Das chinesische Handelsministerium (MOFCOM) will die guten Handelsbeziehungen zwischen Europa und China retten. Es reagiert damit auf die Veröffentlichungen der europäischen Presse, dass die Kommission in Brüssel schon den Handelsbeschränkungen gegen chinesische Photovoltaikprodukte verhängt habe. Auf einer Pressekonferenz fordert das Ministerium in Peking die Europäische Union zum Dialog auf, um den Handelsdisput über Photovoltaikprodukte aus dem Reich der Mitte friedlich beizulegen. „Die einzige Möglichkeit, eine Situation zu schaffen, von der beide Parteien auf den Weltmärkten profitieren, nicht nur für Photovoltaikprodukte, ist die Zusammenarbeit“, sagt der Sprecher des Handelsministeriums Yao Jian. „Es gibt noch ein großes Potenzial zur gegenseitigen Kooperation, und wir sollten die Entwicklung der Photovoltaikwertschöpfungskette gemeinsam unterstützen.”
China ist gegen Handelsbeschränkungen
China sei entschieden gegen Handelsbeschränkungen, sagt Jian. „Wir sind bemüht, sowohl die Interessen der chinesischen als auch der europäischen Wirtschaft zu schützen, betont er. Immerhin sei Europa der wichtigste Handelspartner Chinas. Außerdem arbeiten die EU und China in vielen anderen Geschäftsfeldern zusammen. Weiterhin verweist der Ministeriumssprecher auf die gegenseitige Abhängigkeit in der Photovoltaikwertschöpfungskette. Schließlich ist Asien immer noch der größte Absatzmarkt für die europäischen und vor allem die deutschen Anlagenbauer zur Herstellung von Solarzellen und Modulen. Auch die Rohstofflieferanten setzen einen Großteil ihrer Produkte im Reich der Mitte ab. Sollte die Europäische Union trotz der Offerte aus Peking Handelsbeschränkungen einführen, droht die chinesische Regierung offen mit Vergeltungsmaßnahmen.
Preise steigen aufgrund der Strafzölle
Peking hat reges Interesse daran, dass die chinesischen Unternehmen ihre Photovoltaikprodukte in Europa absetzen können. Deren Preise würden aber aufgrund der Strafzölle drastisch teurer werden. Denn die Mehrkosten können selbst chinesische Modulhersteller nicht mehr abfangen. „Das wird viele chinesische Modulanbieter vom europäischen Markt verdrängen und die Installationskosten in die Höhe treiben“, sagt Ash Sharma, Solaranalyst beim amerikanischen Marktforschungsunternehmen IHS in Englewoood, Colorado. „Der Streit betrifft Produkte im Wert von über 20 Milliarden Dollar und hunderttausende Arbeitsplätze“, rechnet Ministeriumssprecher Jian in Pekig vor. „Wir wollen keinen Handelskrieg. Falls die EU den freien Handel einschränkt, wird China jedoch die Interessen seiner Industrie schützen. Wir hoffen deshalb, dass die EU ihre Maßnahmen sorgsam abwägt“, warnt er.
Rendite sinkt
In der Zwischenzeit läuft die Debatte weiter, welche Auswirkungen die Zölle auf die europäische Wirtschaft und die Solarstrombranche in Europa hat. So kommen die Marktforscher von IHS zu dem Schluss, dass die Nachfrage in Europa sinken wird, weil die Modulpreise mit Strafzöllen auf 75 Eurocent pro Watt steigen werden. Das wird vor allem große Dach- und Freiflächenanlagen betreffen. „Die IHS-Studie über Renditen von Photovoltaikprojekten zeigt, dass der Markt der Freiflächenanlagen und großen Aufdachanlagen ohne Eigenverbrauch in Deutschland am empfindlichsten auf den Preisanstieg reagieren wird“, kommentiert Henning Wicht von IHS. „Wenn die Anlagekosten in Deutschland um zehn Prozent stiegen, würde das die Rendite unter sieben Prozent drücken und den Appetit der Investoren auf diesen Sektor verderben.“
Die chinesischen Hersteller werden sich aber auf den Heimatmarkt zurückziehen und ihre Produkte dort auch in Südostasien anbieten. Die Analysten prophezeien eine weitere Konsolidierung unter der Anbietern im Reich der Mitte. Aber die überlebenden Unternehmen werden gute Geschäfte machen.
Zölle nützen den Europäern nichts
Den europäischen Konkurrenten werden die Zölle indes nichts nützen, denn sie können die Module nicht zu höheren Preisen als bisher anbieten, weil die niedrigen Einspeisevergütungen eben auf niedrigen Anlagenpreisen beruhen. Die Margen werden also nicht steigen und die Probleme, in denen die Hersteller stecken, damit nicht gelöst. Die dadurch nicht sinkenden Anlagenpreise setzen vielmehr auch die Anbieter der anderen Komponenten für Solarstromanlagen wie Wechselrichter und Montagesysteme unter Druck, die Preise zu reduzieren. (Sven Ullrich)
Einen ausführlichen Beitrag, wie die Photovoltaik- und Windanlagenanbieter ihre Preise in Zukunft senken können, lesen sie in der nächsten Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN.