Nicole Weinhold
Werden Sie in diesem Jahr auf der Husum Wind sein?
Jan Philipp Albrecht: Ja, auf jeden Fall. Das Gelände habe ich schon auch der New Energy kennengelernt. Ich bin im vergangenen halben Jahr viel in der Windbranche unterwegs gewesen, da bin ich natürlich neugierig auf diese wichtige Messe.
Was wollen Sie sich auf der Husum Wind anschauen?
Jan Philipp Albrecht: Ich freue mich auf die Messe. Schleswig-Holstein ist Energiewendeland, was maßgeblich auf die Entwicklung der Windenergie zurückgeht. Aktuell stehen wir vor vielen Herausforderungen und großen Chancen. In der Branche passiert gerade sehr viel, gerade was die Nutzung von Windparks und die Perspektive für alte Windparks angeht. Neue Bürgerenergieprojekte, die auf den Weg gebracht werden. Darüber freue ich mich auch, weil ich glaube, wir müssen gemeinsam daran intensiv an der Energiewende arbeiten.
Hatten Sie im Europaparlament, wo Sie vorher saßen, schon Berührungspunkte mit der Windenergie?
Jan Philipp Albrecht: Ich habe im europäischen Parlament zu vielen Themen gearbeitet, die für Norddeutschland relevant sind, . Dabei habe ich in der Energiewendeproblematik und zu den Schnittstellen zur Digitalisierung schon zahlreiche Kontakte geknüpft.
Wie bewerten Sie die Windkraft?
Jan Philipp Albrecht: Sie ist ein wichtiger Teil von Schleswig-Holstein – für unsere Wirtschaft und unsere Vorreiterfunktion als Energiewendeland ist sie prägend. Mit der Windkraft hat die Energiewende hier begonnen. Daher beschäftigt mein Ministerium die Frage, wie wir sie unterstützen können, um diesen Weg weiter zu bestreiten und neue Perspektiven zu entwickeln.
Die Nutzung überschüssigen Stroms wird auf Bundesebene erschwert. Wie sieht da Ihr Engagement im Bundesrat aus?
Jan Philipp Albrecht: Seit Anfang des Jahres haben wir unsere Initiative dort in den Ausschüssen und bringen sie ins Plenum. Beim Thema Abgaben und Umlagen sind wir mit der CO2-Bepreisung nach vorn gegangen. Die Flexibilität der Vermarkung muss mit Blick auf das EEG dahingehend ermöglicht werden, dass ich auch außerhalb des EEGs vermarkten kann. Mit dem bisher abgeregelten Strom muss ich arbeiten können, statt abhängig zu sein von dem, was im Netz eingespeist werden kann. Dafür müssen wir streiten. Wir sind da die Speerspitze im Bundesgebiet und werben für Zustimmung – und es gibt viel Zustimmung. Nur vonseiten der Großen Koaltion im Bund wird bei dem Thema sehr viel gebremst. Das wirkt sich auf einige Länder aus, wo Union und SPD dafür sorgen, dass solche Initiativen nicht mitgegangen werden. Das ist schade, jeden Tag gehen uns große Innovationspotenziale und große Strommengen verloren. Das ist gerade für die Wasserstoffwirtschaft und für andere, die an intelligenten Lösungen arbeiten, eine echte Enttäuschung.
Was würden Sie sich von der Bundesregierung wünschen?
Jan Philipp Albrecht: Dass sie zügig einen Vorschlag auf den Tisch legt für eine Änderung der Abgaben und Umlagen im Strombereich und dass sie dafür sorgt, dass es eine Perspektive für den neuen Zubau in diesem Bereich gibt. Denn mit Deckel und Netzausbaugebieten werden wir die Ziele, die der Bund auch beim Ausbau der Erneuerbaren sich gesetzt hat, definitiv nicht reichen. Es müsste jetzt eine Beschleunigung und keine weitere Bremswirkung geben.
Sehen Sie eine Verunsicherung in der Windbranche in Schleswig-Holstein, weil von der Bundespolitik kein klares Signal für die Windkraft kommt?
Jan Philipp Albrecht: Von der Bundesentwicklung kann man sich ja nicht ganz abkoppeln. Und so sieht man, dass die Zahlen der Windenergie überall deutlich zurückgehen. Das liegt hauptsächlich an den Reformen, am EEG, die diese Regierung in den vergangenen Jahren vorgenommen hat und an dem mangelnden Willen, neue Perspektiven für den Ausbau der Erneuerbaren zu schaffen. Um es klar zu sagen: Das ist eine Katastrophe. Wir setzen uns ja deswegen als Landesregierung Schleswig-Holstein mit voller Vehemenz über Parteigrenzen hinweg im Bund dafür ein, dass dieser Zustand endlich beendet wird.