Die erste Ausschreibungsrunde war 2016, dann folgte nur zweieinhalb Monate später Runde 1.5. Und jetzt geht Runde 2 zu Ende, gestartet im August für 1.200 Megawatt. Helfen Sie uns bitte, was es mit der Abfolge von Ausschreibungen für Erneuerbaren-Projekte in Argentinien auf sich hat.
Brun: Argentinien hat ein sehr ehrgeiziges Ziel: Bis 2025 will unser Land 20 Prozent des Stromerzeugungsmixes mit Erneuerbare-Energien-Anlagen darstellen. 2015, als wir das Programm auflegten, hatten wir praktisch keine erneuerbare Energie im Stromnetz. Die Regierung entwickelte zuerst einen gesetzlichen Rahmen und einen Pfad, der die Zahl von Ausschreibungsrunden in den nächsten Jahren bestimmen wird, was zusammen das von uns als Renovar bezeichnete Programm ergibt. Von jetzt an bis 2025 wird es eine lange Reihe von Tendern geben. Den ersten schlossen wir im September letzten Jahres ab – aufgelegt hatten wir ihn im Mai 2016. Danach wurden die Stromabnahmeverträge, international PPA genannt, zwischen den Stromabnehmern und den Projekten abgeschlossen, was bis Mai 2017 geschah. Und nun läuft die Runde zwei.
Geht es genauer? Runde eins auch inklusive Runde 1.5?
Barinaga: Wir hatten Runde eins und dann eine Fortsetzung in Form einer umdefinierten Runde 1.5. Mit beiden zusammen vergaben wir Zuschläge für 2.423 MW. Nur Bieter von Runde eins wurden als Teilnehmer dieser Extra-Runde akzeptiert.
Brun: Sehr interessant war die Herangehensweise, die unsere Regierung hier innerhalb des aufkommenden neuen Zweiges der Energieerzeugung anwendete: Die Idee war es, Wettbewerb zwischen den Firmen zu schaffen – was einen starken Einfluss auf den Preis der Energieerzeugung hatte, für die schließlich bezuschlagten Projekte. 123 Projekte gaben ihre Gebote in Runde eins. Dann wollte die Regierung den Bietern mit Runde 1.5 eine Chance geben, eine weitere Anstrengung im Wettbewerb zu unternehmen.
Wie viele machten dann in Runde 1.5 noch mit?
Barinaga: Fast 70 Projekte. Die in Runde eins plus 1.5 bezuschlagten 59 Projekte – vorangig waren es Photovoltaik- und Windenergieprojekte zu ähnlich großen Anteilen – liegen weit über das Land verstreut. Was berücksichtigt, dass einige Regionen Argentiniens natürlich für Windparks geeignet sind und einige mehr für Photovoltaik.
War festgelegt, welch große Erzeugungsvolumen jede Regenerativtechnologie gewinnen durfte, or war die Aufteilung der Zuschläge auf Biomasse-, kleine Wasserkraft-, Photovoltaik- und Windenergieanlagen einzig das Resultat der wettbewerblichen Gebote?
Barinaga: Die Segmente und die Tender waren auf Technologien und geographische Zonen aufgeteilt. Der Aufruf an die Beiter legte also fest, wie viele MW für Solarstrom, Windstrom, für Biomasse, Biogas, in den verschiedenen geografischen Zonen des Landes gefragt waren. Die Projekte wussten also, wo sie sich einklinken konnten und wie lange sie sich ans Netz würden anschließen können. Für Biomasse und Biogas hatten wir eine Vergütung für kleinere Projekte vorgesehen, da es für diese auch einer relativ höherne Investition bedarf.
Wie schnell müssen die Projekte nach dem Zuschlag verwirklicht werden?
Barinaga: Innerhalb von bis zu 24 Monaten, in Abhängigkeit von Technologie und Anlagen-Parkgröße. Es hängt auch davon ab, ob die Projekte schon die Finanzierungsverträge abgeschlossen haben. Denn einige argentinische Unternehmen mit einer Konzernfinanzierung beginnen ihre Projekte schon vor dem Abschluss der Finanzierung, weil sie eben das Geld schon haben und ihre 20-Jahre-PPA mit dem Stromabnehmer ebenso. Sie nutzen das eigene Geld, um sobald wie möglich die Anlagen zu errichten und zu starten. Natürlich starten diese Projekte nicht, bevor sie einen Zuschlag in der Auktionsrunde erhalten haben. Diese Unternehmen haben nach dem Zuschlag noch sechs Monate um die Finanzierung abzuschließen. Und gleich nach dem Zuschlag bauen sie die Anlagen, ohne auf das Geld der Banken noch zu warten.
Welche durchschnittliche Turbinengröße haben die Windparks der ersten Runde?
Barinaga: Sie haben Anlagen im Bereich von zwei bis drei MW.
Hat schon eine Diskussion zu Verbesserungen an dem System begonnen?
Barinaga: Wir haben schon ein paar Änderungen vorgenommen. Die Regierung versucht dem Markt zu helfen, dass er am Ende seine Probleme selbst lösen kann – ohne die in der ersten Runde gesetzlich gewährten hohen finanziellen Garantien. In Runde eins und 1.5 gewährte die Regierung noch viele solcher Garantien. Nun nehmen sie die Liquiditätsgarantien etwas zurück. Die einjährige Garantie für die Einspeisungssummen aller Projekte wurde für Runde zwei auf sechs Monate reduziert.
Brun: Als wir die Auktionen starteten, hatten wir ein enormes Potenzial an Erneuerbaren-Projekten mit allerdings wenigen Sicherheiten. Nun haben wir immer noch ein riesiges Potenzial, aber auch viele Sicherheiten aus dem Markt selbst heraus.
Das Gespräch führte Tilman Weber. Lesen Sie den zweiten Teil des Interviews mit eher analytischen Aussagen von Ferndando Brund und Ramiro Gómez Barinaga in der nächsten Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN im November.