Das Bundeskabinett hat am vergangenen Mittwoch das sechste Energieforschungsprogramm beschlossen. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen die Gelder für die Energieforschung der beteiligten Ministerien bis 2014 auf eine Milliarde Euro pro Jahr steigen. Die beteiligten Ministerien für Wirtschafts (BMWi), Umwelt (BMU), Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie Bildung und Forschung wollen insgesamt mehr als 3,3 Milliarden Euro für Energieforschung ausgeben und damit die Mittel im Vergleich zum Zeitraum 2006 bis 2009 um 75 Prozent erhöhen. Ein Großteil dieser Mittelzuwächse kommt aus dem Energie- und Klimafonds. Dessen Anteil an der Forschungsförderung liegt im nächsten Jahr bei über zehn Prozent und steigt im Jahr 2013 auf ein Viertel. Im Jahr 2014 kommt jeder dritte Euro an Forschungsmitteln aus dem Energie- und Klimafonds. Das Programm wird noch im Herbst in Kraft treten.
Innovative Energietechnologien im Blick
Der Schwerpunkt des Programms liegt auf innovativen Energietechnologien. Nach Angaben der Bundesregierung werden die Fördermittel strategisch auf die Bereiche verteilt, die für den beschleunigten Umbau der Energieversorgung Deutschlands wichtig seien: erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Energiespeicher, Netztechnologien und die Integration der erneuerbaren Energien in die Energieversorgung.
So bekommen Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Energieeffizienz und der rationellen Energieumwandlung im nächsten Jahr mehr als 25 Millionen Euro. Bis 2014 steigt diese Summe auf 35 Millionen Euro. Die erneuerbaren Energien bekommen den größten Anteil der Forschungsförderung. Im Jahr 2011 finanziert Berlin Forschungsprojekte auf diesem Gebiet mit mehr als 26 Millionen Euro. Das ist fast ein Drittel der geplanten 73 Millionen Euro, die die Bundesregierung ausgeben will. Im Jahr 2014 unterstützen die Ministerien die Erforschung der erneuerbaren Energien mit 42,6 Millionen Euro. Für das Jahr plant Berlin eine Gesamtförderung von einer Milliarde Euro ein. Trotz Atomausstieg fördert die Regierung auch weiterhin die Kernenergie mit Forschungsausgaben von immerhin 22 bis fast 25 Millionen Euro pro Jahr. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf der Kernfusionsforschung. Aber auch die Atomsicherheit und der Endlagerforschung unterstützt Berlin weiter.
Billige und effiziente Anlagen gesucht
Mit dem neuen Energieforschungsprogramm verfolgt die Regierung das Ziel, die energiewirtschaftlichen und klimapolitischen Vorgaben umzusetzen. Deshalb liegen die Prioritäten des Programms vor allem auf neuen Technologien zur Energieerzeugung. Bei den erneuerbaren Energien werden auch weiterhin Windkraft- und Photovoltaikforschung am stärksten unterstützt. Bei der Windenergie sowohl an Land wie auf See liegt das Augenmerk auf Kostensenkung und Effizienzsteigerung. Während auf See die Entwicklung neuer Bau- und Instandhaltungskonzepte sowie die ökologischen Auswirkungen stärker in den Mittelpunkt rücken, soll an Land das Repowering auf die Tagesordnung.
Technologische Spitzenposition ausbauen
Bei der Photvoltaik fördert Berlin vor allem die anwendungsorientierte Forschung. Die im Labor entwickelten Technologien sollen schneller in industrielle Prozesse umgesetzt werden, um die Technologie- und Marktführung zu behaupten. Die Förderschwerpunkte bei der Niedertemperatur-Solarthermie liegen auf der Weiterentwicklung der Kollektortechnik, der Gebäudeintegration, der solaren Kühlung, der Prozesswärme und der Wärmespeicherung. Außerdem gibt die Regierung Geld für die Entwicklung solarthermischer Kraftwerke aus.
Für die Bioenergieforschung stellt das Landwirtschaftministerium Mittel für Projekte zur Verfügung, die einen Beitrag zur nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung leisten, die die Umwelt durch Ressourcenschutz und Emissionsminderung entlasten und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Land- und Forstwirtschaft sichern. Zusätzlich dazu kommt Geld aus dem Energie- und Klimafonds für Forschungsvorhaben unter anderem zur Züchtung von Energiepflanzen, die an den Klimawandel angepasst sind, zur Effizienzsteigerung von Bioenergieanlagen und für Untersuchungen zur Humus- und Nährstoffwirkung organischer Reststoffe aus Biomassekonversionsanlagen.
Kompetenzen bündeln
Mit der Beteiligung der unterschiedlichen Ressorts am Energieforschungsprogramm will die Regierung die Kompetenzen in den energiepolitisch wichtigen Themen bündeln. Außerdem soll die internationale Forschungskooperation vor allem innerhalb der Europäischen Union ausgebaut werden. Schließlich will die Bundesregierung die Koordinierung und Abstimmung sämtlicher Energieforschungsaktivitäten durch den Ausbau der "Koordinierungsplattform Energieforschung" stärken. (Sven Ullrich)