Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die Photovoltaik Gestehungspreise von unter drei Dollarcent pro Kilowattstunde erreicht. In einer Ausschreibung in Chile hat sich der spanische Projektierer Solarpack mit einem Projekt im Norden Chiles durchgesetzt und verlangt für den eingespeisten Strom 2,91 Dollarcent pro Kilowattstunde. Nachdem schon vor wenigen Wochen eine Ausschreibung in Dubai mit eine Gestehungspreis von 2,99 Dollarcent pro Kilowattstunde zu Ende ging, erreicht Solarpack nun einen neuen Rekord.
Durchschnittspreis unter fünf Cent
Solarpack war damit auch der preiswerteste Anbieter in der diesjährige Ausschreibung von Stromlieferungen in Chile, die ohnehin mit sehr niedrigen Preisen zu Ende ging. Die chilenische Agentur für Erneuerbare Energien (ACERA) berichtet, dass der Durchschnittspreis der Siegerprojekte in der diesjährigen Ausschreibung bei 4,76 Dollarcent pro Kilowattstunde lag. Das ist immerhin 40 Prozent weniger als in den Ausschreibungen des vergangenen Jahres, als der Durchschnittspreis bei 7,93 Dollarcent pro Kilowattstunde lag und 66 Prozent weniger als im Jahr 2013, als die Siegerprojekte mit einem Gestehungspreis von 13 Dollarcent bedacht werden mussten.
Anders als in Deutschland werden in Chile nicht Anlagenleistungen ausgeschrieben, sondern Strommengen, die in einem bestimmten Zeitraum geliefert werden müssen. Diese werden in jeweils vier Tranchen pro Tag vergeben so dass auch volatile Erzeuger wie Photovoltaik und Windkraft zum Zuge kommen. Auf diese Weise will Santiago de Chile dem selbst gesteckten Ziel der Vollversorgung mit erneuerbaren Energien einen gewaltigen Schritt näher kommen. In diesem Jahr wurde eine Strommenge von 12.430 Gigawattstunden pro Jahr ausgeschrieben, die ab 2021 geliefert werden müssen. Insgesamt haben sich Projekte beteiligt, die insgesamt 85.000 Gigawattstunden Strom pro Jahr hätten liefern können. Die siebenfache Überzeichnung der Ausschreibung wiederum drückt auf die Preise. Projekte, die noch mit dem Durchschnittspreis des vergangenen Jahres in Rennen gegangen sind, hatten kaum eine Chance.
Erneuerbare liefern die Hälfte der Strommenge
Mehr als die Hälfte der zu liefernden Energiemengen werden Ökostromanlagen liefern, hauptsächlich Photovoltaik und Windkraftgeneratoren. Insgesamt werden dafür Anlagen mit einer Gesamtleistung von zwei Gigawatt gebraucht. „Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen der Ausschreibungen“, sagt Carlos Finat, Geschäftsführer der ACERA,angesichts der Tatsache, dass die Hälfte der Stromlieferungen aus regenerativen Energiequellen stammen. „Dies ist ein Meilenstein für die Branche der Erneuerbaren in Chile. Damit bestätigt sich, dass saubere Energie, die hier erzeugt wird, mit konventionellen Quellen konkurrieren und in einer Auktion, wo der Preis der entscheidende Faktor ist, gegen sie gewinnen kann, ohne dass Subventionen für diese erneuerbaren Energien notwendig werden.“ Finat prognostiziert, dass Chile auf dieser Basis seine Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien mindestens fünf Jahre früher erreicht als vorgesehen.
Ab 2019 am Netz
Das Rekordprojekt von Solarpack wird einen Teil dieser geforderten Strommengen ab 2021 liefern. Dazu baut das chilenische Tochterunternehmen von Solarpack Maria Elena Solar das Solarkraftwerk Granja Solar mit einer Leistung von 120 Megawatt in der nordchilensichen Region Tarapacá, mitten in der extrem trockenen Atacama-Wüste bauen. Dort gibt es kaum Wolken und die Sonne scheint so intensiv, dass das Kraftwerk in der Lage ist, 280 Gigawattstunden Strom pro Jahr zu produzieren. Solarpack geht davon aus, dass die Anlage bereits im Jahr 2019 ans Netz gehen kann – zwei Jahre früher als gefordert.
Das Rezept: Viel Sonne und riesige Projekte
Das Ergebnis der Ausschreibung zeigt aber auch, dass solche sensationell niedrigen Preise nur in Regionen mit hoher Sonneneinstrahlung zu erreichen sind. Immerhin geht der spanische Projektierer davon aus, dass mit dem Kraftwerk 2.300 Volllastbenutzungsstunden erreicht werden. Zudem müssen die Projekte ausreichend groß genug sein, um einen signifikanten Skalierungseffekt zu erreichen. Ob dies Sinn und Zweck einer dezentralen Energiewende ist, sei einmal dahingestellt. Denn das Kraftwerk entsteht ausgerechnet dort, wo der Strom fast gar nicht gebraucht wird. Doch für den chilenischen Verbraucher ist dies eine gute Nachricht. Denn das schmale Land an der Pazifikküste hat die höchsten Strompreise in ganz Südamerika. Jetzt gehen Experten davon aus, dass diese in den kommenden Jahren aufgrund der preiswerten erneuerbaren Energien im Netz drastisch sinken werden.
Für die Branche ist es aber schwierig. Denn die niedrigen Preise setzen sie unter Druck und es ist fraglich, ob diese tatsächlich auch in Chile flächendeckend und auf Dauer erreicht werden können. Hier müssen die Bieter heftig die Kosten senken und die Prozesse optimieren, um in der Liga der großen Preisdrücker mitspielen zu können. (Sven Ullrich)