Die Zahl ist beeindruckend: 1,4 Millionen private Photovoltaikanlagen haben die fast sechs Millionen australischen Haushalte bereits installiert. Insgesamt besitzt jeder sechste australische Haushalt einen eigenen Solarstromgenerator. Zum Vergleich: In Deutschland sind insgesamt 1,5 Millionen Photovoltaikanlagen installiert – inklusive aller Solarparks und gewerblicher Anlagen. Die Zahl der Haushalte liegt aber mit 23 Millionen viel höher als die in Australien. Damit haben die Australier zwar insgesamt weniger Solaranlage installiert. Doch gemessen auf die Bevölkerung liegen sie viel weiter vorn als Deutschland. Selbst die inzwischen größten Märkte der Photovoltaikbranche China, USA und Japan können da nicht mithalten.
Neue Strategie entwickelt
Allerdings ist der Zubau von größeren kommerziellen Anlagen in Australien bisher noch sehr schwach. Die Regierung unterstützt vor allem den Bau privater Dachanlagen. Die Finanzierung von Solarparks überlässt sie institutionellen Investoren. „Diese tendieren traditionelle dazu, in bereits existierende Infrastrukturprojekte zu investieren“, weiß Oliver Yates, Geschäftsführer von Clean Energy Finance Corporation (CEFC), in Sydney. Der Investor in Ökostromanlagen hat sich deshalb eine neue Strategie ausgedacht, mit der sie Ökostromanlagen im Wert von einer Milliarde US-Dollar bauen kann.
Die Australier wollen entsprechende Fonds auflegen, die vom Finanzdienstleister Palisade Investment Partners mit Sitz in Sydney. gemanagt werden. Damit wolle man den wachsenden Appetit der Investoren in Ökostromprojekte stillen und das Wachstum der Erneuerbaren-Energien-Branchen beschleunigen, betonen die Australier. Das Land habe eine entscheidende Finanzierungslücke beim neuen Investitionen in erneuerbare Energien, die geschlossen werden müsse, wenn man die Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien erreichen wolle, betont Yates. „Wir erwarten, dass diese Transaktion eine wichtige Rolle spielen wird, um neue Gelder zu akquirieren, die dazu beitragen werden, diese Finanzierungslücke zu schließen und den Ausbau der Gesamtleistung an Ökostromanlagen in Australien zu beschleunigen“, sagt er mit Blick auf die neue Strategie. Sie werde die Investoren auf einer früheren Stufe der Projektentwicklung ansprechen. „Auf diese Weise können wir effektiver den Bau kommerziell machbarer Projekte beschleunigen“, erklärt Yates. „Das bedeutet, dass wir Eigenkapital zu einer Zeit in die Projekte pumpen können, in der sie es am meisten brauchen, damit sie so schnell wie möglich Energie produzieren können.“
Markt für kommerzielle Anlagen ankurbeln
Mit ihrer Strategie zielt CEFC vor allem auf den Bau von kommerziellen Generatoren für die Versorgung von Infrastrukturobjekten an. Dazu gehören neben Krankenhäusern und Schulen auch die Eisenbahn und der Transportsektor. Konkret will die CEFC bis zu 100 Millionen Dollar an Eigenkapital zur Eine-Milliarde-Dollar-Strategie beisteuern.
Der Finanzdienstleister Palisade wird weitere 400 Millionen Dollar über eine Kombination der von ihm verwalteten Fonds und einer direkten Investition der eigenen Kunden beisteuern. Wir sind gut aufgestellt, wenn es um die Zusammenarbeit zwischen unseren Investoren und Partnern geht, um qualifizierte Erneuerbare-Energien-Projekte zu identifizieren, was einen substantiellen Beitrag für die australische Erneuerbaren-Branche leisten kann“, sagt Roger Lloyd, Geschäftsführer von Palisade. Er rechnet damit, dass die jetzt von CEFC entwickelte Strategie dazu geeignet ist, Ökostromanlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 500 Megawatt zu errichten. Dazu habe man viel Zeit aufgewendet, um die geeigneten Projekte zu identifizieren, die zum Fonds passen.
Zusätzlicher Ökostromfonds angekündigt
Palisade hat inzwischen schon viel Erfahrung beim Managen einer Reihe von australischen Infrastruktur-, Energie-, Versorgungs- und Sozialprojekten. Dazu gehören nicht nur Gasleitungen und Abfallbehandlungsanlagen, sondern auch Stadtbahnen und Krankenhäuser. Palisade managt außerdem schon zwei Windparks und ist gerade dabei, einen dieser beiden Parks weiter auszubauen. Finanziert wird dies durch die eigenen Kunden, für die Palisade Fonds verwaltet. „Nachhaltigkeit ist für unsere Investoren ein Schlüssel“, betont Lloyd. „Wir sind froh, ein zusätzliche Investitionsstrategie anbieten zu können, die mit unseren Anliegen übereinstimmt und gleichzeitig langfristige und sichere Gewinne verspricht.“
Außerdem sitzen noch Australische Nationalbank (NAB) und die Commonwealth Bank mit im Boot, die zusammen mit CEFC und Palisade das restliche Geld für die Finanzierung der Ökostromprojekte einwerben. Palisade schon jetzt angekündigt, noch in der zweiten Jahreshälfte einen zusätzlichen Fonds für Ökostromprojekte aufzulegen. Damit wolle man einem breitere Spektrum an Investoren ermöglichen, ihr Geld in Ökostromprojekte zu stecken. (Sven Ullrich)