Die Offshore-Windenergiebranche kann sich nach Ansicht des Geschäftsführers des Europäischen Windenergieverbandes EWEA Hoffnungen auf konkrete Ausbauziele nach 2030 machen. Entscheidend werde sein, erklärte EWEA-CEO Christian Kjaer am Eröffnungstag der Branchenkonferenz EWEA Offshore in Amsterdam, wie sehr die Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) im Juni 2012 auf derzeit von der EU-Kommission entwickelte Entwicklungsszenarien eingingen. Die Kommission will am 13. Dezember fünf verschiedene Szenarien zur Entwicklung der Energieerzeugung in Europa bis 2050 präsentieren. In einem von der Branche erwarteten zwölfseitigen Papier werden demnach Ausbauprognosen bis 2050 für die europäischen Energieerzeugungskapazitäten skizziert, die von einem High Renewables Scenario (hoher Erneuerbaren-Anteil) bis zu Szenarien reichen, die einen Nuklearanteil oder Kohleverstromung und die Verpressung von dabei emittiertem CO2 unter der Erde vorsehen.
“Wir brauchen weitere Ausbauziele mit dem klaren Fokus auf 2030”, sagte Kjaer bei der Eröffnungssitzung an die nicht anwesenden europäischen Regierungschefs gerichtet. Damit erneuerte der EWEA-Chef eine Forderung, die EWEA bereits im März in Brüssel formuliert hatte. Konkrete Ziele der EU-Staaten für den Ausbau der Erneuerbaren existieren nur bis 2020. Um der auf langfristige Investitionen angewiesenen neuen Offshore-Industrie notwendige Investitionssicherheit zu gewähren, müssten weitere Ziele bereits bis 2030 in Sicht gestellt werden. Die Branche werde 2011 wohl trotz Finanzkrisen einiger Mitgliedstaaten und verunsicherter Banken das anvisierte Ziel von einem Gigawatt neu installierter Leistung noch knapp erreichen. Zum Jahresende werde die insgesamt errichtete Offshore-Kapazität in Europa auf vier GW kommen.
Kjaer sieht gute Anzeichen dafuer, dass die EU-Regierungschefs auf das erwartete Kommissionspapier reagieren müssen. Er könne schliesslich auf jüngste Bekenntnisse zu einer solchen Zielsetzung von EU-Umweltkommissarin Conny Heddegaard, von EU-Kommissionspraesident Manuel Barroso und von EU-Kommissar Günther Öttinger verweisen – sowie eine Aussage des Energieausschusses im EU-Palament. Das Ministerratstreffen im Juni unter Führung der Ratspräsidentschaft von EU-Mitglied Dänemark, das von einer neuen progressiven sozialdemokratischen Regierung geführt wird, müsse hier einen Durchbruch erzielen, sagte Kjaer zu ERNEUERBARE ENERGIEN. Ihre jetzt erarbeitete Energy Roadmap hatte die EU-Kommission bereits in Aussicht gestellt, als sie im Frühjahr eine Climate Roadmap präsentiert hatte.
(Tilman Weber)
