Diego Mesa genoss auf dem Dena-Energiewende-Kongress in Berlin die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Immerhin war der Minister für Bergbau und Energie von Kolumbien der einzige Staatsminister auf dem Kongress. Zunächst verwies er auf das üppige Potenzial seines Landes bei den erneuerbaren Energien. Mehr als 50 Gigawatt an Windleistung wären rein theoretisch machbar – bei hervorragenden Windbedingungen von teilweise 9 m/s. und die Solareinstrahlung komme auf 4,5 kWh/m2. Zudem sei ein guter gesetzlicher Rahmen festgeschrieben worden, der den Netzausbau vorantreiben soll.
Lohnt sich also ein Einstieg in den kolumbianischen Markt für deutsche Planer und Investoren? Laut Energy Investment Risk Assessment (EIRA) soll der neue gesetzliche Rahmen für Energieprojekte in Kolumbien das Risiko für Investoren sehr gering halten. Kolumbien weist bei allen EIRA-Indikatoren eine gute Leistung auf. Der Wert für Rechtsstaatlichkeit hat sich 2021 um zwei Punkte von 67 auf 69 verbessert und ist damit in diesem Jahr der am besten bewertete Indikator. Es folgt der Indikator Regulierungsumfeld und Investitionsbedingungen mit 68 Punkten. Beim Indikator Verwaltung der Entscheidungsprozesse liegt der Wert bei 67, was einer Verbesserung um zwei Punkte gegenüber dem letzten Jahr entspricht. Beim Indikator Voraussichtliche Entwicklung der Politik und der Rechtsvorschriften hat sich die Leistung um fünf Punkte verbessert und liegt nun bei 63 Punkten. Gleichwohl heißt es dort auch: „Kolumbien verfügt zwar über einschlägige Politiken und Maßnahmen, aber es gibt noch Verbesserungspotenzial. Das Augenmerk sollte auf der Stärkung der institutionellen Steuerung des Landes und der Robustheit seiner politischen Ziele und Verpflichtungen liegen.“
In Kolumbien werden erneuerbare Energien derzeit stark ausgebaut. Die installierte Kapazität der Solaranlagen und Windparks lag 2018 zusammen nur bei 28,2 Megawatt. Dank neuer Projekte wird Kolumbien Ende 2022 rund 2.800 Megawatt an installierter Kapazität von erneuerbaren Energien erreichen, erklärte Diego Mesa. Ziel 2023: ein Ausbau auf 4,6 Gigawatt.
Die erfolgreiche Vergabe von Stromlieferverträgen (PPA, power purchase agreements) für 1,3 Gigawatt an erneuerbaren Energien, die ab dem 1. Januar 2022 das Hauptstromnetz SIN (Sistema Interconectado Nacional) beliefern werden, ist ein positiver Aspekt. Die Auktion fand im Oktober 2019 statt - insgesamt kamen 14 Projekte zum Zug, darunter Windkraftanlagen und Solarparks. Die Investitionen zum Bau der Anlagen werden auf 2,25 Milliarden US-Dollar geschätzt. Ein Preis pro Megawattstunde von 28 US-Dollar wurde erzielt. Bei Ausschreibungen 2021 bekamen elf Solarprojekte mit knapp 800 Megawatt mit 38 bis 41 US-Dollar pro Megawattstunde den Zuschlag. Die Umsetzung muss bis Januar 2023 erfolgen.
Mesa sagt, seine Regierung treibe auch den Ausbau neuer Regenerativtechnologien voran, um bis 2050 CO2-neutral zu werden. So seien im ersten Halbjahr 2021 zwei Geothermie-Pilotprojekte gestartet, die zusammen täglich 40.000 Kilowattstunden erzeugen. Außerdem arbeitet Kolumbien an einer Offshore-Roadmap, die 2022 abgeschlossen sein soll. Darin werden auch potenzielle Meereszonen für Offshore benannt. Potenzial: Bis zu 37 Gigawatt. Außerdem sieht Mesa ein gutes Potenzial für die Produktion von grünem Wasserstoff in seinem Land.
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