Knapp unterzeichnet: Trotz einer reduzierten Ausschreibungsmenge von 1.243 MW wurden zu wenig Projekte für die Mai-Ausschreibung Wind an Land eingereicht, um das Volumen zu füllen. Lediglich 127 Gebote mit einer Gesamtleistung von 1.110 MW wurden bezuschlagt, 240 Windenergieanlagen können neu errichtet werden. Die Gebotswerte reichten von 5,68 ct/kWh bis 6,00 ct/kWh, teilte die Bundesnetzagentur mit. Der mengengewichtete durchschnittliche Zuschlagswert liegt bei 5,91 ct/kWh und damit unter dem der Vorrunde von 6,00 ct/kWh. Zehn Gebote mussten aufgrund von Formfehlern vom Verfahren ausgeschlossen werden.
„Erstmals seit 2017 wurden wieder mehr als 1.000 MW bezuschlagt. Das ist ein wichtiges Signal“, sagte Hermann Albers, Präsident Bundesverband Windenergie zu den Zahlen. Die nur sehr knappe Unterzeichnung zeige, wie stark sich die Branche um neue Projekte kümmere. „Es braucht aber eine stärkere Flankierung aus den Ländern und endlich auch durch den Bund, um die Ausschreibungsvolumen sicher zu füllen.“ Dabei gehe der Blick nicht nur auf die nächste Ausschreibung am 1. September sondern bereits in das kommende Jahr. Dann werden zusätzliche Mengen ausgeschrieben, die dringend befüllt werden müssten, um die Klima- und Energiewendeziele zu erreichen.
Rekordgenehmigungen im März, danach Flaute
Wichtig ist deshalb der Blick auf die Genehmigungen, wo sich nach dem Einbruch 2017 erst langsam sich eine Erholung abzeichnet: 2020 stieg die genehmigte Leistung erstmals wieder auf 2.900 MW, ermittelte die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind). Auch die ersten Monate 2021 geben Anlass zur Hoffnung: Im ersten Quartal wurden 230 Windenergieanlagen mit 1.108 MW genehmigt, davon allein 800 MW im März - so viel wie seit dem Rekordjahr 2016 nicht mehr.
Jürgen Quentin von der FA Wind sieht indes keinen Anlass zur Euphorie: „Das erste Quartal ist ein Zwischenhoch. Es ist bislang unklar, ob diese Entwicklung anhalten wird.“ Der Anstieg im März sei unter anderem auf die reduzierte Zahl von Ausschreibungsterminen zurückzuführen: „Die Erfahrung zeigt, dass kurz vor Ablauf der Registrierungsfrist zur Teilnahme an einem Gebotstermin die Genehmigungszahlen ansteigen“, so Quentin.
2021 seien nur drei Auktionen terminiert, die Registrierungsfrist zur Teilnahme im Februar zudem um eine Woche vorgezogen worden, so dass zum Jahreswechsel wegen der Feiertage keine höheren Genehmigungsaktivitäten zu verzeichnen waren. Die Bugwelle für die zweite Ausschreibung stieg folglich bis Ende März umso höher. „Die Genehmigungslage im April und Mai ist jedoch mit 110 MW und 70 MW bislang desolat.“ Die letzte Auktionsrunde findet am 1. September statt, wofür Windenergieanlagen bis Anfang August genehmigt werden müssen.
Dreiviertel der Projekte sind aus vier Bundesländern
Für die hohe genehmigte Leistungsmenge gibt es laut Quentin noch weitere Gründe: Zum einen lag die durchschnittliche Nennleistung der neu genehmigten Anlagen im ersten Quartal bei 4,8 MW –während es im Jahr 2016 noch lediglich 3 MW waren.
Und es gibt regionale Aspekte: In Schleswig-Holstein hat die Flächenausweisung in den neuen Regionalplänen zu einem Genehmigungspeak geführt. Auch Niedersachsen und Brandenburg steigerten ihre Zahlen deutlich. In Nordrhein-Westfalen prägt die Angst vor dem 1.000 Meter Mindestabstand zu Siedlungen die Situation. „Drei Viertel der in diesem Jahr bislang erteilten Genehmigungen kommen aus diesen vier Ländern“, so Quentin.
Problematisch ist die Situation im verbrauchsstarken Südwesten auch in der jüngsten Auktion. Nur fünf Zuschläge gingen nach Bayern und Baden-Württemberg. Wenn nicht zügig Flächen bereitgestellt und Genehmigungen erreicht werden, drohe ein bitteres Erwachen in der Ökostromlücke, warnt BWE-Präsident Albers.
Katharina Wolf