanzielle den gesamten Strombedarf der noch verbliebenen Bewohner.

Innovative Entwicklungskonzepte gegen die Abbaggerung

Für viele ist das ein deutliches Zeichen, dass sie einerseits ihren Ort noch nicht aufgegeben haben und andererseits dem Energieriesen in der Nachbarschaft und auch ihrer Landesregierung zeigen, dass alle Zeichen auf Energiewende stehen. „Meine Vision ist, den Abriss des Dorfes zu stoppen und Orte wie Keyenberg mit innovativen Dorfentwicklungskonzepten für die Zukunft zu stärken. Das Thema solare Selbstversorgung ist dafür ein entscheidender Baustein“, sagt Barbara Ziemann-Oberherr. Sie lebt noch im Ort und beteiligt sich aktiv am neuen Solarprojekt.

Finanzierung über Zusatzbeitrag

Das Projekt ist der Beitrag der Bewohner für einen schnelleren Ausstieg aus der Braunkohleverstromung und für einen konsequenten Ausbau von Solaranlagen im Sinne des Klimaschutzes. „Gerade bei Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern sind hier noch ungeheure Potenziale ungenutzt“, sagt Nils Müller. Er ist Vorstand bei Greenpeace Energy. Der Ökoenergieversorger wird die drei neuen Anlagen bauen und finanzieren. Das Geld dafür kommt aus einem eigenen Fördertopf, den Greenpeace Energy geschaffen hat. Er wird mit den Kunden des Versorgers gefüllt, die sich für den Tarif Solarstrom plus von Greenpeace Energy entschieden haben. Denn diese zahlen einen Zusatzbeitrag, der in die Finanzierung von Solarprojekten in deutschen Kohleregionen fließt.

Ausbau sauberer Energien vorantreiben

Damit hat Greenpeace Energy bisher schon 19 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 220 Kilowatt gebaut. Jetzt kommen die drei Anlagen in Keyenberg dazu. Diese werden in Zukunft jährlich 75.000 Kilowattstunden sauberen Solarstrom liefern. „Die klimabedingte Flutkatastrophe zeigt auch hier in der Region: Wir müssen schneller denn je den Ausbau sauberer Energien vorantreiben, statt weiterhin Dörfer für den Tagebau abzureißen, Menschen durch Umsiedlung zu entwurzeln und klimaschädliche Braunkohle zu verfeuern,“, begründet Nils Müller die Entscheidung, die Solaranlagen in dem von der Abbaggerung bedrohten Ort zu errichten. (su)

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