Regionale Stromproduktion Bescheinigen lassen
Bescheinigen lassen können sich Ökostromanbieter die regionale Herkunft ihres Stroms über ein Nachweisregister. Damit wird garantiert, dass die Stromerzeugung des von ihnen vertriebenen Ökostroms in derselben Region stattfindet, wo er anschließend auch verbraucht wird. Konsumenten eröffnet das einen neuen persönlichen Zugang zu nachhaltiger Stromproduktion bzw. Energieversorgung durch Naturstrom: Anhand eines Regionalnachweises können sie etwa nachvollziehen, ob der Strom aus ihrer Steckdose in der Biogasanlage des benachbarten Landwirtschaftsbetriebs erzeugt wurde - oder in dem Windpark, an dem sie auf ihrem gewohnten Weg zur Arbeit vorbeifahren. Die direkte Beziehung zwischen Stromproduzenten und -kunden hilft, die Akzeptanz für den Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung zu erhöhen. Da Anlagen der Anbieter zur nachhaltigen Stromproduktion dezentral aufgebaut sind, ist die Unterstützung der Bevölkerung für den gelingenden Aufbau der Infrastruktur für erneuerbare Energien entscheidend. Anders als in emissionsintensiven Kohlekraftwerken oder risikoreichen Atomanlagen produzieren viele „kleinere“ Photovoltaik-, Biomasse-, Wind- oder Wasserkraft-Anlagen den Strom. Das bedeutet, dass für die Energiegewinnung auch mehr Fläche in der Region gebraucht wird. Damit der flächenintensive Ausbau schnell und reibungslos gelingt, brauchen Kommunen eine demokratische Mehrheit dafür, die die Behörden bei der Errichtung der Infrastruktur unterstützt. Bei der Beschaffung dieser Mehrheiten sind Regionalnachweismodelle wirksame Hilfsmittel, um Stromkunden von den Vorteilen erneuerbarer Energien zu überzeugen. Einer Umfrage des Vergleichsportals Verifox hat ergeben, dass Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Auswahl ihres neuen Stromanbieters wieder mehr Wert auf Energie aus erneuerbaren Quellen legen. Zudem spielt die regionale Produktion des Ökostroms eine zunehmend größere Rolle. Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima sei das Interesse an einem Ökostrom-Tarif auf der Plattform am größten gewesen, teilt Verivox mit. 2012 schlossen drei von vier VerbraucherInnen einen Ökostromtarif ab, wohl aus Ablehnung gegenüber dem unsicheren Atomstrom. In den Jahren danach gingen die Vertragsabschlüsse für Grünstromtarife allerdings kontinuierlich zurück. Mit den neuen Quartalszahlen stoppt dieser Trend nun: Zwischen Juni 2018 und 2019 legte die Nachfrage nach Strom aus regenerativen Quellen um 25 Prozentpunkte zu. Wollten im letzten Jahr nur 33 Prozent der VerbraucherInnen einen Ökostrom-Tarif unterzeichnen, waren es 2019 schon 58 Prozent. Die Erderwärmung rückt durch die von Greta Thunberg inspirierte Klimabewegung stärker ins Zentrum gesellschaftlichen Diskurses. Das ist wohl einer der Gründe, warum Verbraucher wieder vermehrt zu Ökostrom greifen. Die Klimakrise macht viele von ihnen individuell betroffen. Ein Grünstromvertrag ist aus Konsumentenperspektive eines der direktesten und wirksamsten Mittel, die Energiewende herbeizuführen. Laut dem aktuellen Energiewendebarometer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags behindern momentan jedoch genau diese infrastrukturellen Problemstellungen wie der Netzausbau und das langsame Tempo von Planungs- und Genehmigungsverfahren den Ausbau der erneuerbaren Stromversorgung – auch wenn die Bereitschaft, bei klimaschützenden Maßnahmen wie der Energiewende mitzuwirken, hoch ist. Im Grundsatz befürworten neun von zehn Unternehmen zusätzliche Maßnahmen, damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreicht. Das zeigt, wie wichtig die Weiterentwicklung der Beziehung der Stromkonsumenten zu ihrer Energieversorgung ist. Die Energiewende stellt die Versorgungsunternehmen vor zahlreiche Herausforderungen, die sowohl das bisherige Finanzierungsmodell der Unternehmen als auch die über lange Jahre gewachsenen vertrauensvollen Kundenbindungen zur Neuausrichtung zwingt. Mithilfe neuester Technologien wie Peer-to-Peer-Lösungen und neuer Vermarkungsstrategien wie dem Regionalnachweis stehen der Energiewirtschaft jedoch bereits die notwendigen Instrumente zur Verfügung, um diesen Umbruch erfolgreich zu gestalten. Port of Amsterdam nutzt Peer-to-Peer-Anwendung Ein passendes Beispiel für die Integration neuer Technologien für das Gelingen der Energiewende ist der Port of Amsterdam, der als erste Organisation eine transparente Stromhandelsplattform einsetzt. Am Hafen anlegende Schiffe können durch die Anwendung mit lokal produzierter sauberer Energie versorgt werden und sind nicht länger auf umweltschädliche Dieselgeneratoren angewiesen. Zuvor nutzte vor allem die private Industrie den direkten Handel mit Grünstrom über die Peer-to-Peer-Anwendung. Die Regionalstromlösung wird in diesem Fall von Alliander gestellt und ermöglicht Stromverbrau-chern, ohne komplizierte Infrastruktur oder Transaktionskosten direkt mit den Erzeugern grüner Energie zu handeln. Das ist von Vorteil, da Produzenten von Wind- oder Sonnenenergie im Gegensatz zu konventionellen Stromproduzenten dezentral organisiert sind. Damit wird der Handel mit grüner Energie vereinfacht und Verbraucher können auf einem Marktplatz genau die Stromangebote finden, die ihren Bedarf ideal decken. Kosteneinsparungen durch genaue Berechnungen Durch die Umstrukturierung der Energiekette lassen sich so Kosten einsparen, bis zu 30 Prozent laut Berechnungen des Generalmanagers Harry van Breen. Der Hafen Amsterdam arbeitet dafür mit dem Energielieferanten Senfal zusammen, der eine selbstlernende Software zum Stromerwerb entwickelt hat. Mit den Daten vor Ort kann der Energieverbrauch und damit die benötigte Menge an Strom an der Küste stundengenau vorhergesagt werden. Die Software ist in der Lage, den Energieverbrauch des nächsten Tages vollautomatisch präzise vorherzusagen. Angebot und Nachfrage von Strom wird im Voraus berechnet, sodass zu jedem Zeitpunkt die jeweils günstigsten Strommengen aufgekauft werden. Mithilfe von Alliander kann die Schifffahrt am Hafen nachhaltige Energie dann direkt von den Produzenten vor Ort kaufen. Mit einer Regionalstromlösung können Produzenten und Konsumenten erneuerbarer Energie schon heute smart und ökonomisch rentabel vernetzt werden. Breiten sich Peer-to-Peer-Lösungen weiter aus, befinden sich die Versorgungsunternehmen als auch die Stromkunden damit auf dem besten Weg, die deutsche Wirtschaft weiterhin zu dekarbonisieren und die Energiewende zu demokratisieren. Autorin: Joyce van der Garde, Leiterin Innovation & Digitalisierung Alliander AGErhöhte Akzeptanz für die Energiewende
Starker Zuwachs in Nachfrage für Grünstrom
Ausbau der Infrastruktur lahmt