Der weltweite Markt für Solarstromtechnologien wird in diesem Jahr zwischen 24,5 und 31,5 Gigawatt liegen. Das wäre gegenüber dem letzten Jahr ein Wachstum zwischen vier und 31 Prozent. Das ist eines der Ergebnisse der inzwischen siebenten Analyse des weltweiten Solarmarktes des Marktforschungsunternehmens Navigant in Chicago, Illinois. Der Report enthält außerdem eine Prognose, wie sich der Weltmarkt für Photovoltaik, konzentrierte Solarthermie (CSP) und konzentrierte Photovoltaik in den nächsten fünf Jahren entwickeln wird.
Sieben Jahre aggressives Marktverhalten
Navigant sieht schwere Zeiten auf die Solarstrombranche zukommen. Sieben Jahre aggressiven Marktverhaltens, kontinuierlicher Ausweitung der Produktionskapazitäten und einem Zubau, der zu 99 Prozent von Einspeisevergütungen getrieben wurde, geht nicht spurlos an der Branche vorbei. „Das Vertrauen auf Fördergelder, um die Nachfrage anzukurbeln, hat in der Branche zu speziellen Verhaltensmustern geführt“, heißt es im Bericht. Das ging so weit, dass die Produkte fieberhaft gekauft werden, wenn die Preise niedrig sind und diese auf allen möglichen Märkten installiert werden. „Die Niedrigen Systempreise und großzügigen Einspeisevergütungen haben direkt dazu geführt, dass noch niedrigere Preise erwartet werden“, erklärt Paula Mints, Forschungsdirektorin für die Solarbranche bei Navigant. „Bei den Technologieanbietern führte die Erwartung, dass die Preise immer weiter sinken, zu schmerzhaften Konsolidierungen und Insolvenzen. Weniger zu verkaufen und weniger Verluste zu machen wäre sicher im Interesse der Branche.“ Diese Konsolidierung wird sich auch in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Navigant erwartet, dass auch im nächsten Jahr die Pleitewelle weiter durch die Branche rollt. Denn das Wachstum geht in den kommenden Jahren nicht so weiter wie bisher. So erwartet Navigant für 2013 einen weltweiten Zubau zwischen 25,8 und 42,2 Gigawatt. Das wäre ein Marktwachstum zwischen fünf und 25 Prozent. In Jahr 2014 werden weltweit Solarstromanlagen mit einer Gesamtleistung zwischen 26,8 und 42,2 Gigawatt installiert werden. Das bedeutet zwar im konservativen Szenario, das Navigant entwickelt hat, ein Marktwachstum von fast vier Prozent, im aggressiven Szenario aber eine Stagnation des Weltmarktes. Das wird sich laut Navigant auch im Jahr 2015 nicht wesentlich ändern. Dann erwarten die Analysten einen Zubau zwischen 28,1 und 42,6 Gigawatt, was eine Marktwachstum zwischen fünf und 0,9 Prozent bedeutet. Erst für das Jahr 2016 erwarten die Marktforscher aus Chicago wieder ein signifikantes Marktwachstum. Dann wird der Zubau zwischen 29,5 und 46,9 Gigawatt liegen. Das wäre ein Anstieg um fünf bis zehn Prozent. Als Grund für diese Marktentwicklung nennt Navigant das weitere Ansteigen der Lagerbestände wegen der hohen Produktionskapazitäten und die weitere Absenkung der Förderungen.
Neue Geschäftsmodelle entwickeln
So wie die Einspeisetarife und andere Fördergelder weiter sinken, werden die Solarunternehmen gezwungen sein, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und neue Märkte zu erschließen. Ging es bisher vor allem um netzgekoppelte Systeme, werden die Unternehmen jetzt auf Entwickllungsländer und netzferne Anwendungen aufmerksam. „In der Vergangenheit war die Photovoltaikbranche immer auf Wachstum aus, selbst wenn dieses Wachstum unrentabel war“, kritisiert Paula Mints. „Aber abgesehen davon wird die Solarenergie nicht verschwinden und eine wichtige Rolle im zukünftigen Energiemix spielen.“ (Sven Ullrich)