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Ausschreibungen offshore

Droht Fadenriss in der Übergangszeit?

Die Ausschreibungen seien an sich der richtige Weg, betonte Holger Gassner, Head of Strategy amp; Regulatory Affairs Renewables bei Innogy. Doch noch gebe einige Herausforderungen für die Projektentwickler.

Im Unterschied zur Windenergie an Land startet das Ausschreibungsmodell für Offshore-Windenergie mit einer Übergangsphase. In zwei Runden, die erste endet am 3. April, werden jeweils 1.550 MW unter den Projekten ausgeschrieben, die bereits ein Baugenehmigung haben oder weit fortgeschritten sind. Sie sollen spätestens 18 Monate nach Fertigstellung des Netzanschlusses zwischen 2021 und 2025 in Betrieb gehen, wobei 2021 nur Projekte in der Ostsee einen Netzanschluss bekommen.

Wie niedrig sinkt der Preis?

Angesichts der zahlreichen bereits genehmigten Projekte rechnen alle Beteiligten mit einer deutlichen Überzeichnung, die für sinkende Preise sorgen wird. Als Höchstwert sind 12 Cent/kWh festgelegt, jedoch angesichts der jüngst in den Niederlanden und Dänemark erzielten Preisen von knapp über 5 Cent/kWh erwarten auch hierzulande viele einstellige Gebote.

Die Projektentwickler stehen derzeit vor der schwierigen Frage, wie sie angesichts zahlreicher Unwägbarkeiten ihren Preis berechnen. „Auf viele Kosten haben Projektentwickler keinen Einfluss“, betonte Holger Gassner. Bei einem konservativen Gebot bestehe die Gefahr, dass das Projekt keinen Zuschlag bekomme, so Gassner. Eine aggressive Bieterstrategie könne hingegen zu einem Preis führen, der das Projekt unwirtschaftlich mache.

Gebaut werden muss trotzdem - oder die Pönale von 100 Euro pro kW wird fällig und das Projekt ist gestorben.Spät bauen, Geld sparen?

Spät bauen, Geld sparen?

„Alle werden möglichst spät bauen, weil alle sinkende Kosten einkalkulieren“, sagte Klaus Meier, Aufsichtsratsvorsitzender der wpd AG. „Es können drei schlechte Jahre kommen“, warnte er. Für die industrielle Produktion sei das eine Katastrophe. Gassner: „Insbesondere bei hoher ,Kostensenkungsfantasie‘ könnten in beiden Übergangsauktionen vornehmlich Projekte in späten Netzanschluss-Clustern sowie die Ostseequote einen Zuschlag erhalten.“ So drohe zu eine Ausbaudelle vor allem in der Nordsee. Er schlug die Einführung eines „Nachrückverfahrens“ in der 2018er Auktion vor, bei dem nicht ausgelasteter Netzanschlusskapazitäten durch geeignete, nicht unmittelbar bezuschlagte Projekte bis zum Gebotspreis vorgezogen werden.

Strategische Bieter drückten Preise

Das Bundeswirtschaftsministerium hat unterdessen angesichts der extrem niedrigen Preise in den Niederlanden und Dänemark eine erste Kostenanalyse vornehmen lassen. Das Ergebnis: Die Stromgestehungskosten waren nicht ausschlaggebend für den Preis, erklärte Dr. Karin Freier, Referatsleiterin „Erneuerbare Energien im Stromsektor“. Stattdessen hätten auch strategische Überlegungen ein Rolle gespielt. Ohnehin seien angesichts sehr unterschiedlicher Bedingungen die Preise nicht ohne weiteres vergleichbar.

Derzeit laufen im Bundeswirtschaftsministerium die Arbeiten an den Verordnungen für internationale Ausschreibungen bei Wind onshore und Photovoltaik sowie für die technikübergreifenden Ausschreibungen. Beide sollen noch vor der Sommerpause in Kraft treten. Weitere Änderungen im EEG oder dem Windenergie-auf-See-Gesetz werde es in dieser Legislaturperiode und damit auch vor der zweiten Ausschreibungsrunde nicht geben, betonte Karin Freier. (Katharina Wolf)