Das Dach der Welt soll in Zukunft noch mehr als bisher mit erneuerbaren Energien bestromt werden. Im Rahmen eines Projektes zur Erhöhung der Stromproduktion und Versorgungssicherheit in Südasien schreibt die Nepal Electricity Authority (NEA) Stromabnahmeverträge mit Betreibern von Solarkraftwerken aus. Voraussetzung ist, dass die Anlagen eine Leistung von mehr als einem Megawatt haben. Die Maximalleistung pro Projekt darf fünf Megawatt nicht überschreiten.
Voraussetzung ist, dass die Bieter für einen Stromabnahmevertrag auch genügend Erfahrung und finanzielle Mittel besitzt, so dass das Projekt nach der Vereinbarung der Stromlieferung nicht im Sande verläuft. Schließlich müssen die Investoren und Projektierer, die in der Ausschreibung mitbieten, nicht nur die Planung, Ausrüstung und Installation der Anlage übernehmen, sondern auch deren Finanzierung. Denn die Voraussetzung ist, dass der Bieter ein positives Nettoreinvermögen ausweist, also die Gewinne im vergangenen Finanzjahr die Verbindlichkeiten übersteigen. Eine weitere Bedingung ist, dass er ein Finanzpolster von mindestens 20 Millionen Nepalesischen Rupien (158 Euro) pro Megawatt Anlagenleistung in den Büchern stehen hat, die er in dieser Ausschreibung errichtet will. Zudem sollte er als Photovoltaikprojektierer mindestens 60 Millionen Nepalesische Rupien pro Megawatt umgesetzt haben. Das wäre umgerechnet ein Anlagenpreis von etwa 476 Euro pro Kilowatt.
Bieter muss Erfahrungen mitbringen
Zudem muss der Projektentwickler mindestens eine Infrastrukturanlage in den vergangenen sieben Jahren erfolgreich ans Netz angeschlossen haben. Der Wert des Anteils des Bieters muss dabei mindestens 100 Millionen Nepalesische Rupien (793.000 Euro) betragen haben. Dazu zählen neben Photovoltaikanlagen für die Einspeisung ins Netz vor allem Solarprojekte für den Verkehrssektor, die Wasserversorgung, solare Bewässerungsanlagen, die Versorgung von Gesundheitseinrichtungen, Gewerbebetrieben oder Mehrfamiliengebäuden mit Photovoltaik.
Die Anlage muss innerhalb eines Jahres nach Abschluss der Stromliefervereinbarung mit der NEA am Netz sein. Dann bekommt der Anlagenbetreiber immerhin über 25 Jahre den Einspeisetarif gezahlt, mit dem er in der Ausschreibung gewonnen hat. Dazu kommt noch ein Investitionszuschuss in Höhe von maximal 20 Prozent der gesamten Projektkosten. Jeder Bieter darf zwar mit mehreren Projekten in die Ausschreibung gehen. Doch darf er nicht mehrere Anlagen an einen Netzbereich anschließen. Damit verhindert die NEA, dass ein Bieter rein größeres Projekt als zugelassen formal in zwei kleinere Generatoren aufteilt und sich damit einen strategischen Vorteil gegenüber anderen Bietern verschafft.
Ein Drittel liefern Unabhängige
Die Beitreiber der Anlagen werden dann als unabhängige Stromproduzenten (Independend Power Producers – IPP) behandelt, die schon jetzt etwa ein Drittel der gesamten Stromerzeugung in Nepal übernommen haben. Insgesamt hat die NEA derzeit Abnahmeverträge mit 32 Betreibern von Ökostromanlagen. Davon sind bisher 21 für Photovoltaikprojekte mit einer Gesamtkapazität von 64 Megawatt. Die restlichen Verträge entfallen auf Wasserkraftanlagen.
Die restlichen zwei Drittel der Stromproduktion übernimmt die NEA mit ihren eigenen Kraftwerken. Ein nicht unerheblicher Teil des Stromverbrauchs wird aber immer noch mit Importen aus Indien abgedeckt. Dennoch kann Nepal die Spitzenlast mit den eigenen Kraftwerken nur zu zwei Dritteln abdecken. Der Rest der Last muss abgeworfen werden. Da zudem der Stromverbrauch in dem Land extrem ansteigt, trotz der Tatsache, dass nur etwa drei Viertel der Einwohner Nepals überhaupt ans Stromnetz angeschlossen sind, braucht die NEA dringend neue Erzeugungskapazitäten.
Stromverbrauch steigt rasant
Immerhin ist der Stromverbrauch in den Jahren 2008 bis 2014 von 2,525 auf 4.077 Gigawattstunden angestiegen. Zwar liegt der jährliche Stromverbrauch pro Einwohner mit 139 Kilowattstunden auf einem für westeuropäische Verhältnisse extrem geringem Niveau. Doch noch im Jahr 2008 hat jeder Einwohner Nepals durchschnittlich nur 84 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbraucht. Die NEA rechnet damit, dass sich die Nachfrage nach Strom bis 2026 auf 16,8 Gigawattstunden nahezu verdreifachen wird.
Diese wollen dann auch produziert sein. Bisher hat die NEA vor allem auf Wasserkraft gesetzt, die in Nepal tatsächlich ein riesiges Potenzial hat, aber bisher nur zu einem Bruchteil genutzt wird. Immerhin erweitert die NEA selbst die Erzeugungsleistung durch den Bau von vier neuen Wasserkraftwerken mit einer Gesamtleistung von 144 Megawatt. Doch auch diese werden nicht ausreichen, die stetig steigende Spitzenlast abzudecken. (Sven Ullrich)