Die im vergangenen Jahr neu gewählte indische Regierung ist mit guten Vorsätzen für den Ausbau der Solarenergie im Lande gestartet. Zwar hat sie diese auch mit verschiedenen Maßnahmen gestützt. So wurde die Förderung von Photovoltaikanlagen forciert und die preiswerte Anlage stand klar vor dem Schutz der einheimischen Hersteller von Komponenten. Zumindest hat sich die Regierung mit diesem Argument gegen Schutzzölle auf Importe aus China und Taiwan entschieden. Doch die Solarbranche auf dem asiatischen Subkontinent startet mit Ernüchterung ins neue Jahr. Denn das Ministerium für Neue und Erneuerbare Energien (MNRE) kürzt die Zuschüsse für netzgekoppelte Anlagen mit einer Leistung zwischen einem und 150 Kilowatt auf die Hälfte. Bekamen die Anlagenbetreiber von Neu-Delhi bisher einen Investitionskostenzuschuss von 30 Prozent der Anlagen- und Installationskosten, sinkt diese Unterstützung auf 15 Prozent. Das Gleiche gilt auch für die Zinszuschüsse, die das MNRE den Investoren für den Bau einer solchen Photovoltaikanlage gewährte.
Das Budget ist begrenzt
Das Ministerium begründet seine Entscheidung damit, dass aufgrund der niedrigen Anlagenpreise und der hohen Kosten für konventionell hergestellten Strom die Unterstützung für netzgekoppelte Dachanlagen zunehmend überflüssig werden. „Rechtspersonen und Instanzen, die immer noch mehr für konventionell hergestellten Strom bezahlen als sie für Solarstrom bezahlen müssten, brauchen keinerlei Unterstützung seit Dachanlagen auch ohne solche Unterstützungen wirtschaftlich attraktiv und rentabel sind“, schreibt das Ministerium in der Begründung seiner Entscheidung, die Unterstützung zu kürzen. Zudem muss das Ministerium auf das eigene Budget achten.
Öffentliche Einrichtungen haben Vorrang
Doch trotz der veränderten Rahmenbedingungen ist der Bau einer Dachanlage in Indien immer noch eine attraktive Möglichkeit, sich vom teuren konventionell hergestellten Strom unabhängig zu machen. Zudem koppeln sich die Anlagenbetreiber damit zunehmend vom instabilen indischen Stromnetz ab, was die eigene Sicherheit erhöht, nicht plötzlich ohne Strom da zu stehen. Die Investitionsförderung des MNRE ist aber vor allem für öffentliche Gebäude bestimmt. In erster Linie erhalten Bildungseinrichtungen, Kranken-, Alten- und Waisenhäuser die Förderung. Als zweite Kategorie werden Solaranlagen auf Gemeindegebäuden und auf Gebäuden öffentlicher Unternehmen gefördert. Anlagen auf Regierungsgebäuden bekommen die Unterstützung ebenso wie solche auf Wohngebäuden. Industrie- und Gewerbebetriebe, die sich für die Installation einer Photovoltaikanlage entscheiden, kommen bei der Förderung erst zum Zuge, wenn das Budget von den anderen Antragstellern nicht ausgeschöpft wird.
Investitionsförderung ist Erfolg
Die Investitionsförderung hat sich im vergangenen Jahr durchaus als Erfolg herausgestellt. Immerhin hat das MNRE die Förderung von Anlagen mit einer Gesamtleistung von 356 Megawatt genehmigt. Davon sind inzwischen nach Angaben des Ministeriums Anlagen mit einer Gesamtleistung von 40 Megawatt bereits errichtet. Dies ist aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein angesichts der Tatsache, dass die Regierung das Ziel ausgegeben hat, bis 2022 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 40 Gigawatt am Netz zu haben. Derzeit sind auf dem Subkontinent gerade gut drei Gigawatt installiert. Deshalb stößt die Kürzung der Förderung auch auf heftige Kritik. Die Marktforscher von Bridge to India kritisieren, dass die Unterstützung Neu-Delhis für Dachanlagen ohnehin nicht ausgereicht hat, um das Potenzial, das im indischen Markt schlummert, auch nur annähernd auszureizen. „Es ist klar, dass eine Förderung allein nicht helfen wird, das anvisierte Ziel zu erreichen“, betonen die Analysten von Bridge to India. „Dies kann nur eine Unterstützung eines kleinen Teils der Kapazität sein, die installiert werden soll. Es ist aber ein gutes Mittel, um den Markt in Schwung zu bringen.“
Hürden abbauen
Bei den indischen Analysten steht zwar vor allem der Ausschluss von industriellen und gewerblichen Investoren in die Photovoltaik in der Kritik. Doch es gibt noch viel mehr Hürden für die Investoren. Was diese in Indien vor allem brauchen, sind innovative Finanzierungsmöglichkeiten, die Verfügbarkeit verlässlicher Informationen, die Standardisierung von Stromlieferverträgen sowie klare und vorhersehbare Vorschriften für den Netzzugang und den Netzbetrieb. Im kommerziellen und industriellen Segment werden die steigenden Kosten für konventionellen Strom den Rest erledigen. Im Privatkundensegment sind die Förderungen tatsächlich besser aufgehoben. Denn in diesem Bereich ist der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten in eine Solaranlage noch sehr begrenzt. „Doch für die Unterstützung von Anlagen auf Dächern von Wohnhäusern brauchen wir auch einen vorhersehbaren Rahmen, bei dem die verfügbare Förderung auch der zu erwartenden Nachfrage entspricht“, erklären die Analysten von Bridge to India.
Preise für Zertifikate sinken
Als zweite Änderung zum Jahreswechsel hat die Zentrale Elektrizitäts-Regulierungskommission (CERC) die Anpassung der Preise für Grünstromzertifikate beschlossen. Diese sinken für Neuanlagen auf einen Wert zwischen mindestens 3.500 und maximal 5.800 indischen Rupien pro Megawattstunde. Bisher bekamen die Anlagenbetreiber zwischen 4.165 und 6.902 indische Rupien für eine Megawattstunde. Die Regulierungsbehörde begründet die Absenkung damit, dass die Preise für die Anlagen ebenfalls gesunken sind und damit die Mindestpreise, die der Anlagenbesitzer für den wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen braucht, ebenfalls zurückgehen können. (Sven Ullrich)