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Photovoltaikproduktionsmittel

Schlechte Stimmung bei Anlagenbauern

Die Geschäfte der etwa 100 deutschen Lieferanten von Anlagen zu Produktion von Solarzellen und Modulen entwickeln sich schlechter als erwartet. War die Photovoltiksparte des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA-Photovoltaikproduktionsmittel) im Frühjahr noch von einem Umsatzrückgang von 21,5 Prozent im Vergleich zu 2011 ausgegangen, beziffert der Branchenverband die Größenordnung jetzt auf etwa 50 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter den Verbandsmitgliedern, die der VDMA-Photovoltaikproduktionsmittel durchgeführt hat. Vor allem im dritten Quartal hat sich die Auftragslage weiter verschlechtert. „Die Investitionszurückhaltung führender Wafer-, Zell- und Modulhersteller dauert weiter an“, begründet Peter Fath, Vorsitzender von VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel, die schlechten Zahlen. „Aufgrund der sich im Feld befindenden Überkapazitäten erwarten wir einen neuen Investitionszyklus nicht vor Ende 2013.“

Auftragsreichweite geht weiter zurück

Aus der Geschäftklimaumfrage geht hervor, dass 85 Prozent der Unternehmen eine Verschlechterung der Auftragslage melden. Das zeigt sich in der aktuellen Auftragsreichweite. Betrug diese in der Vergangenheit teilweise mehr als sieben Monate, liegt sie jetzt bei 5,1 Monaten. Neben Bemühungen, die Absätze zu steigern, konzentrieren sich die Maschinenbauer vor allem auf Serviceangebote und die Effizienzsteigerung in der Produktion.

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Das hat Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation der etwa 12.000 Mitarbeiter in der Branche. So haben 28 Prozent der Hersteller von Photovoltaikproduktionsmitteln inzwischen zumindest einen Teil ihrer Belegschaft in Kurzarbeit geschickt. Das sind weit weniger Unternehmen als noch in der Frühjahrsprognose angegeben. Damals hatten noch 58 Prozent der Unternehmen vor, im Laufe des Jahres Kurzarbeit zur Kurzarbeit als Mittel der Personalplanung zu greifen. Weitere 20 Prozent der Unternehmen planen Entlassungen in den nächsten Monaten. Immerhin ist auch das eine Verbesserung im Vergleich zum Frühjahr, als sich noch 62 Prozent der Unternehmen mit Plänen getragen haben, einen Teil ihrer Mitarbeiter zu entlassen. Beim Verband denkt man positiv. „Wir sind trotz der angespannten Lage zuversichtlich, dass der deutsche Photovoltaikmaschinenbau seine Schlüsselstellung in der Photovoltaikproduktion behaupten wird“, sagt Florian Wessendorf, Projektleiter bei VDMA Photovoltaikproduktionsmittel. „Um die straffen Herausforderung in der Photovoltaikproduktion – weitere Kostensenkung bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung – zu bewältigen, werden unsere Kunden auch in Zukunft auf Lösungen ‚Made in Germany‘ vertrauen. Deutsche Photovoltaikmaschinenbauer und Technologielieferanten werden weltweit als Technologieführer wahrgenommen. Diesen Vorsprung gilt es zu halten beziehungsweise auszubauen“, ergänzt Fath.

Branchenprimus auf dem Weg zum Markt

Fath ist gleichzeitig Technologievorstand des deutschen Branchenprimus Centrotherm Photovoltaics in Blaubeuren, der Mitte dieses Jahres ins Straucheln geraten ist. Seit dem 12. Juli bearbeitet das Unternehmen seine Insolvenz unter einem Schutzschirm. Jetzt hat die Sanierung in Eigenverwaltung konkrete Formen angenommen. Wie das Unternehmen am 1. Oktober mitteilte, hat das zuständige Amtsgericht in Ulm dem Antrag des Unternehmens auf Eröffnung eines Planverfahrens in Eigenverwaltung stattgegeben, nachdem der Gläubigerausschuss damit einverstanden war. Jetzt ist der Weg für Centrotherm frei, ein mit den Gläubigern abgestimmtes Sanierungs- und Zukunftskonzept unter Aufsicht eines gerichtlich bestellten Sachwalters anzugehen. Dieses Konzept legt das Unternehmen am 12. Oktober beim Amtsgericht in Ulm vor. Es läuft auf eine möglichst hohe Befriedigung der Gläubiger hinaus. Stimmen Amtsgericht und Gläubiger dem Plan zu, ist das Insolvenzverfahren bei Centrotherm aufgehoben. Das Unternehmen agiert dann wieder in voller Eigenständigkeit am Markt. Die Sanierung von Centrotherm ist nach Angaben des Unternehmens mit einem derzeitigen Liquiditätsbestand von mehr als 110 Millionen Euro gut abgesichert. (Sven Ullrich)