Katharina Wolf
Besorgniserregend nennt die Bundesnetzagentur das Ergebnis der jüngsten Ausschreibung Windenergie an Land. Nicht unbedingt wegen des erzielten Preises - der liegt mit durchschnittlich 6,13 Cent für die Kilowattstunde (ct/kWh) nur leicht über dem Ergebnis der Vorrunde mit 6,11 ct/kWh. Die Bandbreite der erfolgreichen Gebote bewegt sich zwischen 5,4 ct/kWh bis 6,20 ct/kWh und trifft damit ziemlich genau die Ergebnisse der ersten Auktion 2019: 5,24 bis 6,20 ct/ kWh.
Nur 41 Gebote wurden eingereicht
Die Sorge rührt daher, dass sich an der Auktionsrunde von 1. Mai massiv unterzeichnet war. Lediglich 41 Gebote mit einem Volumen von 295 MW waren eingereicht worden. Ausgeschrieben hatte die Behörde indes 650 MW. Da zudem sechs Gebote wegen „fehlender Teilnahmeberechtigungen“ ausgeschlossen wurden, konnten nur 35 Gebote mit einem Volumen von 270 Megawatt einen Zuschlag erhalten - und damit alle, die an der Ausschreibung teilnehmen durften. Damit ist das Ziel der Bundesregierung, für Wettbewerb zu sorgen, weilt verfehlt.
Nur ein Gebot aus Süddeutschland
Regional betrachtet, verteilten sich die Zuschläge mehrheitlich auf Gebote in Nordrhein-Westfalen (10), Niedersachsen (7), sowie Brandenburg und Thüringen (jeweils 5). Süddeutschland war lediglich mit einem erfolgreichen Gebot in Bayern vertreten.
Die Bundesnetzagentur macht die Bundesländer verantwortlich: „Die schwierige Lage bei den Genehmigungen zur Errichtung von Windenergieanlagen durch die zuständigen Landesbehörden prägt weiterhin maßgeblich das Ausschreibungsverfahren und -ergebnis“, heißt es in der Presseerklärung der Behörden.
BWE: Wir sind nicht überrascht
Damit dürfen sich diejenigen bestätigt fühlen, die schon vor Einführung der Auktionen vor einem solchen Szenario warnten. Entsprechend kommentiert der Bundesverband Windenergie (BWE): „Die deutliche Unterdeckung der aktuellen Ausschreibungsrunde überrascht uns nicht“, sagte BWE-Präsident Hermann Albers. Für die Zukunft könne aber mit steigenden Mengen gerechnet werden: „Es ist schwierig, die aktuelle Runde positiv zu kommentieren, für die kommenden Runden ist angesichts von mehr als 10.000 MW Wind an Land in den Genehmigungsverfahren und einer wieder ansteigenden Anzahl an Neuanträgen allerdings Besserung in Sicht.“
VDMA fordert Handeln der Politik
VDMA-Präsident Matthias Zelinger fordert die Politik zum Handeln auf: „Dringend notwendige Entscheidungen der AG Akzeptanz/Energiewende der Regierungsfraktionen, deren Ergebnisse Ende März vorliegen sollten, stehen immer noch aus“, kritisiert er. Ihr Ziel war das Erarbeiten von Instrumenten zur Akzeptanzsteigerung, so dass die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung erreicht werden können. „Sollte die AG Akzeptanz/Energiewende ihren Aufgaben nicht zeitnah nachkommen, fordern wir, dass das Klimakabinett klare politische Signale sendet. Dem muss ein Aktionsplan Windenergie folgen, um den Standort zu stärken und die ambitionierten Klimaschutzziele bis 2030 für Deutschland und Europa nicht unrealistisch werden zu lassen.“
Für Erreichen der Klimaziele wird Windergie gebraucht
Dass zum Erreichen der Klimaschutzziele ein großer Anteil der Windenergie erforderlich ist, darüber sind sich auf dem Papier meist alle einig. Doch derzeit stockt das Projekt. Nicht nur, dass der Zubau im ersten Quartal bundesweit nur 41 Windenergieanlagen mit einer Erzeugungskapazität von zusammen 134 Megawatt betrug. Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) rechnet mit einem steigenden Strombedarf, der nur mit einem massiven Ausbau der Erneuerbaren zu stemmen sei. Gleichzeitig fallen aber ab 2021 die ersten Altanlagen aus der Förderung. Ob deren Weiterbetrieb wirtschaftlich zu gestalten ist, steht bei vielen Turbinen noch in den Sternen.
Umweltministerin Svenja Schulze sprach derweil beim Petersberger Klimadialog davon, die Klimaziele noch einmal nachzuarbeiten, um das Pariser Abkommen zu einem Erfolg zu machen.